Mann steht im Feld
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Geld vom Feld

Projektgebiet: Boreda Schwerpunkt: Landwirtschaft

Der Dezember ist Chepo Madas Lieblingsmonat. Nach den vielen Wochen der harten Arbeit auf dem Feld kann der Landwirt endlich ernten, was er gesät und gepflegt hat. Süßkartoffeln, Mais, weiße Bohnen, Maniok und Ingwer – das hat er bislang auf seinem etwa einen Hektar großen Feld im Dorf Kawlo im Projekgebiet Boreda angebaut. Im Dezember sind auch die Bananen in Chepos Garten reif genug, um sie auf dem Markt zu verkaufen. Umgerechnet 60 bis 70 Euro verdient der hagere 69-Jährige pro Jahr damit.

Allzulange reichen die Erntevorräte für seine insgesamt 14-köpfige Familie – Frau, Kinder und Enkelkinder – jedoch nicht. Schon Monate bevor der nächste Erntemonat Dezember ansteht, sind sie darauf angewiesen, auf dem lokalen Markt ihre Lebensmittel einzukaufen. „Das ist die härteste Zeit im Jahr“, erklärt Chepo. Denn das Einkommen aus dem Verkauf der Bananen ist recht schnell erschöpft. Und auch der Verdienst seiner zwei ältesten Söhne, die im Hof kleine Holzmöbel herstellen und sich als Viehhändler verdingen, ist zu gering, um alle zu ernähren. „Wir müssen uns die Zutaten für die Mahlzeiten dann gut einteilen“.

Hinzu kommt, dass es in den vergangenen Jahren im Dorf Kawlo oft viel zu trocken war. „Vor drei Jahren war es am schlimmsten“, berichtet Chepo. Eine verheerende Dürre traf die Region im südlichen Äthiopien. Ohne Regen ging alles auf Chepos Feld ein. „Es war schrecklich“, erinnert sich der Bauer. Ihm blieb damals nichts anderes übrig, als die Händler auf dem Markt zu bitten, ihm auch ohne Geld Gemüse und Getreide zu geben, das er dann im darauffolgenden Jahr verzinst bezahlte. „Gott sei Dank ließen sie sich darauf ein“, sagt er.

Landwirt Chepo Mada im Projektgebiet Boreda

Landwirtschaftliche Schulung in Agroforstwirtschaft

Im Sommer 2023 erhielt Chepo daher von der nahegelegenen Baumschule der Stiftung über 20 Avocado- und einige Papayasetzlinge, zudem 300 Kaffeesträucher. Zweimal in der Woche hat ihn seitdem der Entwicklungsberater der Stiftung besucht. Er zeigte ihm, wie er die Bäume und Sträucher nach dem Prinzip der Agroforstwirtschaft anordnet, damit sie sich gegenseitig Schatten spenden und sich in ihrem Wachstum unterstützen. Chepo lernte, um die Stämme Mulchen aus Stroh und Ernteabfällen anzulegen, um den Boden besser gegen Trockenheit und Verdunstung zu schützen. Und er begann, zwischen den Setzlingen Gemüse anzupflanzen. Das Saatgut erhielt er ebenfalls von Menschen für Menschen.

Vielfältiger Speiseplan dank neuer Obst- und Gemüsesorten

„Keiner im Dorf kannte Karotten“, erzählt Chepos Ehefrau Lenke. Sie war eine der ersten, die das Wurzelgemüse probierte. „Ich finde sie super lecker!“ Die 60-Jährige dünstet die Karotten, serviert sie mit Injera oder verarbeitet sie in einer Sauce. Auch ein Teil der ersten geernteten Rote Bete steht nun auf dem Speiseplan, den anderen Teil verkaufte das Paar auf dem Markt: 750 Birr, rund 12 Euro, haben sie damit auf Anhieb verdient.

Ernährungssicherheit durch höheres Einkommen

In rund drei Jahren kann die Familie mit weiter steigenden Einnahmen rechnen: Dann steht die erste Avocadoernte an und auch der Kaffee ist dann voll entwickelt. Allein mit den Kaffeekirschen kann Chepo umgerechnet mehr als 5.000 Euro im Jahr verdienen. Er hofft, dass er in naher Zukunft davon zwei Ochsen kaufen kann, die ihm auf dem Feld beim Pflügen helfen.

Landwirt Chepo Mada mit seiner Familie
Nicht nur der Speiseplan der Familie ist jetzt vielfältiger - sie hat auch deutlich mehr Einnahmen.

Irgendwann würde er gerne in ein Haus in der nächstgrößeren Stadt investieren, wo die Kinder wohnen könnten, wenn sie die weiterführende Schule besuchen. Doch am meisten freut es den Landwirt, dass sich die Familie ohne Probleme auf dem Markt mit Lebensmitteln eindecken kann: „Wir werden das ganze Jahr genug zu essen haben.“

Wirkung

Wirkungskette landwirtschaftliche Maßnahmen

Gezielte landwirtschaftliche Maßnahmen bewirken eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen. Durch die Verteilung von Obstbaumsetzlingen und Kaffeesträuchern sowie durch landwirtschaftliche Schulungen werden die Bäuerinnen und Bauern nicht nur mit wichtigen Ressourcen versorgt, sondern auch mit dem nötigen Wissen, um ihre Anbaumethoden zu optimieren und langfristig produktiver zu wirtschaften. Durch die gesteigerte Produktivität erzielen sie höhere Erträge, was ihnen ein deutlich höheres Einkommen ermöglicht. Dieses zusätzliche Einkommen ist entscheidend für eine Erhöhung der Ernährungssicherheit.

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