Wasser für Ijaji
Schwerpunkt: Wasser
Im Jahr 2017 hatte weniger als 1/5 der Bevölkerung in Ijaji, Hauptort des Bezirks Illu Gelan, Zugang zu sauberem Trinkwasser. Durch den Bau eines Tiefbrunnens sowie sechs Flachbrunnen konnte dieser Prozentsatz bereits auf 41% gesteigert werden. Dennoch waren viele Menschen immer noch gezwungen, weite Strecken zurückzulegen, um an Wasser zu kommen oder sie schöpften es aus verschmutzten Flüssen. Auch öffentliche Einrichtungen wie Schulen und medizinische Institutionen hatten keine Wasserversorgung.
Seit Ende 2023 können die Bewohnerinnen und Bewohner Ijajis aufatmen: Menschen für Menschen hat mit finanzieller Unterstützung der Organisation „Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.“ ein Wasserversorgungssystem in der Kleinstadt errichtet.
Endlich sauberes Wasser
Der große Moment ist gekommen: Demero Ano dreht mit beiden Händen an einem Rad aus Eisen. Das öffnet die Leitung. Sofort schießt Wasser aus dem riesigen Betonspeicher durch ein Rohr, den Berg hinunter in Richtung der Kleinstadt Ijaji.
„Wir testen heute, ob alles funktioniert“, erklärt Demere, Leiter des Projektgebiets Illu Gelan. Was er damit meint, ist das Wasserversorgungssystem für Ijaji, das nun endlich fertig errichtet wurde.
Eigentlich sollte es längst eröffnet sein, doch der Bauunternehmer, den die Stiftung beauftragt hatte, verkalkulierte sich. Innerhalb weniger Monate hatte sich der Preis für Zement nahezu verdreifacht, politische Unruhen erschwerten die Arbeit. Als der Unternehmer noch erkrankte und alles liegen blieb, übernahmen Demere und sein Team im Sommer 2023 schließlich die Baumaßnahmen. „Wir haben Tag und Nacht und selbst am Wochenende gearbeitet“, berichtet der Projektleiter vier Monate später nicht ohne Stolz. „Ich habe einiges abverlangt, aber die Menschen sollten endlich ihr Wasser bekommen.“
Das frische Trinkwasser wird aus 152 Metern Tiefe emporgepumpt und über zwei Kilometer in einen Speicher auf einem Hügel vor den Toren der Stadt geleitet. Von dort fließt es zu 15 Ausgabestellen.
Wasser verändert Leben
An einer der Wasserentnahmestelle steht die 30-jährige Meskerem Birhanu. Wasser schießt aus den Hähnen vor ihr. „Es fließt tatsächlich!“, ruft sie den Menschen aufgeregt zu, die aus ihren Wohnhütten über die staubige Straße herbeieilen.
Sie trägt ihre gefüllten Wasserkanister zu der kleinen Mietwohnung, die sie mit ihrem Mann, der Schwiegermutter und ihrer dreijährigen Tochter bewohnt. Bisher hat die Familie Wasser von einem Nachbarn gekauft, dessen Haus an das alte Versorgungssystem der Stadt angeschlossen war. Nur jeden dritten Tag kam Wasser aus seiner Leitung. „Manchmal noch seltener“, sagt Meskerem. Drei Kanister je 20 Liter füllte sie sich von ihm ab. Das musste für die Kleinfamilie reichen, bis es das nächste Mal Wasser gab.
„Wir haben es uns genau eingeteilt.“ Nur zum Kochen, Spülen und Trinken nutzte die Familie es. Für die Körperreinigung, das Wäschewaschen und den Hausputz musste einer der nahegelegenen Flüsse reichen. Manchmal ging auch das Wasser des Nachbarn aus, dann musste Meskerem Freunde anbetteln oder Wasser von Händlern kaufen.
Meskerem wäscht nun Kleidung vor ihrer Tür mit dem Wasser, das sie am Morgen geschöpft hat. Sie ist erleichtert, dass sie nun immer sauberes Wasser hat. Gerne würde Meskerem ihren Vermieter fragen, ob sie in dem kleinen Garten etwas Gemüse anbauen darf. „Mit dem Wasser könnte ich es gießen“, sagt sie. Gut für die Ernährung der Familie – das neue Wasser Ijajis, es kann die ganze Stadt verändern.
Wirkung
Die gemeinsam mit der Bevölkerung errichtete kleinstädtische Wasserversorgung verbessert die Lebensbedingungen der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Ijaji nachhaltig. Die Versorgung mit sauberem, gesundem Trinkwasser fördert die hygienischen Umstände und wirkt sich dadurch positiv auf den Rückgang vermeidbarer Krankheiten aus. Das Wasserversorgungssystem spart den Mädchen und Frauen außerdem Zeit, die sie sonst mit dem Holen von Wasser verbracht hätten und ermöglicht es ihnen, die Schule oder Weiterbildungskurse zu besuchen. In der Kleinstadt wurden darüber hinaus auch Wasserkomitees gewählt, die von Menschen für Menschen unterrichtet werden, wie Brunnen und Wasserentnahmestellen zu pflegen und zu warten sind, um eine möglichst lange Lebensdauer sicherzustellen.