Heinz Sielmann Stiftung
Eines der Ziele der Heinz Sielmann Stiftung ist es, einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu leisten – national wie international. Die globale Biodiversitätskrise macht dieses Anliegen dringender als je zuvor und verweist auf die Notwendigkeit, natürliche Lebensräume wiederherstellen zu müssen. Die Vereinten Nationen mit ihrem internationalen Aufruf zur Wiederherstellung von Ökosystemen – der UN-Dekade Ecosystem Restoration 2020-2030 – mahnen uns alle dazu.
In Äthiopien liegt hierzu der besondere Fokus auf den verlorenen gegangenen Waldlandschaften. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Äthiopien zu 40 Prozent mit Wald bedeckt, heute sind es nicht einmal mehr fünf Prozent. Gemeinsam arbeiten die Heinz Sielmann Stiftung und Menschen für Menschen in einem Projektgebiet an der Wiederbewaldung erodierter Landschaften.
Drastischer Verlust an Wäldern und damit an natürlichem Lebensraum hat nicht nur für die dort heimischen Tier- und Pflanzenarten schwerwiegende Konsequenzen – auch bereits bedrohte Vogelarten aus Europa müssen hier Zuflucht vor dem langen Winter finden. Schwerwiegend ist davon ebenso die Bevölkerung Äthiopiens betroffen, die mit fortschreitender Entwaldung und dessen Auswirkungen zu kämpfen hat.
Denn Entwaldung geht mit gravierender Erosion fruchtbarer Böden einher und mindert damit die notwendige Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterereignissen wie Dürren und Starkregen. Ernteausfälle und Ernährungsunsicherheit stellen immer wiederkehrende Risiken für die Bevölkerung in einem Land dar, dessen wichtigster Wirtschaftszweig die Landwirtschaft mit 34 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 72,7 Prozent der Erwerbstätigen darstellt.
Integriertes Entwicklungsprojekt
In den Gemeinden Kabiwobo und Lencho werden im Rahmen der Kooperation zwischen der Heinz Sielmann Stiftung und Menschen für Menschen seit 2018 verschiedene Maßnahmen umgesetzt.
Eingebunden in ein integriertes Entwicklungsprojekt werden stark degradierte Hänge zunächst mit aufwändigen Bodenkonservierungs- und Erosionsschutzmaßnahmen bearbeitet. Es folgen daraufhin Pflanzungen mit heimischen Arten, welche in den Baumschulen der Gemeinden gezogen werden.
Nach bereits vier Jahren sind die Voraussetzungen für die Entwicklung von wertvollen Waldlandschaften wiederhergestellt und Erfolge spür- und sichtbar.
Durch ein begleitendes Biodiversitätsmonitoring hat die Heinz Sielmann Stiftung auf den Flächen bereits eine bis zu 50%ige Steigerung der Artenvielfalt von Pflanzen, Vögeln und Insekten messen können. Ebenso sind ökologische Prozesse wieder in Gang gesetzt: gepflanzte Baumsetzlinge vermehren sich selbst, eine natürliche Verjüngung hat eingesetzt. Rückkehr von ersten Wildtierarten und Vogelarten sind belegt.
Die Gemeinden Kabiwobo und Lencho profitieren dabei ebenso direkt: gesunder Boden bedeutet auch ein verbesserter Wasserhaushalt. Felder im Tal sind vor Überschwemmungen während der Regenzeit geschützt, ihre Böden durch bodenkonservierende Pflanzenreihen fruchtbarer, die Wasserstellen führen mehr Wasser. Viehfutterarten können innerhalb der geschützten Flächen ebenso wie traditionelle Arzneipflanzen nachhaltig geerntet werden.
So hat die Gemeinde auch ein Interesse daran, den Schutz der renaturierten Gebiete selbst zu überwachen. Holzeinschlag oder das direkte Beweiden durch Vieh sind auf den Flächen untersagt. Notwendiges Holz zum Kochen und Bauen erwirtschaftet die lokale Bevölkerung ergänzend mit schnellwachsenden Hölzern, die sie in der Nähe ihrer Höfe anpflanzen. Die Setzlinge kommen wiederum aus den schon genannten Baumschulen.
Der aufgezeigte Gewinn für Natur und Mensch macht auch die besondere Wirkung, die aus der Zusammenarbeit zwischen den beiden Kooperationspartnern Menschen für Menschen und der Heinz Sielmann Stiftung resultiert, deutlich; denn Natur- und Artenschutz kann nur mit und durch die Menschen vor Ort funktionieren und umgekehrt genauso; Menschen können nur auf Grundlage funktionierender Naturräume ihren Lebensunterhalt sichern.
Lesen Sie hier mehr zu den aktuellen Entwicklungen aus der Zusammenarbeit zwischen der Heinz Sielmann Stiftung und Menschen für Menschen sowie zu der Fachtagung mit dem Thema “Wie lassen sich Entwicklung und Klimaschutz vereinbaren?”.