In Äthiopien gehen die Uhren sprichwörtlich anders. Deshalb wird Weihnachten auch nicht im Dezember, sondern im Januar gefeiert. Äthiopien folgt dem julianischen Kalender. Ein Jahr besteht hier aus 13 Monaten, zwölf davon dauern 30 Tage, der 13. Monat dafür nur fünf oder sechs Tage – das neue Jahr beginnt in der Regel am 11. September.

Melkam Genna: Weihnachten in Äthiopien
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Weihnachten wird in Äthiopien am 29. Tag des Monats “Thasas” gefeiert – das ist nach unserer Zeitrechnung der 7. Januar. Die Feierlichkeiten beginnen bereits in der Nacht zuvor: So versammeln sich die Menschen mit Kerzen in und vor den Kirchen. Die Predigten selbst dauern die ganze Nacht über an und werden über Lautsprecher nach draußen übertragen. Silberkreuze werden in einer Prozession, begleitet vom Gesang traditioneller Lieder, dreimal um die Kirche getragen.
Ein ganz besonderes Erlebnis ist das Weihnachtsfest in Lalibela: Hier wurden im 12. Jahrhundert insgesamt elf Kirchen direkt in die Tiefe des umliegenden Steins gehauen. Die Felskirchen von Lalibela gehören zu den Attraktionen jeder Äthiopienreise. Ende der siebziger Jahre wurden sie zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Zu “Genna”, also zum äthiopischen Weihnachten, machen sich Abertausende Pilger auf den Weg nach Lalibela, um dort der beeindruckenden Prozession beizuwohnen.


Die Felsenkirchen von Lalibela gehören seit 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Insgesamt elf Kirchen wurden um das Jahr 1250 aus der umgebenden Felsformation herausgearbeitet.
Zum äthiopischen Weihnachtsfest endet auch eine 43-tägige Fastenzeit. Traditionell wird im Kreise der Familie ein Festessen bereitet. Je nachdem, was sich eine Familie leisten kann, werden die traditionellen Sauerteigfladen Injera und verschiedenen Saucen und Eintöpfe, etwa Doro Wot – scharfer Eintopf mit Huhn und Eiern – gereicht. Wer es sich leisten kann, schlachtet ein Schaf.
Eine eher ungewöhnliche Tradition zu Weihnachten ist das ebenfalls Genna genannte Hockeyspiel, das der Legende nach schon von Menelik I., Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, gespielt wurde. Auf historischen Bildern sieht man tatsächlich noch Hirten mit Hockeyschlägern abgebildet, die der Erzählung nach während des Spiels von der Geburt Jesu erfuhren.