Kind bekommt Schluckimpfung

Kinderimpfung in Demasiko

Projektgebiet: Wogdi
Schwerpunkt: Gesundheit

Mehr als die Hälfte der Bewohner im Projektgebiet Wogdi hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Eine häufige Folge sind schwere Magen- und Darmerkrankungen. Eine weitere Gefahr stellen die Lebensbedingungen in den Hütten der Menschen dar: Oft leben sie hier mit ihrem Vieh unter einem Dach, was unter anderem Infektionskrankheiten fördert.

Verbreitet sind Kropferkrankungen, Malaria und HIV/Aids. Gegen andere Krankheiten wie Diphterie, Pertussis, Polio, Masern, Rotaviren oder Tetanus helfen zwar Impfungen, doch viele Menschen ziehen noch immer traditionelle Hausmittel der modernen Medizin vor.

Impfkampagnen verbessern die Situation. “Früher waren hier viele Krankheiten verbreitet”, erzählt Workwha Kassaw. Die 29-jährige Kranken­schwester arbeitet im Gesundheitsposten von Demasiko, einem Dorf im Projektgebiet Wogdi.

Aufklärungs-Schulung zum Thema Impfungen
Die 29-jährige Kranken­schwester Workwha Kassaw, klärt die Mütter im Gesundheitsposten von Demasiko über die Wichtigkeit von Impfungen auf.

“Vor zehn Jahren etwa, als die ersten Mitarbeiter der Re­gierung an die Türen klopften, machte ihnen kaum jemand auf.” Krankheiten waren weit verbreitet, aber Impfungen und Ärzte waren den Menschen fremd. Anstatt sie zu behandeln, wurden kranke Kinder oft zu Hause gehalten.

„Die Eltern schämten sich, weil sie dachten, die Krankheit sei die Folge eines Fluchs.“ Ich habe damals nicht die Tür aufgemacht“, sagt Tirunush Yimer. Die 45-jährige Bäuerin vertraute – selbst bei schweren Krankheiten – auf die Rezepte, die sie von ihrer Mutter gelernt hatte.

Mutter und Sohn in der Impfstation
Tirunush Yimer hat ihren kleinen Sohn Fikru Adane zur Impfstation mitgebracht.

“Als zwei meiner Söhne die Masern hatten, gab ich ihnen einen warmen Trunk aus Eselsmilch und einer Heilwurzel”, erzählt sie. Die Jungen wurden wieder gesund. “Aber es hat lange gedauert und sie haben gelitten. Besser, die Kinder bekommen solche Krankheiten gar nicht erst.” Menschen für Menschen hat sich vorgenommen, von der Gesundheitsvorsorge über die Behandlung bis hin zur Pflege die medizinische Versorgung zu verbessern. Dazu trägt der Ausbau lokaler Gesundheitszentren bei, die auch für Menschen in abgelegenen Dörfern erreichbar sind.

Aufklärungskampagnen befähigen die Bevölkerung im Umgang mit Krankheiten und stärken die Akzeptanz der modernen Medizin. Menschen für Menschen arbeitet eng mit den staat­lichen Gesundheitszentren zusammen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung schulen medi­zinisches Personal und führen Kampagnen zu Themen wie Prävention, Pflege oder Familienplanung durch. Zudem bieten sie Impfungen an und stellen tech­nische Gerätschaften wie etwa solarbetriebene Kühl­boxen für Impfstoffe bereit. Auch die Vermittlung von Wissen über gesunde, ausgewogene Ernährung trägt viel zur Verbesserung der Gesundheitssituation bei.

Wenn heute in Demasiko Impfungen angeboten wer­den, sammeln sich die Frauen aus dem Dorf mit ihren Babys im Hof des Gesundheitspostens. Ein paar Spritzen in die kleinen Oberschenkel – und die Kin­der sind gegen Diphterie, Pertussis, Polio, Masern, Rotaviren, Tetanus und andere Krankheiten geimpft.

“Als wir sahen, dass die Kinder, die beim Arzt waren, nicht mehr krank wurden, haben wir verstanden, dass die Impfungen wirklich helfen”, sagt Tirunush. Ihre vier Kinder sind längst geimpft.

Ein Baby wird geimpft
Ein Baby wird geimpft.

Zurzeit sorgt sie sich nur um ihren jüngsten Sohn, den vierjährigen Fikru. “Er ist oft schwach. Ich habe Angst, dass er unterer­nährt ist”, sagt Tirunush. Die häufig einseitige Ernäh­rung auf dem Land führt oft zu Nährstoffmangel bei den Kindern. Dieser “versteckte Hunger” ist in Äthi­opien weit verbreitet. In den Gesundheitsposten wird er mit Nahrungsergänzungsmitteln bekämpft.

Tiru­nush Yimer leidet selbst seit ihrer Jugend an einer vergrößerten Schilddrüse als Folge von Jodmangel. Der Kropf in ihrem Hals wächst und drückt ihr auf die Luftröhre, doch ihr fehlt das Geld, ihn entfernen zu lassen. “Ein solches Leid will ich meinem Sohn er­sparen”, sagt sie.

“Heute wissen wir, dass die Spritzen gegen Masern, Diphterie, tetanus und andere schlimme Krankheiten helfen. Hier in Demasiko lassen mittlerweile fast alle Leute ihre Kinder impfen. Viele Krankheiten, die es hier früher gab, sind einfach verschwunden.”

Tirunush Yimer, 45, Mutter von vier Kindern aus Demasiko im Projektgebiet Wogdi

Mutter und Sohn
Tirunush Yimer lässt ihre Kinder gegen Masern, Diphterie und andere schlimme Krankheiten impfen.
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