Ein vorbildlicher Bauernhof
Schwerpunkt: Landwirtschaft
Merdia Adem ist stolz auf den Landwirtschaftspreis, den sie von Beamten für ihren mustergültigen Hof mit prächtigen Hühnern und üppigen Gemüsebeeten erhalten hat. “Letztlich habe ich den Preis Menschen für Menschen zu verdanken”, sagt die 40-jährige Bäuerin.
Früher machten Merdia Adem ihre Hühner keine rechte Freude. Es waren kleine, zähe Tiere mit wenig Fleisch. Nur jeden zweiten Tag legten sie ein winziges Ei. Und abends, wenn die Bäuerin aus Borecha nachzählte, fehlte häufig eines: Die Hühner liefen frei herum und immer wieder schlug einer der Milane zu, die am Himmel ihre Kreise zogen. Heute gibt es für die Greifvögel keine Beute mehr zu holen: Merdias Federvieh schläft jetzt in einem akkurat errichteten Hühnerhaus, die Wände sind aus Bambus geflochten, das Dach mit Stroh gedeckt. Der Auslauf ist eingezäunt, unbehelligt darf der Hahn seinen leuchtenden Kamm präsentieren und sich als Herr der Lage gebären. Die gut genährten Hennen mit ihrem dichten, gesunden Gefieder scharren selbstvergessen, in einem extra Gatter pickt ein halbes Dutzend Küken um die Wette
Leistungsfähige Hühner bringen Erfolg
Die Äthiopienhilfe hat Merdia Adem zu ihrer Bilderbuch-Hühnerzucht angeregt: Die Stiftung bringt Vogelarten, die leistungsfähiger sind als die lokalen Arten, in die entlegenen Projektgebiete und gibt sie zu einem subventionierten Preis ab.
Jede Bäuerin kann fünf Hühner und einen Hahn bekommen. Die Landwirtschaftsexperten von Menschen für Menschen geben Kurse, wie die Tiere gehalten werden müssen, damit die Bauernfamilien den maximalen Nutzen daraus ziehen. “Die Hühner geben nun jeden Tag ein schönes Ei”, sagt Merdia Adem. “Wir haben nicht nur genug für den Eigenverbrauch, sondern können Eier und Junghühner auf dem Markt verkaufen.”
Alle ziehen an einem Strang
Schon vor rund einem Jahrzehnt starb Merdias Mann Sutuma. Merdia war mit sieben Kindern plötzlich allein. Umso erstaunlicher ist der relative Wohlstand auf ihrem Hof: Im Haus gibt es lokal produzierte Holzmöbel und eine solarstrombetriebene Lampe. Mit einem billigen Mobiltelefon hält die 40-jährige Kontakt zu einem ihrer Söhne, der in der Stadt Yanfa die weiterführende Schule besucht. Sie hat die 14-jährige Betuka und den zehnjährigen Abdo aufgenommen, die Kinder ihres Bruders, der zu arm ist, um sie durchzubringen.
Für ihren Erfolg gäbe es zwei Gründe, sagt die Bäuerin. Erstens: “Meine Kinder und ich ziehen alle an einem Strang.” Zweitens: “Alles, was man auf meinem Hof sieht, kam durch Menschen für Menschen. Ich befolge jeden Rat der Landwirtschaftsexperten und betreibe meinen Hof so, wie ich es in den Trainings gelernt habe.”
Auf den Gemüsefeldern wachsen Rote Bete, Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln und Knoblauch in gut gepflegten Beeten. Das Saatgut hat sie von der Äthiopienhilfe erhalten. Das Gemüse gedeiht in so einer Pracht, dass Merdia unlängst einen Landwirtschaftspreis der Regierung erhielt: “Ich sei ein Vorbild für andere, sagten die Beamten”, erzählt Merdia und lächelt bescheiden.