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Äthiopische Frisuren: Flechtkunst mit festen Regeln

28
Jun 2019

Land & Leute

„Game“, „Asasir“, „Lemite Dula“: In unserem Projektgebiet Borena im Nordosten von Äthiopien werden die traditionellen Zopffrisuren entsprechend dem Alter der Frauen geflochten.

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Für diesen Schönheitssalon braucht es nur ein gemütliches Plätzchen im Schatten und grobe Mauersteine aus Zement. Sechs Frauen, die bei Menschen für Menschen im Projektgebiet Borena an einem Töpfertraining teilnehmen, haben sich nach Kursende unter ein paar jungen Bäumen niedergelassen. Drei sitzen im Gras, drei hinter ihnen auf den Mauersteinen. Bis zum Abendessen sind es noch ein paar Stunden. Zeit für einen Plausch – und für neue Zöpfe! Die alten sind schon ein wenig lose.

Mit geübten Griffen und großen Kämmen in grellen Farben arbeiten sich die drei „Friseurinnen“ durch die Flechtfrisuren ihrer „Kundinnen“. Und wo eben noch kleine Zöpfe eng an der Kopfhaut lagen, entfaltet sich jetzt eine eindrucksvolle Haarpracht, bei den jüngeren tiefschwarz, bei den älteren ergraut. Als alle Zöpfe entwirrt sind und das Haar sorgfältig durchgekämmt ist, beginnt die eigentliche Arbeit: Die Zöpfe werden neu geflochten.

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Diese Frisur namens „Game“ tragen eigentlich Mädchen und unverheiratete Frauen. Für das Foto macht diese verheiratete Frau eine Ausnahme.

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Das Projektgebiet Borena von Menschen für Menschen liegt in der nordäthiopischen Region Wollo, wo die Frauen seit Jahrhunderten das Haar zu festen Zöpfen gebunden tragen. Wenn man genau hinsieht, unterscheiden sich die Flechtfrisuren aber voneinander.

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Äthiopische Frisuren folgen festen Regeln

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Die Frauen erklären uns die Regeln: Mädchen ab dem siebten Lebensjahr und unverheiratete Frauen tragen eine Frisur, die sich „Game“ nennt: Die Zöpfe verlaufen wie bei einem Mittelscheitel seitlich hinunter Richtung Ohren. Am Hinterkopf wandern sie Richtung Wirbelsäule. Sobald eine Frau verheiratet ist, trägt sie eine etwas kompliziertere Frisur namens „Asasir“, bei der die Flechtreihen im Wechsel zur Seite und nach hinten wandern. Ältere Frauen wiederum lassen sich die Haare zur „Lemite Dula“ flechten: Dabei verlaufen die Zöpfe von der Stirn direkt Richtung Hinterkopf.

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„Die jungen Leute in der Stadt tragen allerlei modische Frisuren“, sagen die Frauen und schütteln den Kopf. „Aber wir Frauen in Wollo tragen die Haare so.“
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„Unsere Großmütter trugen sie so – und deren Großmütter auch.“ Wie man die festen Zöpfe fertigt, lerne jede Frau von ihrer Mutter, doch in den Dörfern gibt es stets einzelne Frauen, die anderen für ein wenig Geld die Haare machen. Für einfache Frisuren mit relativ dicken Zöpfen nehmen sie 5 Birr, also circa 17 Eurocent, für die komplizierten das Doppelte. Wenn die Zöpfe fertig sind, werden sie mit Öl bestrichen, damit sie glänzen und besser halten.

„Die Nachmittage, an denen wir unsere Zöpfe neu flechten lassen, haben aber noch einen Vorteil“, sagen die Frauen: „Sie sind neben der vielen Arbeit eine Möglichkeit, sich ein wenig zu entspannen – und für Gespräche unter uns Frauen.“ Ein Schönheitssalon eben – mit Wellnessfaktor für die Seele.

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