Zwei Frauen mit Milch-Behältnis

Milch macht stark

Abgeschlossenes Projektgebiet Borecha (2007 – 2017)
Schwerpunkt: Einkommen

Viele Initiativen von Menschen für Menschen zielen darauf ab, die Frauen ökonomisch zu stärken: Im Dorf Beleti regte die Stiftung vor vier Jahren eine Milchgenossenschaft an. Mittlerweile betreiben die Mitglieder ihre Kooperative ganz ohne Unterstützung von außen. 

In Beleti im Projektgebiet Borecha versammeln sich in einer Rundhütte jeden Tag Frauen, die beim Reden selbstbewusst die Fäuste in die Hüften stemmen und mit offenem Blick diskutieren. Ob sich in ihrem Leben etwas verändert hat, seit sie sich zu einer Milchgenossenschaft zusammengeschlossen haben? “Und ob!”, sagt Alea Aburamau und lacht: “Allein, wenn ich früher eine Handvoll Kaffeebohnen kaufen wollte, musste ich immer meinen Mann um Geld fragen – das ist zum Glück vorbei. Jetzt entscheiden wir gemeinsam, für was wir Geld ausgeben, und manchmal entscheide ich auch einfach alleine.” 300 Birr verdient jede der drei Dutzend Frauen durchschnittlich durch den Milchverkauf an die Kooperative im Monat – umgerechnet 13 Euro. Eine beträchtliche Summe, wenn man weiß, dass ein lokaler Arbeiter für diese Summe acht lange Tage arbeiten muss.

In ausgehöhlten Flaschenkürbissen liefern die Frauen die Milch in den Tukul der Kooperative, eine der traditionellen Rundhütten mit Grasdach. Während Privatleuten ein Wellblechdach als Statussymbol gilt, verzichtet die Kooperative lieber darauf: “Unter dem Grasdach ist es kühler, die Milch hält länger”, erklärt Mitglied Fatuma Halischo, die entspannt im Türrahmen lehnt: In Beleti gibt es keinen Strom, also auch keine Kühlschränke.

Echte Selbstentwicklung

Durch die Genossenschaft haben die Frauen immer einen Abnehmer und stabile Preise. Sämtliche Milch wird lokal verkauft, die Nachfrage ist in der Trockenzeit am größten, wenn die Kühe kaum Milch geben. Während in der industrialisierten Landwirtschaft Europas die mit Kraftfutter versorgten Hochleistungskühe bis zu 50 Liter Milch am Tag geben, sinkt die Leistung der Kühe in Äthiopien teils auf einen Liter pro Tag.

Traditionell treiben die Bauern ihre Tiere zur Weide auf karges Brachland, wo sie sich ihr Futter mühsam selber suchen müssen, und dabei viele Kalorien verbrennen. Deshalb versucht Menschen für Menschen in seinen Projektgebieten, die Viehhaltung mit zumindest zeitweiliger Stallhaltung, der Einführung neuer Futterpflanzen und der Einkreuzung europäischer Hochleistungsrassen effizienter zu machen. Die Genossenschaft in Beleti wurde vor vier Jahren auf Initiative von Menschen für Menschen gegründet. Die Äthiopienhilfe unterrichtete die Frauen in Buchhaltung und stattete sie mit Geräten aus, etwa Metallkannen zur Aufbewahrung der Milch – mehr brauchte es nicht, um eine nachhaltige Hilfe zur Selbstentwicklung in Gang zu setzen.

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