Äthiopien verstehen
Wissenswertes in Infografiken
In unserer Rubrik “Äthiopien verstehen” möchten wir Ihnen regelmäßig Wissenswertes, Verblüffendes und Spannendes aus dem Land am Horn von Afrika in Form von Infografiken präsentieren. Finden Sie hier zahlreiche Fakten über das Leben in Äthiopien, die Altersstruktur der Bevölkerung, die Gründe für Kindersterblichkeit oder die wichtigsten Gefahren für die Gesundheit der Menschen in Äthiopien.
Vorsichtige Hoffnung am Horn von Afrika
Seit dem Antritt von Premierminister Abiy Ahmed im Jahr 2018 erlebt Äthiopien einen gesellschaftlichen Aufbruch. Der 42-Jährige hat Frieden mit Eritrea geschlossen, politische Gefangene freigelassen und eine neue Regierung gebildet, in der die Hälfte der Ministerien von Frauen geleitet wird. Mit Sahle-Work Zewde als Präsidentin gibt es erstmals auch ein weibliches Staatsoberhaupt. All das hat große Hoffnungen in dem zweitgrößten afrikanischen Land geweckt, das schon länger wirtschaftlich boomt, in dem aber weiterhin große Teile der Bevölkerung bitter arm sind. Neben den anhaltenden ethnischen Konflikten ist es vor allem die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die Äthiopien vor große Herausforderungen stellt.
Demografischer Bonus
Weil die Geburtenzahlen zurückgehen, verschiebt sich der Schwerpunkt der Bevölkerung nach und nach zu den jungen Erwerbsfähigen. Dieser “demografische Bonus” kann Äthiopien mehr Wachstum und Wohlstand bescheren. Das gelingt jedoch nur, wenn die wachsende Zahl junger Erwachsener auch gut ausgebildet ist und in Arbeit gebracht werden kann.
Weniger Geburten
In Äthiopien ist die durchschnittliche Anzahl Kinder je Frau in den letzten zwanzig Jahren von rund sieben auf etwa vier gesunken. Das ist noch immer ein hohes Niveau, allerdings ist die Geburtenrate nirgends in Subsahara-Afrika so schnell zurückgegangen wie in Äthiopien.
Entwicklung ausstehend
Äthiopien gehört weiterhin zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde. Im Human Development Index der Vereinten Nationen rangiert es derzeit auf Platz 173 von 189 Ländern. Der Index hat den Anspruch, Entwicklung nicht allein am Wirtschaftswachstum zu messen. Deswegen bezieht er neben dem Bruttonationaleinkommen pro Kopf als Indikatoren auch die Lebenserwartung sowie die durchschnittliche Ausbildungszeit, die ein 25-Jähriger absolviert hat, und die voraussichtliche Ausbildungszeit eines Kindes im Einschulungsalter ein.
Verstecktes Wasser
Einem Äthiopier stehen im Durchschnitt 20 Liter Wasser am Tag zur Verfügung. Zum Vergleich: Jeder Deutsche verbraucht im Durchschnitt 121 Liter am Tag. Das ist jedoch nur das Wasser, das wir im Alltag verbrauchen, etwa zum Trinken, für die Zubereitung von Mahlzeiten oder zur Reinigung und Körperpflege. Unser täglicher Wasserbedarf ist jedoch viel höher, denn bei der Produktion unserer Lebensmittel, unserer Kleidung oder anderer Bedarfsgegenstände wird ebenfalls Wasser verbraucht. Rechnet man dieses Wasser mit, kommt ein durchschnittlicher Deutscher auf einen Verbrauch von rund 4.000 Litern am Tag. Die Grafik zeigt, wie viel “verstecktes Wasser” in den Dingen ist, die uns umgeben.
11 Kinder pro Minute
Von 1990 bis 2015 wurde die Kindersterblichkeit weltweit laut UNICEF um mehr als die Hälfte gesenkt: Von 12,7 Millionen auf 5,9 Millionen Kinder jährlich. In Äthiopien sank die Kindersterblichkeit in diesem Zeitraum gar um zwei Drittel. Das ist ein Fortschritt, aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn: Noch immer sterben weltweit elf Kinder pro Minute. Ein Tod alle fünfeinhalb Sekunden. Die meisten Opfer könnten gerettet werden, denn hinter den offiziellen Todesursachen, die diese Statistik zeigt, verbergen sich oft dieselben Probleme: schmutziges Wasser, Mangelernährung, eine schlechte Hygienesituation sowie eine unzureichende medizinische Versorgung. Das bedeutet: Das Sterben könnte mit einfachen Mitteln verhindert werden.
Äthiopiens Plagen
In Äthiopien leiden viele Menschen an Krankheiten, die mit relativ einfachen Mitteln besiegt werden könnten. Wichtig wären ein besserer Zugang zu Trinkwasser, mehr Hygiene, medizinische Prophylaxe sowie die gezielte Behandlung von Betroffenen. Drei der größten Plagen im Überblick:
Überfluss und Mangel
Die Grafik “Überfluss und Mangel” zeigt auf plakative Weise, dass für uns ganz selbstverständliche Gegenstände für unsere Mitmenschen in Äthiopien alles andere als selbstverständlich sind. Statistiken zufolge nennt jeder deutsche Bürger durchschnittlich 10.000 Gegenstände sein eigen. Eine schwindelerregende Zahl, die uns gelegentlich darüber nachdenken lässt, wer eigentlich von wem Besitz ergriffen hat: Wir von den Dingen – oder die Dinge von uns? In Äthiopien herrscht eine andere Situation.