Projektgebiet Ankober. Gemeinde-Lodge im Wof-Washa Natural Forest

Ein Hort der Vielfalt: der Wof-Washa-Wald lockt Tiere und Touristen an

02
Apr. 2025

Land & Leute

Das Paradies liegt in direkter Nachbarschaft zu Begashaw Teklewolds Heimatdorf. Hinter den Wohnhütten von Lik-Marefya erheben sich die grünen Berge des Wof-Washa, einer der letzten ursprünglichen Wälder Äthiopiens. Auf bis zu 3.500 Metern Höhe wachsen hier Wacholder, afrikanische Olivenbäume und Steineiben – einige seit mehr als 500 Jahren.

 

Zwischen den Bäumen flattern Dickschnabelraben, Ankobergirlitze und Weißwangen-Turakos. „Ich liebe es, sie zu beobachten“, freut sich Begashaw „Viele sind unfassbar bunt, wie gemalt.“ Der Wald ist ein Hort der Biodiversität: Tüpfelhyänen, Zibetkatzen und Antilopen leben hier und die endemischen Dschelada-Blutbrustpaviane.

Doch die Tier- und Pflanzenvielfalt ist bedroht: Die wachsende Bevölkerung um das 6.000 Hektar große Waldgebiet lebt in ärmlichen Verhältnissen. Illegal gejagte Wildtiere dienen als Nahrung, die Bäume als Baumaterial und Feuerholz. Auf frei geschlagenen Flächen betreiben die Menschen Ackerbau.

Begashaw würde nie ein Tier jagen oder einen Baum schlagen. Stattdessen sammelt er abgebrochene oder vertrocknete Stämme und Äste. Oder er nutzt die Bäume, die er am Rande seiner Felder anpflanzt. „Wir verehren unseren Wald“, sagt der 45-Jährige. „Er sorgt dafür, dass es bei uns mehr regnet als anderswo und wegen ihm kommen Menschen aus aller Welt.“

Perspektive Ökotourismus

Er ist Teil einer Gruppe, die oberhalb von Lik-Marefya eine Herberge betreibt. 15 Frauen und Männer aus der Gemeinde haben sich zusammengeschlossen. Kommen Touristen oder Wissenschaftler, die im Wald Zählungen oder Studien durchführen, schleppen Begashaw und die anderen das Gepäck in die Unterkunft, sie putzen und kochen für die Gäste, stapfen mit ihnen als Reiseführer durch den dichten Wald. Die Idee zu dem Gästehaus kam vor acht Jahren von einer äthiopischen Nichtregierungsorganisation. Gemeindemitglieder bauten die Unterkunft auf einer Lichtung am Rande des Waldes. Noch reicht das Einkommen aus der Herberge nicht zum Überleben. Begashaw, der mit seiner Frau und sechs Kindern im Dorf lebt, baut außerdem Weizen, Gerste und Teff an und verkauft einen Teil seiner Ernte auf dem Markt.

Begashaw Teklewold lächelt in die Kamera, während die Mittagssonne über sein Gesicht streift.
Begashaw Teklewold betreibt eine Touristenherberge. Sie liegt oberhalb seines Dorfes am Rand des Wof-Washa.

Doch im Ökotourismus, in Herbergen, Wanderwegen und Souvenirläden könnte die Zukunft der Region liegen. Er brächte, so die Hoffnung, zahlende Besucher und böte den Familien eine Perspektive, sodass sie keinen Baum mehr fällen müssten. Ein Reiseunternehmen aus der äthiopischen Hauptstadt arbeitet bereits mit der Gruppe um Begashaw zusammen. „Ich hoffe, dass bald noch viel mehr Gäste zu uns in den Urwald kommen und sich von seiner Schönheit überzeugen“, sagt Begashaw.

Die Gemeinde-Lodge im Wof-Washa Natural Forest im Projektgebiet Ankober.
Perspektive Ökotourismus: die Herberge im Wof-Washa Natural Forest.
Einige der Bäume im Wof Washa-Nature Park sind mehr als 500 Jahre alt.
Einige der Bäume im Wof-Washa-Nature Park sind mehr als 500 Jahre alt.

Mehr spannende Geschichten aus unserem Äthiopien-Blog

Go To Up