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Wasser für Kedo

Projektgebiet: Boreda Schwerpunkt: Wasser

Im Projektgebiet Boreda fehlt es an Wasser: Frauen laufen lange Strecken zum nächsten Brunnen. Kinder und Erwachsene erkranken an verdrecktem Trinkwasser aus den Tümpeln. Ihr wertvolles Vieh stirbt an Parasiten. In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung errichtet Menschen für Menschen daher in den Dörfern Wasserstellen, Tiertränken und Duschhäuschen.

Mehrere Meter ragt die Krone des Korallenbaumes am Rande des Dorfes Kedo gen Himmel. Er gilt hier als gutes Omen: Wo er wächst, so glauben die Menschen, gibt es ausreichend Wasser. Doch bis vor einigen Monaten profitierten die Bewohnerinnen und Bewohner Kedos kaum von dem flüssigen Schatz unter ihren Füßen.

Zwar schöpften sie ihr Wasser unweit des Dorfes, doch die natürliche Quelle versiegte regelmäßig. „Oft musste ich lange warten, bis ich meine Kanister füllen konnte“, erinnert sich Ule Uta, die gemeinsam mit ihrem Mann und den sieben Kindern in Kedo lebt. „Besonders, wenn viele Nachbarinnen vor mir da waren.“ Im vergangenen äthiopischen Sommer, zwischen Oktober und Februar, war die Situation besonders angespannt: Tagelang war das Wasserloch nicht mehr als eine dreckige Pfütze oder lag sogar komplett trocken. Ule und den anderen Frauen blieb nichts anderes übrig, als ihr Wasser an einem weit entfernten Brunnen zu schöpfen, den die Regierung vor einigen Jahren errichtet hatte. „Hin und zurück waren wir mehr als eineinhalb Stunden unterwegs“, erzählt Ule.

Neue Quellfassung für das Dorf Kedo

Um die rund 80 Bewohnerinnen und Bewohner Kedos das ganze Jahr über zu versorgen, hat Menschen für Menschen die ehemalige natürliche Quelle über Rohre mit einer weiteren nahegelegenen verbunden und zur jetzigen Ausgabestelle geleitet. Das Wasser reicht nun für alle.

Bei der 54-jährigen Landwirtin ist heute Waschtag. Sie hat sich ihre Haare mit einem orangenen Tuch aus dem Gesicht gebunden, die Ärmel ihrer Strickjacke bis zu den Ellbogen hochgeschoben. Ihre Hände und das bunte Kleid, das sie vor sich in einem flachen Becken ausgebreitet hat, sind weiß vom Seifenschaum.

Neue Quellfassung im Projektgebiet Boreda
Ule schüttet klares Wasser über den Stoff, knetet und und wringt ihn solange, bis Schmutz und Seifenreste ausgewaschen sind. Das Waschbecken aus Beton hat Menschen für Menschen in Kedo gebaut - im Schatten der dicht bewachsenen Äste des Korallenbaums.

Direkt daneben, an den vier neu installierten Hähnen zapfen einige Frauen und Mädchen Wasser. Kinder bespritzen sich gegenseitig mit dem kühlen Nass, kreischen laut auf. Und auch für das Vieh ist gesorgt: Es kann an der neuen Tränke seinen Durst stillen.

Gesund dank sauberem Wasser

Hat Ule früher an guten Tagen 20 Liter Wasser geschöpft, sind es heute deutlich mehr. Nach Bedarf läuft die Landwirtin mehrmals am Tag zu den Wasserhähnen, nur wenige Schritte von ihrem Zuhause entfernt. Die Familie nutzt das Wasser im Haushalt zum Kochen, um sich zu waschen, zum Putzen des Hauses, für den Abwasch, zum Tränken der zwei Ochsen, der zwei Kühe und des Esels. Um zum Trinken für sich selbst. „Das Beste ist, dass wir uns nicht mehr fürchten müssen, krank zu werden“, sagt Ule. In dem verdreckten Wasser der Quelle tummelten sich zuvor Parasiten, die schwere Magen-Darmerkrankungen hervorriefen. Ules Kinder klagten häufig über starke Bauchschmerzen, übergaben sich, hatten Durchfall. Dabei hatte ihre Familie Glück. Die Tees aus heimischen Kräutern, die die Mutter in solchen Fällen zubereitete, halfen den Kindern.

Neue Quellfassung im Projektgebiet Boreda

Gemeinsam für sauberes Wasser

So wie den Bewohnerinnen und Bewohnern Kedos geht es vielen Menschen in Boreda. Der Bezirk, in dem sich Menschen für Menschen seit Beginn 2023 engagiert, liegt im Süden Äthiopiens, rund 400 Kilometer von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba entfernt. Der fehlende Zugang zu sauberem Trinkwasser gehört zu einem der drängendsten Probleme der Region: Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung nutzt Wasser aus ungeschützten Quellen, Flüssen und Tümpeln, die sie sich mit wilden Tieren und ihrem Vieh teilen.

Mit sauberem Trinkwasser verbessert sich nicht nur die Gesundheit der Dorfbewohnerinnen und -bewohner, auch das Gesundheitssystem wird weniger belastet. Frauen, die keine langen Strecken zum Wasserholen zurücklegen müssen, sparen viel Zeit, die sie stattdessen auf dem Feld oder für das Erwirtschaften eines eigenen Einkommens nutzen können.

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