Mütter und Kinder schützen

Projektgebiet: Kawo Koysha Schwerpunkt: Gesundheit
Veröffentlicht: 10.07.2024

„Tun wir mal so, als sei das ein Baby”, sagt Gojole Goa und legt sich eine Wasserflasche aus Plastik in die Armbeuge. Der 50-Jährige ist Leiter der Abteilung für Frauen- und Kindergesundheit der Gesundheitsbehörde der Wolayta-Sodo-Zone im Projektgebiet Kawo Koysha. „Das ist der Kopf, der Körper, hier wären die Beine”, erklärt der Trainer. Acht junge Männer und Frauen sitzen vor ihm. Sie sind Hebammen und Geburtshelfer, etwa die Hälfte arbeitet am Gesundheitszentrum der Kleinstadt Lasho, wo der Weiterbildungskurs stattfindet. Die anderen sind von einer zweiten Gesundheitseinrichtung in der Nähe angereist. Ihr gemeinsames Thema in den nächsten zehn Tagen: HIV-Infektionen und wie sie sich eine Ansteckung von Frau zu Kind verhindern lässt.

Schulungen für Personal von Gesundheitseinrichtungen

Menschen für Menschen hat das Training in Lasho organisiert, kümmert sich um die Anreisen und zahlt allen Teilnehmenden eine Aufwandsentschädigung. Gojole wurde als Trainer dazu eingeladen. In Äthiopien fehlt es vielerorts an Ärztinnen und Ärzten. Somit kommt dem Gesundheitspersonal an den ländlichen Krankenstationen – und ihrer Weiterbildung – eine Schlüsselrolle zu.

Aufklärung über Infektionskrankheiten

„Wenn die Mütter ihr Baby beim Stillen richtig unterstützen, sinkt die Gefahr, dass die Brustwarzen verletzt werden und damit die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung”, erklärt der Trainer und drückt die Flasche gegen seine Brust. Am wichtigsten sei aber, die Infektion frühzeitig in der Schwangerschaft zu entdecken, damit rasch mit einer antiretroviralen Therapie begonnen werden kann. „Dann ist das Stillen mit HIV kein Problem”, sagt Gojole.

Gojole Goa, Abteilungsleiter in der Gesundheitsbehörde im Bezirk Wolaita
Gojole Goa, Abteilungsleiter in der Gesundheitsbehörde in der Wolayta-Sodo-Zone

Gebannt hört Betlehem Debebe dem Trainer zu, macht sich Notizen. „Natürlich wusste ich grundsätzlich über HIV Bescheid”, sagt die 28-Jährige. „Aber viel zu wenig darüber, wie wir eine Ansteckung des Säuglings verhindern können.” Seit rund einem Jahr arbeitet Betlehem in Lasho als Hebamme. Gojoles Training ist bereits ihre zweite Schulung.

Hebamme bei einer Weiterbildung am Lasho Health Centre
Betlehem Debebe (links) ist voll Ohr - bei der Fortbildung der Stiftung erfährt die Hebamme, wie HIV-Ansteckungen bei Säuglingen vermieden werden können

Zukunft mit Familienplanung

Im ersten Kurs ging es um Familienplanung. „Das ist hier in vielen Ehen bis heute ein sensibles Thema”, sagt Betlehem, die mit anderen Mitarbeitenden des Gesundheitszentrums regelmäßig die umliegenden Gemeinden besucht. Traditionell gelten viele Kinder als erstrebenswert. Oft seien es die Männer, die Verhütung ablehnten. Sie verstünden nur schwer, dass weniger Nachwuchs für alle gesünder ist. Betlehem versucht, bei Informationsveranstaltungen und Hausbesuchen in den Dörfern aufzuklären. Wie sie darüber mit den Ehepaaren ins Gespräch kommt, hat sie ebenfalls bei einem Training der Stiftung gelernt.

Betlehem schaut bei ihren Dorfbesuchen gezielt auch nach schwangeren Frauen. „Zu viele bringen noch immer ihre Babys zu Hause zur Welt”, sagt sie. Die Hebamme klärt die werdenden Mütter über die Risiken auf und empfiehlt eindringlich, für die Vorsorgeuntersuchungen und die Geburt in das Gesundheitszentrum zu kommen.

Ausstattung mit Verbrauchsmaterialien

Mittlerweile macht sie das guten Gewissens. Denn das Zentrum ist nun viel besser ausgestattet als vor einigen Monaten. „Früher kam es vor, dass wir die Menschen nicht behandeln konnten, weil uns Betten fehlten oder Verbandszeug”, sagt Klinikleiter Akljlu Bergene.

Lasho Health Centre in Kawo Koysha
Menschen für Menschen stattet die Gesundheitszentren unter anderem mit Verbrauchsmaterialien aus.

Inzwischen hat Menschen für Menschen Untersuchungsliegen, Entbindungsbetten sowie Hygieneartikel wie Handschuhe beschafft. Außerdem stellte die Stiftung Verhütungsmittel, Blutdruckmessgeräte und ein Mikroskop zur Verfügung. „Das alte war kaputt”, sagt Aklju. „Über Monate konnten wir unserem Labor daher keine Tests mehr durchführen.”

 

Wirkung

Schulungen für medizinisches Personal bilden die Basis für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung in den ländlichen Regionen. Den Mitarbeitenden in den Gesundheitseinrichtungen wird umfassendes Wissen über Infektionskrankheiten und Geburtsrisiken vermittelt, sodass sie diese frühzeitig erkennen und darauf reagieren können. Dies führt zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung der ländlichen Bevölkerung und langfristig zu einem besseren Gesundheitszustand, insbesondere von Müttern und Kindern.

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