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Zurück ins Licht

Schwerpunkt: Gesundheit
Projektgebiet: Borena
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Grauer Star führt im ländlichen Äthiopien oftmals zu Erblindung, dabei ist die Krankheit mit einem Routine-Eingriff heilbar. Menschen für Menschen organisiert dort Augen-Operationen, wo keine Augenärzte sind.

Als sich vor zwei Jahren Zewude Mehameds Sicht trübte – so als würde sich ein immer dichterer Nebel vor ihre Augen schieben –, da wusste sie, was auf sie zukommt. “Ich hatte schreckliche Angst, dass es mir wie meinem Mann ergehen würde.”

Zewude ist Ende sechzig, ihr Gesicht und die schmalen Hände sind von tiefen Falten durchzogen. Sechs Jahre hatte sie sich um ihren Mann gekümmert. Er war auf beiden Augen erblindet, infolge einer Krankheit, mit der vor allem ältere Menschen auf der ganzen Welt zu kämpfen haben: dem Grauen Star.

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Die meisten Augenärzte praktizieren in Addis Abeba

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Die Linsentrübung ist für knapp die Hälfte aller Erblindungen weltweit verantwortlich. In Äthiopien ist sie neben der bakteriellen Trachom-Infektion die häufigste Ursache für den Verlust des Augenlichts. Grauer Star kann heute in einer Routine-Operation behandelt werden. Doch in vielen afrikanischen Staaten mangelt es an medizinischem Personal: Sta­tistisch gesehen ist ein Augenarzt in Afrika für eine Million Menschen zuständig, in Deutschland für rund 13.000.

Die überwiegende Zahl der äthiopischen Augenärzte praktiziert in Addis Abeba. Für die meisten Menschen sind sie somit unerreichbar. Zu weit die Reise, zu unerschwinglich der Transport, die Unterkunft in der Stadt und die Kosten für die Behandlung.

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Stiftung bringt Augenärzte in die Projektgebiete

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Mehrmals im Jahr organisiert Menschen für Menschen daher kostenlose Operationen. Vorgenom­men werden sie von ausgebildeten Augenärzten, wie dem 43-jährigen Fekadu Kassahun. Er arbeitet eigent­lich in einem Krankenhaus in der Hauptstadt und ist für seinen Einsatz knapp 600 Kilometer in das Projekt­gebiet Borena gereist. Über eine Woche wird er bleiben und bis zu 25 Patienten am Tag operieren. Menschen für Menschen bezahlt ihm und den zwei mitgereisten Krankenschwestern ein Tagegeld, die Linsen und das benötigte medizinische Material, wie Nadeln, Watte und Desinfektionsmittel. Für Transport und Logis kommen die Regierung und das Krankenhaus auf.

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Gesundheit

Im ländlichen Äthiopien mangelt es an ausreichender medizinischer Grundversorgung und an gut ausgebildetem Fachpersonal. Werden die Menschen krank, müssen sie oft Tagesmärsche zurücklegen, um zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus zu gelangen. Für viele ist medizinische Hilfe gar nicht erreichbar. Wir statten Gesundheitszentren auf dem Land mit Material aus, beratendie Menschen in Fragen der Gesundheitsvorsorge und der Familienplanung und klären über HIV auf. Zudem schulen wir medizinisches Personal, organisieren Impfkampagnen und ermöglichen Operationen – etwa bei Grauem Star.

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Ohne Familie geht es nicht

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Auch Zewudes Ehemann half die Äthiopienhilfe mit der Operation. “Aber als es ihm endlich besser ging, fing es bei mir an”, sagt Zewude. Konnte sie zu Beginn noch zu Hause leben, ist sie mittlerweile nahezu vollständig erblindet und musste zu ihrem Sohn Ali und seiner Familie ziehen. Ihr Mann schaffte es trotz zurückgewonnenem Augenlicht nicht, allein für sie zu sorgen.

“Wir kümmern uns um alles”, erzählt Ali. Während seine Frau ihrer Schwiegermutter in den alltäglichen Dingen zur Hand geht, für alle wäscht und kocht, bestellt Ali das eineinhalb Hektar große Feld. Die magere Weizen-, Teff- und Bohnenernte muss für seine eigene vierköpfige Familie und seine Eltern reichen. Wenn eine Anschaffung ansteht, heuert Ali als Tagelöhner an und verdient damit zwischen 1,50 und drei Euro am Tag. “Der Druck lastet schwer auf mir”, gibt der 38-Jährige zu.

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Augenoperation sorgt für Hoffnung

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Über einen Aufruf auf dem Markt erfuhr er, dass die Stiftung erneut Operationen des Grauen Stars anbietet. “Ich lief sofort nach Hause und erzählte es meiner Mutter.” Zusammen haben sie den beschwer­lichen Weg in die Projektzentrale in Mekane Selam auf sich genommen. “Ich fürchte mich vor den Spritzen, aber ich will die Behandlung aushalten”, sagt Zewude. Wie die anderen Patienten sitzt sie vor dem Behand­lungszimmer auf einer Holzbank, ihre Haare für die Operation mit einer Plastiktüte aus dem Gesicht ge­bunden. “Mein Mann und andere Bekannte können wieder sehen. Das muss bei mir auch klappen”, gibt sie sich selbstbewusst. Wenig später wird sie aufgerufen.

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Dann stehen die Chancen gut, dass sie sich ihren größten Wunsch erfüllen kann: wieder zu ihrem Ehemann zu ziehen und selbständig für sich zu sorgen.
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Nur zwanzig Minuten dauert die Behandlung, bei der Fekadu den Grauen Star in Zewudes linkem Auge entfernt und eine künstliche Linse einsetzt. Bereits am nächsten Morgen wird er ihr die Augenbinde ab­nehmen und sie wird wieder sehen können. “Zu erleben, wie sehr sich die Menschen in diesem Moment freuen, macht mich sehr glücklich”, sagt Fekadu. Drei Tage später wird er auch Zewudes anderes Auge operieren. Dann stehen die Chancen gut, dass sie sich ihren größten Wunsch erfüllen kann: wieder zu ihrem Ehemann zu ziehen und selbständig für sich zu sorgen.

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Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Bescheid vom 6. September 2021 wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.