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Ein Plan, der Früchte trägt

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Borena
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Vor drei Jahren erzählten Mitarbeiter von Menschen für Menschen dem Kleinbauern Belay Gebeye aus dem Dorf Miskabe in der Projektregion Borena von einer Frucht, die ihm zu ein wenig Wohlstand verhelfen könnte: dem Apfel.

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Belay ist 68 – in Äthiopien ein hohes Alter. Er hatte noch nie einen Apfel gesehen und wagte dennoch etwas Neues. Er pflanzte 20 kniehohe Apfelsetzlinge auf seinem Feld. Heute steht Belay zwischen 60 teils mannshohen Apfelbäumen. Er kann zwei Mal im Jahr ernten und die Früchte auf dem Markt verkaufen. Äpfel sind in Äthiopien begehrt, wer es sich leisten kann, zahlt den Stückpreis von 5 Birr, umgerechnet 22 Cent.

Rund 2.000 Birr, also knapp 90 Euro, setzt Belay heute pro Ernte um. Viel mehr als Getreide auf der gleichen Fläche einbringen würde. Fünf Bauern in Miskabe sind Belays Beispiel schon gefolgt. Menschen für Menschen stattete sie mit Baumscheren aus und schulte sie im Schneiden der Bäume, um damit deren Ertrag zu erhöhen. In der Projektregion Borena hat die Äthiopienhilfe bereits 9.800 Apfelbaumsetzlinge verteilt. Mit ihnen wächst für Kleinbauern ein wenig Sicherheit heran.

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Das sichere Korn

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Dano
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Was nützt die beste Ernte, wenn sie bei der Lagerung wieder verloren geht? Mit Kornspeichern verhilft Menschen für Menschen Landwirten zu langfristiger Ernährungssicherheit.

Es waren kleine Tierchen, die Abera Hurisa noch vor wenigen Jahren das Leben schwer machten. Ratten und Mäuse, die in seinen Getreidespeicher eindrangen und sich an der mühsam eingeholten Ernte satt fraßen. Und dann noch die nur wenige Millimeter messenden Rüsselkäfer: Einmal im Inneren des Speichers, ernährten sie sich von dem Getreide. Die Käferweibchen legen jeweils Hunderte Eier in die Körner, die Larven höhlten das Korn daraufhin nach und nach aus, verunreinigten es und machten Aberas Getreide unbrauchbar.

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20 Prozent der Ernte gehen verloren

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Die Eindringlinge hatten ein leichtes Spiel: Aberas Kornspeicher, aus dünnen Ästen erbaut, stand direkt auf dem Boden. Das Korn war dadurch nicht nur den Tieren, sondern auch hoher Feuchtigkeit ausgesetzt und verdarb schnell.

Der neunfache Familienvater lebt zusammen mit seiner Frau, drei Töchtern und einem Enkelsohn im Dorf Bake Sirba im Projektgebiet Dano. So wie ihm geht es vielen Bauern und Bäuerinnen. Nach Schät­zungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gehen in Äthiopien 20 Prozent des Getreides nach der Ernte verloren. Ein großer Teil durch die schlechte Lage­rung. Das bedroht die Ernährungssicherheit im Land, denn die Vorräte der Familien reichen so kaum über die Trockenzeit und erst recht nicht bei Missernten oder wenn es zu einer schlimmen Dürre kommt.

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Nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung

In Äthiopien leben sieben von zehn Menschen von der Landwirtschaft. Aufgrund der einseitigen Bewirtschaftung des Ackerlandes sind viele Böden ausgelaugt, Bodenerosion zerstört wichtige Anbauflächen, es fehlt an Saatgut und ausrei­chend Bewässerung. Zusätzlich geht ein Teil der ohnehin mageren Ernte durch die Lagerung in traditionellen Kornspeichern verloren. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, setzen wir in unseren Projektgebieten auf mutige Modell-farmer und schulen sie darin, ihren Betrieb produktiver zu machen. Ihre schnellen Erfolge überzeugen und fördern zahlreiche Nachahmer.

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Einfache Veränderungen mit großer Wirkung

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Menschen für Menschen zeigt den Landwirten daher, wie sie Kornspeicher errichten können, in denen ihr Getreide sicher lagert: Aberas neuer Speicher steht erhöht auf vier Holzstämmen. Um sie hat der 64-jährige Landwirt pilzförmige Schutzbleche gelegt. Sie verhindern, dass Nagetiere zum Getreide­speicher emporklettern. Auch die Feuchtigkeit lieben­ den Rüsselkäfer werden so eher abgehalten. Ein Wellblechdach schützt vor Regen und Dreck. Abera lagert Mais und Sorghum in zwei Kammern, die er über eine Öffnung am oberen Teil des Kornspeichers befüllen kann. Über kleine Klappen an der Seite ent­nimmt er das Getreide.

Seit über fünf Jahren arbeitet Abera mit Menschen für Menschen zusammen. Zunächst bekam er von der Äthiopienhilfe Kaffeesetzlinge sowie Kohl-und Sojabohnensamen. Ein Entwicklungshelfer der Stiftung erklärte ihm, wie er alles auf seinem Feld anordnen sollte, um einen hohen Ertrag zu erreichen. Als er Abera dann zu dem neuen Kornspeicher riet, war dieser sofort überzeugt. „Ich ahnte, dass mich das einen großen Schritt weiterbringen würde“, sagt er.

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Aberas neuer Kornspeicher: Hier bleibt das Getreide trocken und icst sicher vor Nagetieren.

Das meiste, was er für den Bau brauchte, wie Holz, Äste und Lehm, gab es vor Ort. Anderes, wie die Nägel, die Schutzbleche, die Klappe zur Entnahme des Getreides und die Zementmischung, mit der er die Beine des Speichers fixierte, erhielt er für einen geringen Betrag von der Äthiopienhilfe.

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Abera und seine Familie werden zu Vorbildern

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Während Abera und seine Familie die Sorghum­hirse aus dem Kornspeicher bis heute vor allem für den Eigenbedarf, zum Beispiel zur Herstellung des äthiopischen Fladenbrots Injera nutzen, verkauft der Landwirt einen Großteil seines Maises auf dem Markt. Insgesamt verdient er damit heute je nach Erntesai­son umgerechnet zwischen 170 bis 280 Euro. Zu­sätzlich hat er mit seinen zuletzt geernteten Sojaboh­nen – etwa 150 Kilo – auf dem Markt weitere 1.500 äthiopische Birr, umgerechnet etwa 42 Euro, verdient.

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“Unser Leben ist viel besser geworden”, sagt Abera und lacht.
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Viele der Landwirte aus der Nachbarschaft haben erfahren, dass Abera kaum mehr Getreide verliert und sind neugierig geworden. “Sie besuchen mich und schauen sich den Speicher genau an”, sagt er. “Einige nehmen sogar Maß.” Abera ist stolz, anderen ein Vorbild zu sein, und schaut inzwischen optimis­tisch in die Zukunft. Dazu hat vieles beigetragen, nicht zuletzt das Solarpanel auf seinem Dach, zu dem ihm die Äthiopienhilfe verholfen hat. Früher nutzte die Familie nach Sonnenuntergang eine alte Petroleum­lampe, ihr giftiger Rauch brachte alle zum Husten. Heute haben sie eine akkubetriebene Leuchte. “Unser Leben ist viel besser geworden”, sagt Abera und lacht.

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Verteilung von Nothilfe gegen den Hunger

Nothilfe
Region: Agarfa
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„Hoffentlich hört es morgen nicht wieder auf zu regnen.“, sagt Alfia Muktar als sie ihren Blick in den grauen mit Wolken verhangenen Himmel richtet. Ein leichter Regen prasselt auf die Wellblechdächer des Dorfes Sheneka in der Region Agarfa, knapp über 500 Kilometer südöstlich von Addis Abeba. Es ist der erste Regen, nachdem in den Regenzeiten der vergangenen zwei Jahre nur sehr vereinzelt kurze Schauer fielen.

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Schon oft zogen in diesen zwei Jahren dunkle Wolken über Sheneka auf und die Menschen hofften, die Zeit der Dürre überstanden zu haben. Sie wurden immer bitterlich enttäuscht. Und so kam es, dass sie erneut eine ihrer abgemagerten Ziegen verkaufen mussten. Auch das wertvolle Saatgut, das für die Aussaat bestimmt war, aßen sie auf, um ihren Hunger zu stillen.

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Alfia Muktar und ihre Familie mussten ihr Vieh verkaufen und ist nach der großen Dürre mittellos.

Die einzigen grünen Pflanzen, die es in und um Sheneka noch gibt, sind Kakteen. Sonst ist von der einst fruchtbaren Tiefebene, in der Alfia und ihre Familie leben, nichts mehr übrig geblieben. „Wir haben immer auf das Auto von Menschen für Menschen gewartet. Denn dann wussten wir, dass wir wieder Nahrung erhalten und für die nächste Zeit unseren Kindern etwas zu essen geben können“, erzählt die 40-Jährige.

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Maßnahmen gegen die Hungerkatastrophe

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Menschen für Menschen verteilt aktuell an 24.840 Bedürftige das vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen empfohlene Nothilfepaket, bestehend aus 15 Kilogramm Getreide, 1,5 Kilogramm Hülsenfrüchte, einem halben Liter Speiseöl sowie Famix für Kleinkinder und stillende Mütter. Besonders das Nahrungsergänzungsmittel Famix, ein proteinreiches Pulver aus Zerealien, Mineralien und Vitaminen, habe dafür gesorgt, dass ihre jüngsten Kinder keine bleibenden Schäden durch die Mangelernährung davontragen, sagt Alfia. Froh und dankbar erzählt die Mutter, wie sie das Famix mit Wasser zu einem Brei gekocht hat und ihren Kindern zu essen gab.

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Der Regen bringt Hoffnung

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Der erste richtige Regen nach der zweijährigen Dürre, treibt das ganz Dorf auf die Straße. Junge und Alte stehen in den Hauseingängen und schauen halb verwundert, halb freudig zu, wie der Regen aus der staubigen Dorfstraße eine schlammige Piste macht. Zwar ist der Boden schnell matschig, bohrt man jedoch mit der Schuhsohle etwas tiefer als einen Zentimeter, ist der Grund noch immer staubtrocken.

Addisu Assefa, der den Nothilfeeinsatz von Menschen für Menschen in Agarfa koordiniert, zeigt sich vorsichtig optimistisch über den einsetzenden Regen: „Es ist gut, dass es jetzt anfängt zu regnen, aber es ist vor allem wichtig, dass es nicht zu stark regnet, da sonst die Böden noch mehr ausgelaugt werden. Durch die langanhaltende Trockenheit kann der Boden solch große Wassermassen noch nicht aufnehmen.“, erklärt Addisu. „Wir hoffen, dass der Regen anhält, denn erst mit der nächsten Ernte erfahren die Bauern Linderung.“

Für Alfia Muktar und ihre Familie wächst mit dem Einsetzen des Regens die Hoffnung, die Dürre bald überstanden zu haben. Sollte sich dies bewahrheiten, müssen sie und die anderen Bewohner von Sheneka jedoch wieder ganz von vorne anfangen.

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Das Getreide ist nach der langen Dürre in diesem Jahr unbrauchbar. Stiftungsvorstand Peter Renner und Addisu Assefa. Nothilfekoordinator in Agarfa schauen sich gemeinsam mit Alfia die Gerste an.

„Wir haben kein Saatgut und kein Vieh mehr und wir haben kein Geld, um uns neues zu kaufen. Wir sind komplett mittellos.“, erzählt die Bäuerin, während sie ein Bündel Gerste aus dem Haus holt. Das Getreide sei in diesem Jahr zwar gewachsen, berichtet Alfia, die Ähren seien jedoch ohne Körner und damit unbrauchbar.

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Es wird noch dauern bis die Menschen in Sheneka und den anderen Dörfern Agarfas wieder ein würdiges Leben führen und von dem leben können, was sie auf ihren Feldern anbauen. Die Nothilfe durch Menschen für Menschen hat Bäuerinnen wie Alfia und ihre Familie davor bewahrt, ihr Dorf verlassen zu müssen,  doch der schwierige Teil der Arbeit steht den Menschen in dieser Region noch bevor: Die Bauern brauchen Saatgut und Vieh und die von der Dürre ausgelaugten Böden müssen wieder regeneriert werden.

Was bleibt, ist vorerst nur die Hoffnung, dass die Dürre ein Ende gefunden hat. Klar ist aber auch, dass Bäuerinnen wie Alfia weiterhin auf Unterstützung angewiesen sein werden. „Danke, dass ihr uns gerettet habt. Ich weiß nicht ob wir die zwei Jahre Dürre ohne eure Hilfe überstanden hätten“, bedankt sich Alfia zum Abschied. In diesem Moment strahlt sie und ihre Freude und Erleichterung über den Regen sowie die Hoffnung, bald die Dürre überstanden zu haben, ist nicht zu übersehen.

Menschen für Menschen unterstützt die bedürftigen Familien in Agarfa durch die Verteilung von Nothilfepaketen. Diese Maßnahmen leistet die Stiftung bereits seit November 2015 zusätzlich zur Arbeit in den aktuell zwölf Projektgebieten. Ziel von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist es jedoch, ganze Regionen durch Maßnahmen zur Ernährungssicherung  langfristig unabhängig von fremder Hilfe zu machen. So werden Bauern in die Lage versetzt, Vorräte anzulegen, um bei Ernteausfällen abgesichert zu sein. Die Stiftung verteilt zu diesem Zweck Getreide- und Gemüsesaatgut sowie Obstbaumsetzlinge, führt produktivere Hühner ein und fördert in die Bauern in landwirtschaftlichen Kursen für den Anbau und Bewässerungsmethoden.

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Kampf ums Überleben

Nothilfe
Region: Agarfa
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Die Dürre in Äthiopien stellt das Land vor eine große Herausforderung: Mehr als zehn Millionen Menschen sind auf Hilfslieferungen angewiesen – und die Zahl wird voraussichtlich noch steigen. Eine Notlage, die nur zu bewältigen ist, wenn Staat und Hilfsorganisationen zusammenarbeiten. Auch Menschen für Menschen beteiligt sich an der großangelegten Hilfsaktion. Langfristig aber schützt vor Hunger-Katastrophen nur eine weitsichtige und nachhaltige Entwicklungsarbeit.

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Bauer Ahmed Sirag aus der Nothilferegion Agarfar kennt die Dürrekatastrophe aus seiner Vergangenheit.

Manchmal glaubt Ahmed Sirag, die Dürre verfolge ihn wie ein Fluch. Vor zwölf Jahren verdorrten seine Felder zum ersten Mal, das war noch in seiner Heimat, der Region Somali in Ostäthiopien. Ahmed, damals 27 Jahre alt, nahm seine Frau und seine Kinder und siedelte ins Landesinnere um, nach Oromia.

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Nur zwei Jahre später versiegten die Brunnen in ihrer Gegend, wieder zog die Familie weiter. Jetzt ist Ahmed 39 Jahre alt – und kämpft abermals gegen den Hunger. „Diesmal können wir nicht weglaufen. Wohin sollten wir denn gehen?“

Äthiopien wird derzeit von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht. In manchen Gegenden sind seit mehr als einem Jahr die Regenzeiten ausgefallen. Die Niederschläge, die es gab, reichten nicht, um Getreide und Gemüse zur Reife zu bringen. Eine Ernte nach der anderen fiel aus.

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Feiner Staub, den ein Bus auf einer Straße in Agarfa aufwirbelt, zeugt von der Trockenheit in der Region.

Die Folge: Aktuell sind mehr als zehn Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Eine Situation, die vor allem die Kinder gefährdet, da Mangelernährung zu Entwicklungsschäden führen kann. Und die Lage könnte sich zuspitzen: Das UN-Welternährungsprogramm rechnet mit bis zu 18 Millionen betroffenen Menschen im Laufe des Jahres 2016 – wenn es nicht ausreichend regnet.

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Klimawandel als Fluchtursache

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Als Grund für die Dürre gilt „El Niño“, ein Wetterphänomen, das weltweit für Turbulenzen sorgt. Es soll für Trockenheit in Ostafrika, Australien und Südostasien ebenso verantwortlich sein, wie für starken Regen in Südamerika. Dass die El Niño-Extreme heftiger werden, erklären Wissenschaftler mit dem Klimawandel. Und so lassen sich die aktuelle Dürre und die mit ihr verbundene Not am Horn von Afrika als Vorboten eines der künftig größten Probleme der Menschheit lesen: Migrationsforscher schätzen die Zahl der Menschen, die bis zum Jahr 2050 vor den Folgen des Klimawandels fliehen müssen, auf 50 bis 350 Millionen.“

Doch es mangelt ihnen nicht nur an Energie. Mais füllt den Magen, aber er liefert nicht alle Vitamine und Spurenelemente. „Als ich schwanger war, bin ich zur Gesundheitsstation, weil ich so schwach war“, erzählt Workenesch.

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Bauer Ahmed Sirag, seine Frau und die sieben Kinder leiden bitter unter den Folgen der Dürre.

„Sie sagten, ich litte unter Blutarmut.“ Eine Folge von Eisenmangel – für Frauen in Äthiopien, die viele Kinder bekommen und keine abwechslungsreiche Kost zu sich nehmen, ist das eine alltägliche Diagnose. Zwar nimmt Workenesch nun Eisentabletten. „Aber immer noch fühle ich mich häufig schwindelig“, erzählt die Bäuerin, „alles dreht sich um mich herum.“

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Schon heute leben allein in Äthiopien rund 550.000 Binnenflüchtlinge, die meisten sollen Klimaflüchtlinge sein. Nicht nur Flüchtlingsaktivisten schlagen Alarm: Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender des Münchner Rückversicherers Munich RE sagte unlängst in einem Interview mit dem „Spiegel“: „Der Klimawandel hat das Potenzial, zu einem Haupttreiber künftiger Wanderbewegungen zu werden.“ Ahmed Sirag ist ein hagerer Mann mit kantigen Zügen, der nicht viel mehr besitzt als die Kleidung, die er am Leib trägt. Er weiß nichts von der Debatte um den Klimawandel. Doch seine Familie und er waren schon „Klimaflüchtlinge“ als dieser Begriff in Europa noch kaum bekannt war.

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Damals, vor zwölf Jahren, flohen sie vor der ständigen Dürre in Ostäthiopien. Wie viele tausend Familien marschierten sie los, westwärts. Dahin, wo die Böden noch etwas hergaben. Sie kamen in einem Flüchtlingslager unter, doch zwei Jahre später wurde das Brunnenwasser knapp, also wurden sie umgesiedelt.

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„Jede Familie erhielt einen Hektar Land“, erzählt er. Es war schon damals wenig fruchtbares Land, das nicht viel hergab, aber es reichte zum Überleben. Doch seit der Regen ausblieb, stehen nur noch ein paar Disteln auf seinem Feld. Zuletzt versiegte die Wasserstelle im Dorf. „Jetzt müssen wir für sauberes Wasser sieben Kilometer weit laufen“, sagt Ahmed. „Wir wissen aber nie, ob es dann gerade Wasser gibt.“

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Fragiler Aufschwung

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Dürre und Hunger in Äthiopien: Das weckt Erinnerungen. Von 1983 bis 1985 erlebte das Land das größte Hungersterben Afrikas der vergangenen Jahrzehnte. Die Zahl der Opfer wird auf eine halbe Million bis eine Million geschätzt. Fotos von Sterbenden gingen um die Welt und prägen das Bild von Äthiopien als „Hungerland“ bis heute.

Doch seither hat sich eigentlich viel getan: Die Wirtschaft des Landes wächst im Rekordtempo und hat Äthiopien den Ruf als „Afrikanischer Tiger“ eingebracht. Doch mit jeder neuen Dürre zeigt sich, wie fragil der Aufschwung ist. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind nach wie vor Kleinbauern, die von dem leben, was ihr Acker hergibt. Rücklagen für schlechte Zeiten haben sie nie bilden können. Jeder Ernteausfall bedroht schon bald ihre Existenz.

Ahmed Sirag winkt uns in seine ärmliche Rundhütte. Rostige Töpfe und ein Bündel Holz liegen herum. Hinter einer Plane: die Strohmatte der Eltern. Die Kinder schlafen auf dem Lehmboden. „Dort lagerte immer unser Getreide“, sagt Ahmed und deutet auf die nackte Wand. 300 Kilo Weizen und Gerste erntete er in guten Jahren. Dazu ein paar Kilo Mais und ein wenig Gemüse. Ein mannshoher Stapel Säcke, der die Familie bis zur nächsten Ernte ernährte. Morgens gab es Gerstenbrei, mittags und abends „Injerra“, das traditionelle Fladenbrot aus Sauerteig.

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Dann blieb der Regen aus. Erst die „Kleine Regenzeit“ im Februar und März 2015, dann auch noch die „Große Regenzeit“ von Juli bis September. Der Stapel aus Getreidesäcken schmolz schnell zusammen. Dann kamen die Tiere an die Reihe: Vier Ochsen besaß die Familie. Je magerer sie wurden, und je mehr Menschen ihr Vieh verkauften, desto schlechter wurde der Preis. Doch am Ende blieb auch Ahmed Sirag keine Wahl. Er führte einen Ochsen nach dem anderen zum Markt. Ein einziger ist ihm geblieben. „Wenn ich den auch verkaufe – wie soll ich dann pflügen, wenn der Regen kommt?“

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Drei seiner einst vier Ochsen musste Ahmed Sirag schon verkaufen. Jetzt hofft er, den letzten behalten zu können.
Drei seiner einst vier Ochsen musste Ahmed Sirag schon verkaufen. Jetzt hofft er, den letzten behalten zu können.
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Die Nothilfe läuft

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Die Säcke mit Getreide werden regelmäßig vom Hauptlager zu den Verteil-Stationen gebracht. Lebensmittelausgabe: Wer als hilfsbedürftig registriert ist, erhält einmal im Monat ein Hilfspaket.

Dann kam Hilfe: Aufgrund zusätzlich erhaltener Spenden konnte Menschen für Menschen den Radius der seit Herbst 2015 laufenden Nothilfe auch auf Sheneka ausweiten: Seit Januar 2016 erhalten nun auch Ahmed Sirag und seine Familie, wie die Mehrzahl der rund 7.000 Bewohner der Flüchtlingsgemeinde, Nahrungsmittelpakete: 15 Kilogramm Weizen, 1,5 Kilogramm Bohnen sowie 0,5 Liter Öl stehen einer Person im Monat zu.

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Schwangere Frauen, stillende Mütter und Kleinkinder erhalten zusätzlich 4,5 Kilogramm Famix, ein proteinreiches Nahrungsergänzungsmittel. Insgesamt verteilt die Stiftung Lebensmittel an 32.500 Menschen

„Dank der Hilfe können meine Kinder wieder drei Mal am Tag essen“, sagt Ahmed Sirag. „Sie sind nicht mehr so kraftlos, das beruhigt mich.“ Dürre und Nothilfe zeigen einmal mehr, wie wichtig die Arbeit von Menschen für Menschen ist. Durch die von der Stiftung initiierten Maßnahmen in elf langfristig angelegten Projektregionen werden Kleinbauern in die Lage versetzt, bessere Erträge zu erwirtschaften, Krankheiten zu besiegen oder durch eine bessere Bildung und Ausbildung neue Einkommensquellen zu entwickeln.

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Mitarbeiter von Menschen für Menschen übernehmen die Hilfsgüterverteilung im Dorf Ali in der Gemeinde Agarfa.

Viele erreichen so ein wenig Sicherheit und können etwaige Ernteausfälle besser verkraften. Langfristig helfen die Projekte der Stiftung, Menschen in Äthiopien ein Leben in Würde zu führen – und beugen auf diese Weise Fluchtursachen vor. Im Frühjahr 2016 hat es geregnet.

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Leichte Hoffnung kommt auf. Inwieweit die Niederschläge zu einer Verbesserung der Lage führen werden, bleibt abzuwarten, denn die Nachwirkungen der langen Trockenheit sind erheblich. Alle hoffen nun auf den großen Regen im Juli. Und wenn auch der ausfällt? Ahmed Sirag breitet die Arme aus, die Handflächen nach oben gerichtet. Am Himmel ziehen ein paar weiße Wolken vorbei. „Der Regen wird kommen“, sagt er. „Wenn Gott es will.“

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„Vor einigen Monaten nahmen wir Zeichen von Unterernährung, vor allem bei Kindern in der Region wahr. Seit wir Lebensmittel und Ergänzungsnahrung verteilen, ist das größtenteils vorbei.“

Tewelde Gebre Kidan (52), Koordinator des Nothilfeprogramms von Menschen für Menschen in Agarfa.
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Honig hat unser Leben verändert

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Borecha
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In Äthiopien leben Imker gefährlich. Um Bienenvölker anzulocken, bedienen sich die meisten von ihnen eines uralten Tricks: Sie hängen ausgehöhlte Baumstämme oder röhrenartige Konstruktionen aus Eukalyptuszweigen hoch in Bäumen auf. Wenn sich ein Bienenvolk einnistet, können die Imker den Honig einige Zeit später ernten. Dazu klettern sie ohne Sicherung hoch in den Baum. Eine waghalsige Aktion, bei der immer wieder Imker abstürzen und sich schwer verletzen. Eine weitere Gefahr stellen die Bienen dar: Nicht selten werden die Imker auf ihren Klettertouren völlig zerstochen.

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Höhere Erträge

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Das riskante Geschäft ist weit verbreitet: Die meisten der rund fünf Millionen Bienenstöcke in Äthiopien sind sogenannte “traditionelle Bienenstöcke”. Mit rund 54.000 Tonnen im Jahr zählt das Land zu den zehn größten Honigproduzenten der Welt.

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Um die Honigproduktion sicherer und ertragreicher zu machen, führt Menschen für Menschen Imkerkurse durch und gibt moderne Bienenstöcke zu einem subventionierten Preis an Kleinbauern ab.

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Einer der Bauern, die von dem Projekt profitieren, ist Yissa Amare aus dem Dorf Sese im Projektgebiet Borecha. Früher baute er lediglich Getreide an. “Ich konnte meine Familie gerade so ernähren”, sagt er. Seit er zusätzlich Honig verkauft, müssen seine Frau, seine vier Kinder und Yissa nicht mehr fürchten, dass eine Ernte ausfällt und sie Hunger leiden müssen.

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Bessere Qualität

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Ein weiterer Vorteil der modernen Bienenkästen ist der gesteigerte Ertrag: Ein traditioneller Bienenstock bringt etwa 5 bis 6 Kilo Honig pro Ernte ein. Bei einem modernen Bienenkasten können es bis zu 20 Kilo und mehr sein. “Das ist ein gewaltiger Unterschied”, sagt Yissa Amare.

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Zudem kann Yissa Amare den Honig durch leichtes Erwärmen von den Waben trennen. Im Gegensatz dazu enthält Honig, der auf die althergebrachte Methode hergestellt wird, wie auf diesem Bild zu sehen, Wachs und andere Verunreinigungen. “Für reinen Honig zahlen die Leute bessere Preise“, sagt Yissa.

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Der Markt für Honig ist groß: Er dient zum süßen von Speisen, der größte Teil der heimischen Produktion aber wird zu “Tej”, einer Art Wein, vergoren. Kein anderes Land in Afrika blickt auf eine so lange Geschichte der Imkerei zurück.

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Das Wachs wird zu Kerzen verarbeitet, die nicht nur gut duften sondern auch eine spirituelle Bedeutung für die Menschen haben. Und wie überall auf der Welt, ist Honig auch bei Kindern beliebt – und bei ihren Eltern. Er kann den mitunter eintönigen Speiseplan der Kleinbauern um wertvolle Nährstoffe ergänzen.

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Mehr Honig dank verbesserter Bienenstöcke

Schwerpunkt: Landwirtschaft
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Die äthiopischen Bauern haben mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen. Etwa mit traditionellen Methoden, wie sie auch in der Imkerei gang und gäbe sind: Die Bauern höhlen Baumstammstücke aus, verschließen die Enden mit Lehm und hängen diese Konstruktionen in Bäumen auf. Hat sich ein wildes Bienenvolk darin eingenistet, warten die Imker bis der Honig produziert ist. Um diesen zu ernten, zerstören sie den ausgehöhlten Baumstamm. Oft werden sie dabei völlig zerstochen. Die Waben pressen sie von Hand aus, deshalb ist der Honig durch viele Wachsreste verunreinigt.

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Berhanu Fayessa, 38, ist Imker in Gida Abu. Er hat in einer Schulung von Menschen für Menschen gelernt, wie man Holzkästen (Beuten) für Bienenstände baut, aus denen der Honig einfacher zu ernten ist. Jetzt wird Berhanu bei der Ernte nicht mehr so schwer zerstochen, und die Behausung der Bienen bleibt erhalten.

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Die sogenannten “Transitional Bee Hives” werden an leicht zugänglichen Orten aufgestellt. Berhanu weiß jetzt auch, wie sich durch Erhitzen Wachs und Honig besser trennen lassen. Dadurch gewinnt er reineren Honig, der mehr wert ist: Früher hat er auf dem Markt 30 Birr für ein Kilo Honig erhalten. Jetzt sind es 70 Birr (etwa 3 Euro). Überdies kann er mit den verbesserten Bienenstöcken mehr als doppelt so viel ernten wie früher: Rund 14 Kilo Honig holt er pro Jahr aus einem Stock.

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„Fortschritt kann so einfach sein“

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Dano
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„Ich bin seit einem Jahr im Dorf. Zu meinen wichtigsten Aufgaben als Sozialarbeiterin gehört es, die Frauen von den Vorzügen unserer Zementherde zu überzeugen.“ Der Aufbau ist denkbar einfach: Sie bestehen aus Einzelteilen, die mit Tonerde verbunden werden. Die Vorteile sind immens: Traditionell kochen die Frauen das tägliche Fladenbrot Injera auf großen Tonplatten über offenen Feuerstellen. Aus Mangel an Brennholz benutzen sie neben Zweigen auch trockene Blätter und Hirsestängel: Der Rauch der offenen Feuer beißt fürchterlich in den Augen und verursacht auf Dauer Atemwegserkrankungen.

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Die Zementherde dagegen sind raucharm. Außerdem kommen sie mit wesentlich weniger Brennstoff aus. Also müssen die Frauen viel seltener in den Busch, um Brennmaterial zu sammeln und nach Hause zu schleppen – die gewonnene Zeit können sie sinnvoll einsetzen.

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Im Dorf gibt es 350 Haushalte. Bereits 110 davon haben einen unserer neuen „grünen“ Herde. „Ich habe also schon viel erreicht! Ein Herd kostet in der Produktion 70 Birr (3,20 Euro). Wir wollen sie aus psychologischen Gründen nicht verschenken, die Bauern müssen 15 Birr (0,68 Euro) dafür bezahlen – ein riesiger Fortschritt für ganz wenig Geld.“

SABELEWORK NAGASH, 40,
seit 16 Jahren als Sozialarbeiterin bei Menschen für Menschen im Dorf Seyo Gudetu im Projektgebiet Dano.

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Ein Herd fürs Heim

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Dano
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Im Projektgebiet Dano kochen die Menschen in ihren Hütten über offenen Feuern – mit schlimmen Folgen für die Gesundheit. Aus Mangel an Holz verbrennen die Frauen auch trockene Blätter und Stroh.

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Der beißende Rauch verursacht Augeninfektionen und schwere Atemwegserkrankungen, vor allem bei Frauen und Kindern. Deshalb lässt die Äthiopienhilfe Herde aus Zement herstellen, die Brennmaterial sparen und die Rauchentwicklung minimieren. Zwei Dutzend Arbeiterinnen und Arbeiter stellen die Einzelteile her, die leicht transportiert und in den Häusern zusammengesetzt werden können. Die Öfen werden zu einem stark subventionierten Preis an die Bauern abgegeben. „Sie zu verschenken, wäre ein falsches Signal“, sagt Projektleiter Esrael Asfaw. „Nur was zumindest einen kleinen Betrag kostet, gilt als wichtig und wertvoll.“ Im ganzen Land sind dank der Äthiopienhilfe mittlerweile fast 252.691 holzsparende Herde im Gebrauch.

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Königin der Früchte

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Borecha
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In ihrem Herkunftsland Indien wird die Mango „Königin der Früchte“ genannt. Aber auch in Äthiopien ist sie äußerst beliebt. Vor dem Tor der Projektzentrale von Menschen für Menschen in Borecha warten Kinder darauf, eingelassen zu werden und sich an den Früchten kostenlos gütlich zu tun.

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Die Äthiopienhilfe hat aus dem Süden des Landes eine Lastwagenladung Mangos heranschaffen lassen, weil sie dort günstiger sind: insgesamt rund 64.000 Früchte. Zwei Dutzend Tagelöhnerinnen befreien in wochenlanger Arbeit die Mangos vom Fruchtfleisch. So viele können die Kinder nicht alleine essen: auch ihre Familien profitieren von den mitgebrachten Mangostücken und den darin enthaltenen Vitaminen. Doch nicht das süße Fleisch, sondern die Kerne und die darin liegenden Samen sind das eigentliche Ziel der Aktion: In den Baumschulen der Organisation werden daraus Setzlinge gezogen und diese dann zu subventionierten Preisen an die Bauern abgegeben: In einigen Jahren sollen die Kinder Borechas die Königin der Früchte in den Obstgärten ihrer Eltern ernten können.

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Bewässerungsanbau für bessere Ernten

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Borena
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Über 70 Prozent der Menschen in Äthiopien leben von der Landwirtschaft. Die vorherrschenden tradierten Anbau- und Viehzuchtmethoden bringen meist nur schmale Erträge. Häufig gefährden sie zudem lebenswichtige Ressourcen. Menschen für Menschen unterstützt die Bauernfamilien mit einem Maßnahmenpaket, das an den drängendsten und folgenreichsten Problemen in der jeweiligen Region ansetzt. Fast überall spielt dabei der Kampf gegen die Erosion und Verarmung der Böden eine tragende Rolle.

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Die Bauernfamilien in Borena haben mit enormen Problemen zu kämpfen. Vor allem in den mittleren und oberen Höhenlagen sind die Böden stark erodiert. Die Bäume, deren Wurzeln einst den Boden stabilisierten, wurden gefällt, weil die Bauern Anbauflächen, Bau- und Brennholz benötigen. So schwemmt der Regen den wertvollen Mutterboden weg. Die Folge: Die Äcker geben immer weniger her, die nutzbare Fläche nimmt weiter ab, neues Land muss gerodet werden – ein Teufelskreis. Dabei reichen die Ernten selbst in guten Zeiten oft kaum aus, um die Familien zu ernähren. Kommen dann noch Trockenperioden, Schädlingsbefall oder Krankheiten hinzu, müssen Menschen und Tiere hungern.

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Ein Landwirt kann dank des neuen Bewässerungsprojekts seine Ernten verbessern.

Borena verfügt über reiche Wasserressourcen. Die Bauern schöpfen deren Möglichkeiten jedoch bei Weitem nicht aus. Zwar werden traditionell kleine Kanäle und Teiche angelegt, um Getreide und Gemüse in Trockenzeiten bewässern zu können, doch bleibt der Landbau in weiten Teilen abhängig von Wettereinflüssen. Die aber werden mit den aktuellen klimatischen Veränderungen immer unvorhersehbarer.

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Die Bewässerungssysteme zu verbessern und mit ihrer Hilfe die Erträge der Bauern zu steigern, war deshalb 2013 eine unserer wichtigsten Maßnahmen. Wir konnten eine Bewässerungsanlage für 18 Hektar Land optimieren. Weiter stellten wir 20 Familien je eine Anlage zur Tröpfchenbewässerung zur Verfügung. Wir motivierten die Bauern, sich in Nutzer-Vereinen zusammenzuschließen und an Trainings teilzunehmen. Dort vermittelten wir ihnen, wie sie die Bewässerungsanlagen nutzen und warten können, welche Pflanzen sich für den Bewässerungsanbau eignen und wie eine gerechte Verteilung des Wassers unter den Nutzern sichergestellt werden kann.

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Eine Mitarbeiterin von Menschen für Menschen in der Projektregion Borena beaufsichtigt das Bewässerungsprojekt.

Damit die Familien auf dem bewässerten Land möglichst hohe Erträge erzielen können, führten wir gleichzeitig neue Methoden des Gemüseanbaus ein, schulten die Bauern zu Verfahren des Pflanzenschutzes und errichteten Getreidespeicher, in denen die Ernte vor Schädlingen geschützt ist.

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Um die Qualität und Vielfalt der Anbauprodukte zu steigern, stellten wir verbessertes Saatgut und Setzlinge für Gemüse, Getreide, Ölsaaten, Wurzelfrüchte sowie verschiedene Obstsorten bereit.

Daneben setzten wir den Kampf gegen die Erosion weiter fort, ohne den allen anderen Anstrengungen buchstäblich der Boden entzogen würde. Unsere Mitarbeiter in Borena kontrollierten Erosionsgräben und dämmten sie ein, zogen Baumsetzlinge heran und verteilten sie, bepflanzten Dämme mit Setzlingen und sensibilisierten Bauern für die Zusammenhänge der Bodenerosion und mögliche Gegenmaßnahmen.

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Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Bescheid vom 6. September 2021 wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.