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Die Zukunft bauen

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Dano
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Vielen jungen Äthiopiern fehlen grundlegende Berufskenntnisse. Menschen für Menschen organisiert daher praktische Job-Trainings, in denen sie Imkern, Töpfern oder Mauern lernen. So können sich die jungen Erwachsenen auf dem äthiopischen Arbeitsmarkt behaupten und sich eine Existenz aufbauen.

Wer Buzuna Tasisas schmächtige Statur sieht, würde kaum denken, dass der 26-Jährige Maurer gelernt hat. Doch auf der Baustelle der neuen Schule, die Menschen für Menschen in der Gemeinde Kemeso Arere im Projektgebiet Dano errichtet, ist er in seinem Element: Zusammen mit etwa 20 jungen Frauen und Männern schippt er Sand in Eimer und schleppt Tragbahren voller Kiesel zu einem röhrenden Betonmischer. “Wir brauchen noch Wasser”, ruft er gegen das Rattern der Maschine an. Zwei Männer eilen mit Kanistern herbei.

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Nach seinem Schulabschluss hat Buzuna Tasisa lange Zeit als Tagelöhner gearbeitet – eine unsichere Einkommensquelle. Heute freut er sich über sein festes Einkommen von Menschen für Menschen.

Buzuna arbeitet im Auftrag von Menschen für Menschen auf der Baustelle der Schule. Er hat das Handwerk in einem 30-tägigen Maurer-Training erlernt, das die Äthiopienhilfe im Jahr 2018 in der Kleinstadt Seyo, unweit von Kemeso Arere, angeboten hatte.

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Für die Stiftung kontrolliert er auf der Baustelle die einzelnen Arbeitsschritte, prüft die Mischung aus Zement, Sand, Kies und Wasser, stellt sicher, dass die Gräben für das Fundament der Grundmauern tief genug sind.

Dabei arbeitet er eng mit dem Bauleiter der lokalen Firma zusammen, die von Menschen für Menschen mit dem Schulneubau beauftragt wurde. “Noch liegt einiges vor uns. Ist das Fundament fertig, fangen wir an, die Außenwände zu mauern”, erläutert Buzuna. “Dass die Schüler dann endlich in einer besseren Schule lernen, motiviert mich jeden Morgen.” Nur wenige Schritte entfernt hocken die Grundschülerinnen und -schüler dicht gedrängt in windschiefen Lehmhütten. Bei schlechtem Wetter regnet es in die Klassenräume. Durch die zu kleinen Fenster dringt kaum Licht.

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Unsicheres Leben

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Buzunas Schulabschluss liegt neun Jahre zurück. Seitdem schlug er sich mit Gelegenheitsjobs durch, arbeitete tageweise auf Baustellen, half in der Baumschule von Menschen für Menschen aus. In guten Monaten verdiente er umgerechnet 39 Euro. Doch sicher war dieses Einkommen nicht. “Ich hatte keine Ausbildung, keine Qualifikationen und nie eine Festanstellung”, erzählt Buzuna, inzwischen Vater von zwei Kindern. War ein Job beendet, fragte er in den Straßen von Seyo nach möglichen Auftraggebern oder wartete in klammen Morgenstunden frierend mit dutzenden anderen Tagelöhnern auf dem Marktplatz, wo Bauherren nach Arbeitskräften suchen. Oft ging Buzuna leer aus. “Ich konnte häufig nicht einschlafen, da ich nicht wusste, wie ich meine kleine Familie in den nächsten Wochen ernähren sollte”, sagt er.

Um junge Menschen wie Buzuna aus dem Kreislauf der Unsicherheit zu befreien, organisiert Menschen für Menschen in den Projektgebieten praktische Handwerkskurse und Berufstrainings. In Imkerseminaren lernen Teilnehmer, wie sich mit Bienenvölkern Honig und Wachs gewinnen und verkaufen lassen. Andere lernen, kunstvolle Vasen und Schüsseln zu töpfern oder Teppiche zu weben. Oftmals lädt die Äthiopienhilfe erfahrene Praktiker als Trainer ein – aus Addis Abeba oder wie im Fall des Maurer-Kurses direkt aus Seyo. “Unser Trainer war ein erfolgreicher Bauunternehmer aus der Stadt”, erzählt Buzuna. “Was ich von ihm gelernt habe, kann mir keiner nehmen. Ich bin sicher, dass ich in Zukunft von meiner Arbeit leben kann.”

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Ziel Selbstständigkeit

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Menschen für Menschen hat mit Buzuna für die gesamte Zeit des Schulneubaus einen Vertrag geschlossen und zahlt ihm umgerechnet rund 60 Euro monatlich. Außerdem wurden ihm eine Vertragsverlängerung und der Einsatz auf einer anderen Baustelle in Aussicht gestellt. Eine erfreuliche Entwicklung für Buzuna, der sich zwar später selbständig machen möchte: “Aber jede Erfahrung, die ich bei der Stiftung sammle, wird mir dabei helfen.”

Einer, der den Schritt in die Selbständigkeit schon gewagt hat, ist der 31-jährige Berhanu Teshome, der mit Buzuna den Maurer-Kurs absolvierte. Mit hellgrauem Muskelshirt und Schlapphut steht er auf einer wackeligen Holzleiter, klatscht mit seiner Maurerkelle grauen Putz an die Wand vor sich und streicht ihn glatt. Seit einigen Monaten saniert Berhanu ein Privathaus im Stadtkern Seyos. Außerdem hat er eine hohe Betonmauer um den Hinterhof des Hauses errichtet.

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Wie Buzuna hielt sich auch Berhanu früher mit Aushilfsjobs über Wasser, wechselte Reifen in einer Autowerkstatt und arbeitete als ungelernter Zimmermann auf dem Bau. Das brachte ihm kaum mehr als einen Euro am Tag. Wie hoch sein Verdienst heute ist, hängt vom Umfang und Aufwand seiner Aufträge ab. Allein für den Bau der Mauer um den Hinterhof kann er dem Hausbesitzer umgerechnet etwa 180 Euro berechnen.

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“Meine Arbeit ist mein Aushängeschild”

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Bald sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen, dann muss er sich um einen neuen Auftrag kümmern. „Ich mache mir keine Sorgen“, sagt Berhanu. Seyo wächst. Immer mehr Menschen zieht es aus den umliegenden Dörfern in die Kleinstadt. Hatte Seyo 2011 noch 10.000 Einwohner, sind es heute um die 15.000. “Solange das so bleibt, wird es immer Arbeit für mich geben.”

Werbung für sein Ein-Mann-Unternehmen braucht er nicht. “Das beste Aushängeschild ist meine geleistete Arbeit”, sagt er. Mauer für Mauer, Haus für Haus, Auftrag für Auftrag möchte er sich in den nächsten Jahren als Maurer einen Namen machen. Langfristig träumt er davon, sein eigenes Bauunternehmen zu leiten und beispielsweise Aufträge von Menschen für Menschen, wie einen Schulneubau, umzusetzen. Bis es soweit ist, freut er sich, dass er für seine Frau und seinen knapp einjährigen Sohn sorgen und ihnen sogar ab und an ein Geschenk mit nach Hause bringen kann. “Das wäre früher undenkbar gewesen.”

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Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Bescheid vom 6. September 2021 wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.