Nothilfe
Schnell, wenn es schnell gehen muss
Die Stiftung Menschen für Menschen setzt in ihrer Arbeit auf das nachhaltige Prinzip der Hilfe zur Selbstentwicklung. Wir wollen die Menschen in Äthiopien langfristig dazu befähigen, ihre Versorgung selbst sicherstellen zu können und unabhängig von Unterstützung von außen zu werden. Immer wieder sahen wir in uns in den vergangenen 40 Jahren jedoch auch mit klimabedingten Dürreperioden konfrontiert. Ausnahmesituationen, in denen schnell gehandelt werden muss, um Menschen vor dem Hungertod zu bewahren. Menschen für Menschen leistet in solchen Fällen Soforthilfe, um die schlimmste Not zu lindern.
Nahrungsmittelhilfe während der Dürre 2015 bis 2017
Bereits Ende 2015 waren Teile Äthiopiens von der schlimmsten Dürre seit 30 Jahren betroffen. Menschen für Menschen konnte dank eigener Infrastruktur und den äthiopischen Mitarbeitern rund 32.500 Menschen ab November 2015 mit notwendigen Lebensmitteln versorgen. Die Bevölkerung kann sich heute – auch dank unserer Hilfe – wieder selbst versorgen. Unsere Nahrungsmittelhilfe erfolgte in der Region Agarfa, südöstlich der Hauptstadt Addis Abeba, außerhalb der Projektgebiete von Menschen für Menschen.
Fakten zur Dürre in Äthiopien
- schwerste Dürre seit 30 Jahren
- ausbleibende Regenfälle, Wassermangel und Trockenheit seit 2015
- vor allem im Norden und Osten des Landes leiden die Menschen unter Trockenheit
- Klimaphänomen El Niño als eine der Ursachen
- Ernteausfälle für die Bauern führen zu Unterernährung
- Äthiopien droht eine Hungerkatastrophe
- Menschen für Menschen verteilte bereits 2015 als eine der ersten Organisationen Notfallrationen
- im Distrikt Agarfa wurden ab November 2015 28.000 Menschen mit Grundnahrungsmitteln versorgt
- Anfang 2016 weiteten wir unser Programm auf 32.500 Menschen aus
- Menschen für Menschen verlängerte die Nothilfeverteilung für weiterhin 32.500 Bedürftige
- aufgrund Folgen der Dürre leistete die Stiftung auch 2017 Soforthilfe
Hintergründe der Notsituation 2015 - 2017
Unter der massiven Dürre litten vor allem die Regionen im Norden und Osten des Landes. Die Nothilfeverteilung konzentrierte sich deshalb auf die Region Agarfa, südöstlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Das Gebiet lag außerhalb unserer damaligen aktiven zwölf Projektgebiete. Da in Äthiopien immer noch über 80 Prozent der Menschen als Selbstversorger leben und kaum Einkommen jenseits der Landwirtschaft erwirtschaften, traf sie der Wassermangel und die Trockenheit besonders hart. Die Bauern in den ländlichen Gebieten sind vor allem auf die große Regenzeit zwischen Juni und September angewiesen, doch diese blieb auch 2016 deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Maßgeblich verantwortlich für die Dürre war das Wetterphänomen El Niño. Während es im Nordosten des Landes an Regen fehlte, sorgte El Niño im Süden teilweise für heftige Regenfälle und Überschwemmungen. Doch der völlig ausgedörrte Boden konnte das dringend notwendige Wasser nicht aufnehmen.
Bei Dürre ist schnelle Hilfe entscheidend: Wenn die Felder brach liegen, verkaufen die Familien die Tiere, die noch nicht verendet sind, und essen in ihrer Not die letzten Saatgutvorräte. Damit wird auch die nächste Aussaat unmöglich. Zugleich explodieren auf den Märkten die Preise für Nahrungsmittel. Äthiopien drohte eine Hungerkatastrophe.
Unsere Nothilfe-Maßnahmen in Äthiopien
Wir verteilten das Standardpaket, das vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen empfohlen wird: Jede Person erhielt pro Monat 15 Kilo Getreide, 1,5 Kilo Hülsenfrüchte und 0,45 Liter Speiseöl. Kleinkinder, schwangere und stillende Frauen bekamen außerdem proteinreiche Ergänzungsnahrung (Famix). Diese Nothilferation kostete Menschen für Menschen 12,50 Euro.
Bei der Verteilung der Hilfsgüter profitierten wir von unserer Infrastruktur in Äthiopien. Alle Lebensmittel brachten wir mit eigenen Lastwagen in die betroffenen Regionen. Unsere Mitarbeiter verteilten sie vor Ort. So kam die Hilfe schnell dort an, wo sie am dringendsten gebraucht wurde. Die Nahrungsmittel hatten wir nach einer öffentlichen Ausschreibung in Äthiopien selbst eingekauft.
- Im November und Dezember 2015 konnten wir für insgesamt 28.000 Menschen die Versorgung sichern.
- Anfang 2016 wurde unser Programm auf 32.500 Menschen ausgeweitet.
- Wir verlängerten die Nahrungsmittelversorgung in 2017, um 24.840 Menschen zu unterstützen.
Reportagen von der Hungersnot in Agarfa
Auswirkungen von Unter- und Mangelernährung
Die ersten 1.000 Tage nach der Empfängnis sind entscheidend für die körperliche und geistige Entwicklung eines Kindes. Unterernährung schwächt die Entwicklung von Gehirn, Nerven- und Immunsystem. Mögliche Folgen: Anämie, Durchfall, Fieber, Infektionen oder Tod.
Mangelernährte Kinder verlassen die Schule oft vorzeitig – im Schnitt ein Jahr früher als normal ernährte Kinder. Zudem wiederholen sie im Laufe ihrer Schullaufbahn öfter eine Klasse. Das erhöht die Kosten für Bildung und belastet das Schulsystem.
Unterernährung trägt zu mangelnder Bildung, mangelnder Produktivität und somit auch zu einer schwachen Wirtschaftsleistung bei. Sie stellt eine lebensbedrohliche Gefahr für den Einzelnen dar – und zugleich eine wirtschaftliche Bedrohung für die Entwicklungsländer.
Hunger besiegen, Flucht verhindern
Klimabedingte Dürreperioden können wir nicht verhindern. Doch wenn Familien Vorräte anlegen können, weil ihre Felder genug Ertrag bringen und sie zusätzlich über ein Einkommen abseits der Landwirtschaft verfügen, gelingt es, die Folgen derartiger Dürreperioden deutlich abzuschwächen.
Die hohen Flüchtlingszahlen führen uns deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, Not leidende Menschen vor Ort zu unterstützen, damit sie ihre Heimat nicht verlassen müssen. So wichtig Nothilfe im Sinne der Menschlichkeit ist, sollte sie die Ausnahme bleiben. Deshalb leisten wir präventive Arbeit im Bereich der Ernährungssicherung. Unsere langfristig angelegte Hilfe zur Selbstentwicklung zielt genau darauf ab, die Familien auf Notzeiten besser vorzubereiten: durch effektivere Anbau- und Bewässerungsmethoden, ertragreicheres Saatgut und Einkommensmöglichkeiten jenseits der Landwirtschaft.
Ihre Spende für integrierte nachhaltige Entwicklung schafft Perspektiven und bekämpft Fluchtursachen.