Ein äthiopischer Bauer mit Gabionen.

Erosionsschutz zur Ernährungssicherung in Wore Illu

Abgeschlossenes Projektgebiet Wore Illu (2014 - 2023)
Schwerpunkt: Landwirtschaft
Äthiopische Bauern haben mit zahlreichen Heraus­forderungen zu kämpfen. Da ist zum einen das klein­parzellierte Land: Einer Familie steht oft gerade so viel Acker zur Verfügung, wie sie zum Überleben braucht. Ein weiteres Problem sind die Dürreperioden, die immer wieder die Ernten bedrohen.
Stark zerklüftetes Land.

Doch auch starker Regen kann Feldern und Weideland Schaden zufügen, vor allem, wenn das Land gerodet oder überweidet ist und keine Bäume, Büsche oder Gräser die talwärts stürzenden Wassermassen bremsen. Dann schwemmen die Fluten wertvollen Mutterboden fort und fräsen im Laufe der Zeit tiefe Gräben ins Land, die den Ackerbau zusätzlich erschweren.

Ein solcher Erosionsgraben klafft wie eine Wunde auch im Land von Abol Ali. Der 46-jährige Kleinbauer pflanzt Getreide und Hülsenfrüchte in der Hügelland­ schaft am Rand des Dorfes Aba Grigia im Projektgebiet Wore Illu an. Oberhalb seiner Felder stand einst ein Eukalyptuswald, doch die Bäume fielen längst dem Hausbau in der Gegend zum Opfer.

Das Dorf Aba Grigia.
Das Dorf Aba Grigia liegt an einem Hang und leidet enorm unter Bodenerosion.

Die Folge: In den Regenzeiten spülen die Wassermassen wertvolles Erdreich talwärts. Der Graben, der dadurch auf Abol Alis Land entstand, beginnt als kleiner Riss und wächst binnen 100 Metern Länge zu einer regelrechten Schlucht heran. Breite: 20 Meter, Tiefe: 7 Meter. “Die Erosion und der Graben haben meine Ernte zuletzt von Jahr zu Jahr schrumpfen lassen”, sagt Abol Ali.

Effektiver Anbau zum Schutz der Ressourcen

Gemeinsam mit den Bauern will Menschen für Menschen die landwirtschaftliche Produktivität steigern. Dazu gehören neben dem Einsatz effektiver Anbaume­thoden auch Maßnahmen zum Erhalt der natürlichen Ressourcen, die die Erosion und das Auslaugen der Böden verhindern. Denn genügend fruchtbare Acker- und Weideflächen bedeuten auch: genug Nahrungsmittel für die Bauern und Hirten und ihre Familien. Viele von ihnen können auf diese Weise sogar neue Einkommensquellen durch den Verkauf von Erzeug­nissen auf dem Markt erschließen.

Vor dem Start eines Projektes erstellen Mitarbeiter von Menschen für Menschen eine Bedarfsanalyse für die Region. Unsere einheimischen Entwicklungsbe­rater erläutern den Kleinbauern die Vorteile der Vor­haben und Maßnahmen im Bereich Ressourcenschutz und wählen innovationsfreudige Bauern aus.

 

Projektmanager und Kleinbauer besprechen sich.
Nigistu Eshetu, Projektmanager für Aufforstung in Wore Illu, bespricht mit Abol Ali die Vorteile der Vor­haben und Maßnahmen.

Der Erfolg dieser “Modellfarmer”, die unter anderem aufgrund von Bodenstabilisierungsmaßnahmen und Baumanpflanzungen bereits nach einem halben Jahr mehr Ernte einfahren, überzeugt in der Regel auch jene Bauern, die zuerst skeptisch waren. “Derzeit arbeiten wir an der Aufforstung von 237 Hektar Wald. Zudem stabilisieren wir Erosionsgräben auf einer Länge von insgesamt 21 Kilometern”, sagt Nigistu Eshetu, 30 Jahre, Projektmanager für Aufforstung in Wore Illu.

“Meine Felder liegen auf einer Schräge, mit jedem Regen wurde wertvolle Erde ins Tal gespült. Wir haben schon darüber nachgedacht, umzusiedeln, wenn das Land nicht mehr genug hergibt. Aber jetzt weiß ich: Diese Felder werden noch meine Enkelkinder ernähren.”

Abol Ali, 46, Bauer in Aba Grigia im Projektgebiet Wore Illu

Bauer mit Kind.

Eukalyptussetzlinge zur Rückgewinnung von Ackerflächen

Gemeinsam mit Menschen für Menschen ist Abol Ali die Rückgewinnung seines Ackerlands angegangen. Auf der Hügelkuppe oberhalb seines Hauses hat er 2.000 Eukalyptussetzlinge gepflanzt, die er von der Stiftung erhalten hat. In wenigen Jahren werden sie zu einem Wäldchen herangewachsen sein, das den Boden stabilisiert. Darunter, an den Rändern seiner Terrassenfelder, sprießen jetzt Büsche und dichte Gräser. Sie festigen den Boden und dämmen so die weitere Erosion ein. Ein größeres Problem ist der Graben: Er ist zu mächtig, als dass man ihn mit Schaufeln zuschütten könnte.

Deshalb hat Menschen für Menschen mit der Hilfe zahlreicher Dorfbewohner steinerne Talsperren im Graben installiert. Oberhalb dieser sogenannten “Gabionen” staut sich das abfließende Wasser. Das Erdreich, dass es mit sich führt, bleibt wie in einem gigantischen Sieb hängen, wodurch der Graben bei jedem Regenguss gleichsam ein Stück weiter zuwächst. Neu gepflanzte Bäume und Gräser stabilisieren den Boden zusätzlich. Die Wunde verheilt.

Bauer mit Gabionen zum Schutz seines Feldes.
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