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Gabionen brachten die Rettung

Schwerpunkt: Landwirtschaft
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“Vor etwa zehn Jahren fand sich nach einem Wolkenbruch plötzlich ein Graben in unseren leicht abschüssigen Feldern. Er war nicht besonders tief. Aber im Laufe von wenigen Jahren machten Regengüsse den Graben immer länger und tiefer: wie eine klaffende Wunde, die immer schlimmer wird.

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Fruchtbare Erde wurde abgeschwemmt. Der Graben entwickelte Seitenarme. Er fraß unsere Felder regelrecht auf. Wir versuchten den Graben zu bändigen, indem wir Wälle aus Steinen und Buschwerk darin bauten. Doch die Regenfluten rissen sie hinfort. Erst als Menschen für Menschen Maurer beauftragte und Drahtkörbe brachte, bekamen wir eine Chance auf Erfolg. Mit Hilfe der Fachleute bauen wir mit den Drahtkörben stabile Absperrungen quer zum Grabenverlauf – ähnlich einem kleinen Staudamm.

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Die mit Steinen gefüllten Drahtkörbe trotzen der Wucht der Fluten. An den Mauern lagert sich abgeschwemmte Erde ab und füllt den Graben wieder auf. An den Hängen pflanzen wir Bäume. Die Wurzeln halten den Mutterboden fest. Viele Tage lang schleppe ich zusammen mit meinen Nachbarn Steine für die Drahtkörbe. Es geht um die Bewahrung unserer Felder, also um die Existenz unserer Familien.”

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Neues Leben am Berg Kundudo

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Kundudo
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900 Kilometer Terrassierungen, rund 10 Millionen Baumsetzlinge: Auf dem Kundudo-Plateau im Osten Äthiopiens setzt Menschen für Menschen ein gewaltiges Aufforstungsprojekt um. Es steht beispielhaft für das Ziel, die Lebensgrundlagen der Menschen in Äthiopien wiederherzustellen und nachhaltig zu sichern. Notlagen wie der Hungersnot, die Teile Äthiopiens infolge der anhaltenden Dürre erfasst hat, kann so vorgebeugt werden.

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Die anderen Dorfbewohnenden hatten Moilud Ahmed gewarnt: Bau deine Hütte nicht am Fuß des Berges. Wenn der große Regen kommt, schwimmt sie davon. „Ich wusste, dass es gefährlich ist, so nah am Hang zu leben“, sagt der 35-jährige Kleinbauer heute. Doch die Bevölkerung in der Gegend wächst, und so sind Acker- und Bauland rar geworden. „Bis dahin hatten wir auf dem Grundstück meiner Eltern in einer Hütte gelebt, aber als meine Frau wieder schwanger wurde, wollten wir ein eigenes Zuhause“, sagt Moilud.

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Bauer Moilud Ahmed und seine Familie bauten am Fuß des Berges Tulu Korke ihre Hütte.

Und so bauten sie doch am Fuß des Tulu Korke, einem Hügel, auf dem nur Gestrüpp und ein paar einsame Bäume wachsen. Während der Regenzeiten schießt das Wasser ungebremst die Hänge hinab.

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“Ich kannte die Gefahr”, sagt Moilud. “Aber ich dachte, wenn ich einen Graben ziehe und einen kleinen Wall aufschütte, sind wir sicher.” Es sollte anders kommen. Immer im Frühjahr und Spätsommer, wenn es wochenlang pausenlos regnet, versanken die Felder und Beete der Familie im Morast. Große Teile der Ernte gingen verloren. Selbst in ihrer Hütte stand die Familie immer wieder bis zu den Knöcheln im Wasser. “Als Bauern sollten wir uns auf den Regen freuen”, sagt Moilud. “Aber irgendwann hatten wir nur noch Angst vor ihm.”

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Früher wurden im Wald Rehe gejagt

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“Früher gab es diese Überschwemmungen nicht”, sagt Hassan Jami und blickt von einer Anhöhe über das karge Bergland. Der 65-jährige Hirte mit dem grauweißen krausen Bart wurde in dieser Gegend geboren. Er erinnert sich noch gut daran, wie es hier zu seiner Kindheit aussah. „In den Tälern und an den Hängen standen dichte Wälder, in denen wir Rehe jagten“, sagt er. Allerdings habe man vorsichtig sein müssen: Im Dickicht seien auch schwarze Panther unterwegs gewesen.

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Hirte Hassan Jami lebt am Mount Kundudo.

“Die Wälder haben die Menschen mit Fleisch, Beeren und Heilkräutern versorgt”, sagt Hassan. “Dass sie uns auch vor den Sturzfluten schützten, haben wir erst verstanden, als es schon zu spät war.”

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Das Kundudo-Plateau, rund 600 Kilometer östlich von Addis Abeba, unweit der Grenze zu Somalia: Berühmt ist diese Gegend vor allem für das Dorf Ejersa Goro, in dem der äthiopische Herrscher und letzte Kaiser Abessiniens Haile Selassie 1892 geboren wurde. Ein paar Kilometer weiter steht der Berg, nach dem die Region benannt ist: der 3.000 Meter hohe Mount Kundudo. Mit seinen sattgrünen Hängen, die wie gigantische Treppen aus dem Boden wachsen, bietet er einen bizarren Anblick. Von seinem Gipfel soll man bei gutem Wetter den 250 Kilometer entfernten Golf von Aden sehen können. Der Berg ist eine Attraktion in jeder Hinsicht und war einst auch bei Touristen beliebt.

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Holzbedarf führt zu Kahlschlag

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Ein weniger schönes Schauspiel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten am Fuß des Kundudo-Berges zugetragen: Die Wälder, in denen der Hirte Hassan Jami als Kind jagte, fielen nach und nach dem Holzbedarf der wachsenden Bevölkerung zum Opfer. Für die rund 55.000 Menschen, die heute auf dem Kundudo-Plateau überwiegend von Landwirtschaft und Viehzucht leben, blieb der Kahlschlag nicht ohne Folgen. Zu den Überschwemmungen, die während der Regenzeiten Mensch und Vieh gefährden, kamen sinkende Erträge in der Landwirtschaft, weil die Sturzfluten wertvollen Humus fortspülten. Ein weiteres Problem stellt die Wasserversorgung dar: Wo Regenwasser ungebremst abläuft, versickert weniger im Boden. So kann sich das Grundwasser nur schlecht regenerieren, Brunnen und Quellfassungen versiegen.

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Gebeyehou Seyoum ist der Manager des groß angelegten Wiederaufforstungsprojekts am Mount Kundudo.

“Die Situation spitzte sich immer weiter zu”, sagt Gebeyehou Seyoum, 44. Der Agrarökonom ist der Manager eines groß angelegten Wiederaufforstungsprojekts, das die Stiftung Menschen für Menschen 2012 auf dem Kundudo-Plateau gestartet hat.

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“Unsere Untersuchungen hatten ergeben, dass die Menschen in dieser Region immer stärker unter Überschwemmungen sowie Wasser- und Lebensmittelknappheit litten”, sagt Gebeyehou Seyoum. Der Grund dafür war eindeutig: Das Fehlen des Waldes hatte das Ökosystem in der Region durcheinandergebracht. Dem Prinzip “Hilfe zur Selbstentwicklung” folgend, entwickelte Menschen für Menschen einen ambitionierten Plan: Der Wald sollte zurückkehren nach Kundudo. Und mit ihm die Lebensperspektiven der Menschen.

Fünf Jahre später hat das Projekt bereits sichtbare Spuren hinterlassen. Breite Bergrücken sind von Erd- und Steinwällen überzogen, die herabstürzende Wassermassen bremsen und zugleich horizontale Flächen schaffen, auf denen Setzlinge gut gedeihen können. 500 Kilometer dieser Geländestufen sind insgesamt in der Region geplant. Weitere 400 Terrassenkilometer werden auf den flacheren Hängen errichtet und bieten Raum für den Feldfruchtanbau. Wo die Erosion bereits tiefe Narben in die Landschaft gerissen hat, werden riesige, mit Steinen gefüllte Gitterkörbe installiert, die den Strom von Wasser und Erde aufhalten und dafür sorgen, dass die gewaltigen Gräben wieder zuwachsen. 125 solcher Gabionen sind auf dem Kundudo-Plateau geplant.

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Die Bewohnenden selbst setzten das Projekt um

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„Ohne die Unterstützung der Menschen, die hier leben, könnten wir ein Projekt dieser Größenordnung gar nicht organisieren“, sagt Gebeyehou Seyoum. Nicht zuletzt, weil es die Anwohnenden selbst sind, die mit ihrer Hände Arbeit ganze Hänge mit Terrassen versehen.

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Die Anwohner selbst sind es, die mit ihrer Hände Arbeit ganze Hänge mit Terrassen versehen.

Seit Jahren kann man Bautrupps von mehreren hundert Männern beobachten, die früh morgens, Schaufeln und Hacken geschultert, die Berge hinaufmarschieren. Gegen eine Aufwandsentschädigung, die sie von der Stiftung erhalten, schlagen sie in Schwerstarbeit die stabilen Stufen in die Hänge.

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Daneben werden bodenstabilisierendes Vetivergras und Baumsetzlinge gepflanzt. Eigenhändig verändern die Bewohnenden auf diese Weise die Landschaft ihrer Region grundlegend, um sie auf diese Weise wieder ihrem ursprünglichen Zustand nahezubringen.

Das Projekt fügt sich in die Pläne Äthiopiens, eine Wirtschaft mit geringem Kohlendioxid-Ausstoß zu formen. Das Ziel ist hoch gesteckt: Bis 2025 soll Äthiopien ein kohlendioxid-neutrales und klimafreundliches Land mit mittlerem Einkommen werden. Die zu diesem Zwecke ausgearbeitete Strategie “Climate-Resilient Green Economy” (CRGE) umfasst drei Zielsetzungen: die Verringerung von Emissionen, die Verringerung der Anfälligkeit für die Folgen des Klimawandels sowie die Sicherung des wirtschaftlichen Wachstums.

Der gewaltige Kraftakt am Kundudo-Berg ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil von ihm nicht unbedingt jene profitieren, die ihn leisten, sondern erst deren Kinder oder Enkel. Ein Prinzip, das die Forstwirtschaft seit etwa 200 Jahren mit dem Begriff der “Nachhaltigkeit” umschreibt.

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Nadel- und Laubbäume schießen in die Höhe

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“Dass der Wald zurückkommen muss, hatten die Menschen hier verstanden”, sagt Gebeyehou Seyoum. “Das Problem war, dass nicht alle uns von Anfang an vertrauten.” Der Grund war ein gescheitertes Aufforstungsprogramm, das die Regierung vor etwa 30 Jahren in der Region gestartet hatte. “Ihre Setzlinge waren schwach und die Terrassierungen falsch angelegt”, sagt Gebeyehou Seyoum. “Wir mussten die Menschen also erst davon überzeugen, dass es diesmal besser laufen wird.” Dass dem neuen Projekt mehr Erfolg beschieden ist, kann man auf dem Rücken des Gara Guracha, des “Schwarzen Berges”, beobachten: Wo sich bis vor ein paar Jahren nur einige Disteln im Boden festkrallten, schießen jetzt dicht an dicht die Nadel- und Laubbäume in die Höhe. Vor einem von ihnen, einer mannshohen Silbereiche, bleibt Gebeyehou Seyoum stehen und legt die Hand um ihren Stamm, der bislang nur etwa so dick ist wie ein Besenstiel. “In zehn Jahren kann dieser Baum mehr als 15 Meter hoch sein”, sagt er. Am Fuß des Gara Guracha macht sich der neue Bewuchs derweil ebenfalls bemerkbar: Die Quellen und Brunnen im Tal geben wieder deutlich mehr Wasser.

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Auch am Fuß des Tulu Korke hat sich die Lage entspannt. Moilud spaziert durch seinen Gemüsegarten und strahlt Zuversicht aus.

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Moilud und seine Frau in ihrem Gemüsebeet ernten dicke Kohlköpfe.

Rechts und links wachsen Bohnen und dicke Kohlköpfe, auf den flachen Ausläufern des Tulu Korke wiegen sich Weizen und Sorghum im Wind. Ein kleiner Eukalyptushain versorgt die Familie mit Holz.

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Weiter oben erkennt man die Terrassenbauten als feine horizontale Linien. Als im Spätsommer vergangenen Jahres der große Regen fiel, bremsten die Stufen das Wasser größtenteils. Die Überschwemmungen hätten abgenommen, sagt Moilud und blickt hinüber zu dem Berg, der zum Feind geworden war, bald aber wieder Freund sein soll. “Wenn der Wald erst wieder da ist, können hier auch meine Kinder und Enkelkinder leben.”

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Hauswirtschaftstrainings gegen Mangelernährung

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Wore Illu
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Zwei Jahre ist es her, dass Mitarbeiter von Menschen für Menschen das Dorf Bille Agere in der Projektregion Wore Illu erstmals aufsuchten, um Hussen und den anderen Bauern von den Vorteilen des Gemüseanbaus zu erzählen. Sie erklärten ihnen, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung für die Gesundheit ist. Und sie rechneten ihnen vor, wie viel sie ernten und welchen Umsatz sie auf den Märkten machen könnten. Etwa ein Drittel der Menschen in den Entwicklungsländern ist von chronischer Mangelernährung betroffen.

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Die Home-Economics-Kurse von Menschen für Menschen erklären unter anderem die Wichtigkeit von frischem Obst und Gemüse.

Der Grund dafür ist, dass die Menschen sich nur Brot und Brei aus verschiedenen Getreidesorten leisten können. Essen, das zwar den Magen füllt, dem aber wichtige Nährstoffe wie Vitamin A, Jod, Zink oder Eisen fehlen. Zieht sich dieser einseitige Speiseplan über einen längeren Zeitraum, können “Mikronährstoffdefizite” auftreten, der so genannte “versteckte Hunger”.

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Seine Folgen für Erwachsene sind Mangelerscheinungen wie Erschöpfung und Anfälligkeit für Infekte. Während der Schwangerschaft kann die Mangel ernährung zu Fehlentwicklungen beim Ungeborenen führen. Zudem haben die Mütter nach der Geburt oft nicht genug Muttermilch, um zu stillen.

Für viele Kinder beginnt auf diese Weise ein Leidensweg, der sich nicht selten mit den Jahren verschlimmert: Nährstoffmangel kann Wachstumsstörungen, Behinderungen, Immun schwäche, Blindheit und viele weitere gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Unicef zufolge ist jedes vierte Kind auf der Welt mangelernährt. Mangelernährung ist kein Problem, das nur Menschen in den Entwicklungsländern betrifft. Auch in der Überflussgesellschaft, kann falsche Ernährung zu Mangelerscheinungen führen. Gleichwohl lebt die überwältigende Mehrheit der rund zwei Milliarden Menschen, die an “Verstecktem Hunger” leiden, in den Entwicklungsländern. Der Schlüssel zu einer besseren Versorgung dieser Menschen, ist eine innovative Landwirtschaft. Sie schafft Ernährungssicherheit und kann zum Motor einer erfolgreichen, nachhaltigen Entwicklung werden. Zudem bietet sie jungen Menschen Beschäftigung und wirkt so der anhaltenden Landflucht entgegen.

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In Kochkursen von Menschen für Menschen lernen die Frauen wie man frischem Gemüse leckere Gerichte zaubert.

Während Hussen und seine Frau durch ihr Feld waten, haben sich ein paar hundert Meter weiter, im Gemeindehaus von Bille Agere, Dutzende von Frauen aus dem Dorf zum gemeinsamen kochen versammelt. In mehreren Teams schälen und hacken sie die neuen Gemüsesorten und verrühren sie zu würzigen Eintöpfen.

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Auf einer Bank werden die fertigen Gerichte aufgereiht und verkostet. Im Anschluss tauschen die Frauen untereinander Rezepte und Tipps aus.

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Zumera Eberia, 25, Sozialarbeiterin und Leiterin des Frauenprojekt in Bille Agere

“Der Anbau der neuen Pflanzen ist der erste wichtige Schritt. Der zweite besteht darin, die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zu verändern”, sagt Zumera Eberia. Die 25-jährige Sozialarbeiterin leitet das Frauenprojekt in Bille Agere, zu dem neben der Kochaktion auch die Verbesserung der hygienischen Situation in den Haushalten und die Verteilung von holzsparenden Öfen zählt.

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Vor allem die Männer seien stur, was ihre Ernährung betreffe, weiß Abiot. Am liebsten äßen sie “Injera”, ein Fladenbrot aus Sauerteig mit “Shiro”, einem würzigen Bohnengericht.

“Es dauerte eine Weile, bis sie die neuen Gerichte kosteten”, sagt auch Taito Muhye, 43, die Sprecherin der Frauengruppe von Degnu. Nach einiger Zeit aber hätten sie sich darauf eingelassen. “Und jetzt merken sie, wie gut ihnen diese Speisen tun.” Vor allem die Kinder klagten weniger über Bauchschmerzen, seien kräftiger und seltener krank. Den Kindern von Hussen und Fatima geht es auch besser, seit zu Hause mehr Gemüse auf dem Speiseplan steht. Eine wichtige Voraussetzung auch für Erfolg in der Schule.

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Gesunde Ernährung in Dale Wabera

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Dale Wabera
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MENIDER AMIST – Der Hof der Gemeindeverwaltung ist überdacht mit blauen Planen. Eine paar Tische und Bänke stehen darunter. Dazu körbeweise Gemüse. Die Feuerstellen sind noch kalt, als sich gut 30 Frauen auf dem Platz versammeln. Dicht gedrängt setzen sie sich im Halbkreis um bunte Schüsseln, Schneidebretter und große Töpfe. Schälen, schnippeln, würzen, rühren – das werden für die nächsten Stunden ihre Aufgaben sein. Die Frauen nehmen sie mit großem Eifer an.

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Zemzem – 28 Jahre, verheiratet, zwei Kinder – ist eine von ihnen. Und wie die anderen trägt auch sie heute ihr bestes Kleid. Das Kochtraining, das in wenigen Minuten beginnen wird, ist für alle ein großes Ereignis. “Meine Nachbarin hat bereits so einen Kurs besucht und kocht nun ganz viele Gerichte, die wir vorher gar nicht kannten. Ich bin gespannt, was ich heute alles lernen werde”, erzählt Zemzem

Viermal im Jahr bietet Menschen für Menschen Kochtrainings speziell für Frauen in Dale Wabera an. “Die Plätze sind begehrt”, sagt Sead Abdurehman. Die Sozialarbeiterin leitet den heutigen Kurs und arbeitet auch sonst eng mit den Familien aus der Umgebung zusammen. Auf deren Tisch landete bislang vor allem Injera und Shiro Wot, das traditionelle Fladenbrot mit einer scharfen Sauce aus Linsen und Erbsen, erzählt Sead. “Heute wissen viele zwar, dass Gemüse der ganzen Familie gut tut. In der Regel werfen sie aber immer noch einfach alles in einen Topf und kochen daraus Eintopf.”

Das soll sich nun ändern. Zwölf Gerichte stehen heute auf dem Programm. Chilipaste, Grünkohl, Süßkartoffeln, Tomatensalat, Kohleintopf, Sojamilch, Käse, Omelette . Sead erklärt die einzelnen Arbeitsschritte. Die Frauen folgen ihren Worten aufmerksam. Egal ob Vitamingehalt, Gesundheitsfragen oder Zubereitungsarten – die Frauen merken sich alles ganz genau.

Gekocht wird in mehreren Teams. Und zwar in Arbeitsteilung: Während die einen den Kohl waschen, hacken die anderen Zwiebeln und wieder andere zerkleinern Kartoffeln. Zemzem zum Beispiel wäscht die Möhren und reicht sie weiter an ihre Sitznachbarin, die diese dann in zentimeterdicke Scheiben schneidet. Eine Gemüsesorte hat es Zemzem ganz besonders angetan: “Diese Sojabohne ist ein wahres Wunderding! Eintopf, Käse, Milch, Omelette. Ich bin überrascht, wie viele Gerichte ich allein daraus machen kann.”

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Zwölf Gerichte kochen die Frauen in nur einem Kurs. Ist alles fertig, probieren auch ihre Ehemänner neugierig, wie gut ihre Ernte schmecken kann.
Zwölf Gerichte kochen die Frauen in nur einem Kurs. Ist alles fertig, probieren auch ihre Ehemänner neugierig, wie gut ihre Ernte schmecken kann.
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Nach 5 Stunden ist alles fertig. Die Tische unter der blauen Plane verwandeln sich in ein großes Buffet – eine üppige Tafel, die zeigt, was der Boden alles hergeben kann, wenn er fruchtbar ist. Etwas zögerlich kosten die Frauen all das, was sie sich selbst auf die Teller gezaubert haben. Sie reichen sich kleine Portionen, und tauschen die Rezepte aus. Später gesellen sich einige Ehemänner zum Essen dazu. Auch Zemzems Mann Indris Mohammed ist neugierig. Sorgen, dass es ihm nicht schmeckt, macht sie sich nicht. “Die Gerichte sind gesund und auch sehr lecker. Ich bin mir sicher, er und auch die Kinder werden alles mögen. Und wenn nicht, dann werde ich sie schon zum Essen bringen”, sagt sie augenzwinkernd und man glaubt es ihr.

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Hoffnung dank Soforthilfe

Nothilfe
Region: Agarfa
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Ismael und seiner Familie aus dem Dorf Shanaka in Agarfa ging es bis Anfang 2015 den Umständen entsprechend gut. Auf seinem Hektar Land konnte der 40 Jahre alte Vater von sechs Kindern Mais und Hirse anbauen. Die Erträge von rund 30 Zentner pro Jahr reichten ihm gut, um seine Familie zu ernähren. Doch die Dürre in seiner Region traf Ismael und seine Familie hart.

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Aufgrund der ausbleibenden Regenfälle wurde die komplette Ernte des Bauern zerstört. Für seine Familie blieb nichts zu essen übrig und die Umstände verschlimmerten sich Tag für Tag.

Ismael suchte nach einem Ausweg, um zumindest das überlebensnotwendigste für seine sechs Kinder, seine Frau und seiner im Haushalt lebende Mutter beschaffen zu können. Der Analphabet fand schließlich eine Anstellung als Lohnarbeiter. Für ein ländliches Straßenbauunternehmen zerkleinerte er Steine. So konnte er zumindest für wenige Tage Geld verdienen, um seiner Familie etwas zu essen bieten zu können.

Doch dann geschah etwas Furchtbares: Beim Steine Zerkleinern traf Ismael ein Splitter in sein rechtes Auge. Seine Kollegen brachten ihn sofort ins Krankenhaus und gaben ihm etwas Geld. Doch die Ärzte konnten sein Augenlicht nicht mehr retten. Ismael ist seitdem auf dem einen Auge blind.

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Die Hoffnungen, die die Familie kurzfristig hegte, verwandelten sich in Sorge und Leid. Die einzige Einkommensmöglichkeit für die Familie war urplötzlich weggebrochen. Ismael und seine Frau konnten ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken.

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Hoffnung kam mit Menschen für Menschen

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Doch dann erreichte Ismael und seine Familie die heilbringende Nachricht, dass Menschen für Menschen notleidende Menschen in ihrem Dorf mit Grundnahrungsmitteln versorgen würde. “Die Dürrekatastrophe der vergangenen Monate machte mich zu einer halbblinden Person”, sagt Ismael heute. “Aber obwohl ich mein rechtes Auge verloren habe, die Hoffnung habe ich nie aufgegeben, mit meiner Familie weiterleben zu können. Dank der Maßnahmen von Menschen für Menschen sind wir noch am Leben.”

Ismael und seine Familie werden aktuell durch das Nothilfeprogramm der Stiftung versorgt, die Kinder müssen keinen Hunger leiden und können die Schule wieder besuchen. Doch die Nahrungsmittel werden gerade noch für einen Monat reichen.

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Ayisha Ame, Ismaels Mutter, und seine 18-jährige Tochter Kimiya sind dankbar, dass sie sich dank des Nothilfeprogramms derzeit versorgen können.

Die nächste Ernte jedoch ist frühestens in vier Monaten zu erwarten – vorausgesetzt, der Regen setzt unterdessen endlich ein. Ismael setzt daher darauf, dass Menschen für Menschen sein Nothilfeprogramm verlängert und die bedürftigen Familien auch weiterhin mit dem Nötigsten versorgt, denn für ihn gibt es sonst keine Möglichkeit, seine Familie zu ernähren.

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Spenden Sie jetzt!

Hühnerset und Training

Voraussetzung für den Erhalt eines Hühnersets, bestehend aus vier Hühnern und einem Hahn, ist die Teilnahme der Bauern an einem Training. Dort lernen die Bauern, wie man ein artgerechtes Hühnerhaus baut und was man beim Futter beachten muss.

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Flucht vor dem Hunger

Nothilfe
Region: Agarfa
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Shada, die bereits vor zehn Jahren ihren Ehemann, den Vater ihrer Kinder verloren hatte, weinte bitterlich, als ihr Sohn Abdulmena sie verließ. Sie hatte Angst, ihn nie wieder zu sehen und hoffte gleichzeitig, dass ihr Sprössling Europa erreichen und ihr ein wenig Geld schicken würde, so dass sie für das Überlebensnotwendige sorgen könnte.

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Die Nothilfe von Menschen für Menschen ist ein Hoffnungsschimmer für Shada.

Die 42-jährige Witwe besitzt einen Hektar Land, auf dem sie verschiedene Getreidearten anbaut – genug, um sich und ihre Kinder zu ernähren. 15 bis 20 Doppelzentner pro Jahr betrug ihre Ernte. Doch die Dürre der vergangenen Monate machte alles zunichte. Shadas Sohn wusste keinen Ausweg mehr. Im Alter von nur 16 Jahren ließ er seine Familie zurück und machte sich mit Freunden auf in eine ungewisse Zukunft.

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Einen Lichtblick für Shada brachte die Nachricht, Menschen für Menschen würde die hungerleidende Bevölkerung von Makala mit Nahrungsmitteln versorgen. Ein Fünkchen Hoffnung für sie, denn so könnte sie wenigstens ihre verbliebenen Kinder vor dem Hunger bewahren. Shadas Hoffnung wurde Realität: Sie erhält nun monatlich Weizen, Hülsenfrüchte und Öl.

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Ende der Ungewissheit

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Schließlich kam der Tag, den Shada so gefürchtet hatte. Abdulmenas Freunde meldeten sich mit einer traurigen Nachricht: Ihr Sohn war nach monatelanger Reise in der Wüste gestorben. Shada verlor ihren Sohn und alle Hoffnung. Die schrecklichen Nachrichten stürzten sie in tiefe Trauer und Verzweiflung.

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Hoffnung in dunklen Zeiten

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“Auch wenn mir das meinen geliebten Sohn nicht zurückbringt”, sagt Shada, “die Hilfe von Menschen für Menschen ist eine unfassbare Erleichterung für uns. Ich möchte allen danken, die dieses “Geschenk des Himmels” möglich machen.”

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Die Situation bleibt trotz der Nothilfe auf grund mangelnden Regens für Shada und ihre Familie angespannt.

“Im Moment sind meine Kinder sicher und müssen keinen Hunger leiden”, sagt die sorgende Mutter. “Aber die Zukunft ist ungewiss, denn die Felder sind immer noch zu trocken. Wir warten auf Regen und hoffen auf Beistand von oben.”

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Unsere Hilfe rettet Leben

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Ein Nothilfepaket kostet Menschen für Menschen 12,50 Euro.

Jede Person erhält monatlich 15 Kilogramm Getreide, 1,5 Kilogramm Hülsenfrüchte und 0,5 Liter Speiseöl. Kleinkinder, schwangere und stillende Frauen bekommen außerdem proteinreiche Ergänzungsnahrung (Famix).

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Bereits seit November 2015 verteilt Menschen für Menschen in der Region Agarfa Nahrungsmittel an die hungerleidende Bevölkerung. Vielen Familien konnte bereits geholfen werden. Doch angesichts der weiterhin lebensbedrohlichen Lage verlängern wir unsere Nothilfemaßnahmen in Agarfa, um rund 16.500 Menschen mit lebenswichtigen Grundnahrungsmitteln zu versorgen.

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“Es frisst dich auf, wenn du deine Kinder nicht versorgen kannst!”

Schwerpunkt: Landwirtschaft
Projektgebiet: Dano
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Zwei Nachbarsfamilien im Projektgebiet Dano: Die Familie von Bauer Tashome isst nur Mais und hungert viele Wochen im Jahr. Die Familie von Bauer Boru dagegen kann sich ausgewogen ernähren, ist gesünder, und die Kinder gehen alle zur Schule. Der erstaunliche Unterschied zwischen den beiden Familien ist nur einem Umstand geschuldet: Bauer Boru hat die Hilfsangebote von Menschen für Menschen wahrgenommen.

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Die Maissäcke sind der Schatz der Familie. Im Laufe des Jahres schmilzt der Vorrat viel zu schnell dahin.

Tashome Dribis hofft auf die Unterstützung durch Menschen für Menschen. Wenn man auf seinen Hof im Dorf Gida tritt, ist die Not nicht auf den ersten Blick zu erkennen: Ein Hahn kräht, ein Hundewelpe tapst herum, und in einem der beiden Räume im Haus stapeln sich Säcke mit 1.200 Kilogramm Mais.

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Gerade hat die Familie die jährliche Ernte eingeholt. Doch dieser Mais muss ein ganzes Jahr für acht hungrige Menschen reichen: für Tashome Dribi, seine Frau Workenesch und ihre sechs Kinder. Braucht es Kleider oder ein neues Werkzeug, schrumpft das Lager, denn der Verkauf von Mais auf dem Markt ist die einzige Möglichkeit, an Geld für dringend benötigte Waren zu kommen. Wird ein Kind krank, brauchen die Eltern Geld für Medizin. Dann schmilzt das Maislager dahin wie Schnee in der Sonne. In der Regenzeit, viele Wochen vor der neuen Ernte, sind die Vorräte fast aufgebraucht.

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Dann backt Workenesch kein saures Fladenbrot mehr, was sonst die Hauptnahrung der Familie ist. Alle Familienmitglieder essen in dieser Zeit lediglich “Kollo” – über dem offenen Feuer geröstete Maiskörner. “Wir haben nie genug”, sagt Tashome. “Normalerweise gibt es zwei Mahlzeiten am Tag, aber in der Regenzeit nur eine einzige.”

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Bauer Tashome Dribi, aus dem Dorf Gida im Projektgebiet Dano, profitiert bisher noch nicht von den Maßnahmen von Menschen für Menschen.

Galane, seine Jüngste, sitzt im schmutzigen Kleidchen auf der roten Lehmerde. “Kinder sind wie Pflanzen. Man muss sie hegen und pflegen”, sagt der Bauer. “Aber schaut euch meine Familie an. Alle sind dünn und zu klein.”

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Vier Jahre sei Galane alt, sagt Tashome. Sie sieht jünger aus, man schätzt das Mädchen auf nicht älter als drei Jahre. Desta besucht erst die erste Klasse, dabei ist sie schon zwölf Jahre alt. Sie musste lange fragen und betteln, bis Tashome sie endlich zur Schule gehen ließ: Hefte, Stifte und die Schuluniform kosten Geld.

Deshalb muss auch Marta, die Achtjährige, warten. “Wann darf ich zur Schule?” fragt sie manchmal. “Wenn du zehn bist”, sagt Tashome dann, der nicht weiß, ob er dieses Versprechen halten können wird. Manchmal, wenn Dorfkinder mit Heften im Arm Richtung Schule eilen, weint Marta.

Kanani, 20, die Älteste, verließ die Schule nach der 4. Klasse, um als Kleinhändlerin Geld für die Familie zu verdienen: Sie kauft Hülsenfrüchte auf dem Markt der Stadt Seyo, trägt die 25 Kilogramm schweren Waren auf dem Rücken in einem zweistündigen Marsch ins Dorf und verkauft sie in der Nachbarschaft. Der Verdienst pro Tour: 5 Birr, das sind umgerechnet 22 Cent.

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Frauen leiden an Blutarmut

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Workenesch Ayele, 32, die Frau von Tashome Dribi

Tashome Dribi und seine Familie gehört zu dem Drittel der äthiopischen Bevölkerung, das von chronischer Unterernährung betroffen ist: Zwar erleben sie keine so schlimme Hungersnot, dass ihr Leben akut bedroht wäre. Aber zumindest saisonal erhalten Eltern und Kinder zu wenige Kalorien.

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“In den letzten Monaten vor der neuen Ernte nehmen wir an Gewicht ab”, sagt Mutter Workenesch. Um das zu erkennen, braucht sie keine Waage: “Ich sehe es in den Gesichtern meiner Familie.” Doch es mangelt ihnen nicht nur an Energie. Mais füllt den Magen, aber er liefert nicht alle Vitamine und Spurenelemente. “Als ich schwanger war, bin ich zur Gesundheitsstation, weil ich so schwach war”, erzählt Workenesch. “Sie sagten, ich litte unter Blutarmut.”

Eine Folge von Eisenmangel – für Frauen in Äthiopien, die viele Kinder bekommen und keine abwechslungsreiche Kost zu sich nehmen, ist das eine alltägliche Diagnose. Zwar nimmt Workenesch nun Eisentabletten, “aber immer noch fühle ich mich häufig schwindelig”, erzählt die Bäuerin, “alles dreht sich um mich herum.”

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Großes Potential

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Etwa zwei Drittel der Menschen in der Projektregion Dano ging es so wie der Familie von Workenesch und Tashome, als Menschen für Menschen dort vor zwei Jahren seine Arbeit begann, schätzt der ehemalige Projektleiter Esrael Asfaw: Sie leiden am sogenannten versteckten oder stillen Hunger. “Ihre Armut ist in der Regel zwei Ursachen geschuldet”, erklärt Asfaw. “Es fehlt an Potential oder an Wissen.” In Dano seien die naturräumlichen Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft sehr gut, es fehlt also nicht am Potential. Doch mangle es den Menschen an Kenntnissen, die natürlichen Ressourcen auch effizient zu nutzen.

“Nehmen wir die Kartoffeln”, sagt Esrael Asfaw: “Lokale Sorten gibt es hier seit Jahrhunderten. Sie bringen ungefähr eine halbe Tonne Ertrag pro Hektar. Aber wenn die Bauern unsere verbesserten Sorten anpflanzen, können sie bis zu 20 Tonnen pro Hektar ernten!” Auch Produkte, die sich auf dem Markt zu gutem Geld machen lassen, seien möglich: Ölpflanzen, Erdnüsse, Sonnenblumen, Sesam und vielerlei Gemüse.

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Alte Methoden, karge Ernte: Tashome bearbeitet sein Feld mit einem Pflug, wie er seit Jahrhunderten in Gebrauch ist.

Doch zu helfen ist gar nicht so einfach: Die Menschen sind skeptisch. Auch Tashome hatte schon vor knapp zwei Jahren die Chance erhalten, an landwirtschaftlichen Trainings teilzunehmen und verbessertes Saatgut zu erhalten. “Doch wie viele andere Bauern war ich misstrauisch”, gibt Tashome zu. “Wir fragten uns: Warum wollen uns die Fremden helfen? Haben sie eine geheime Absicht?”

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Wer wagt, gewinnt

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Auch Boru Gemetschu, 43, und seine Familie freuen sich heute, dank der Hilfe von Menschen für Menschen, über eine ertragstarke Ernte.
Auch Boru Gemetschu, 43, und seine Familie freuen sich heute, dank der Hilfe von Menschen für Menschen, über eine ertragstarke Ernte.
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Saatgut und landwirtschaftliche Kurse von der Äthiopienhilfe und fleißige Hände bescheren der Familie von Bauer Boru nun auch eine üppige Zwiebelernte.

Doch Boru ließ sich auf das Hilfsangebot ein. Er begann die neuen ertragsstarken Kartoffeln von Menschen für Menschen anzubauen, daneben Rote Bete, Paprika, Zwiebeln, Tomaten. Er verkauft diese Marktfrüchte mit gutem Gewinn in der Kleinstadt Seyo, wo Händler mit Lastwagen sie aufkaufen, um sie weiter in die großen Städte zu transportieren.

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Außerdem hat seine Frau im Heimwirtschaftskurs der Stiftung gelernt, wie eine ausgewogene Ernährung aussieht, so dass jetzt das ganze Jahr über auch Gemüse auf dem Speisezettel steht.

“Früher fühlte ich mich schwach, ich war ständig in der Gesundheitsstation, aber wirklich helfen konnten sie mir dort nicht”, sagt Masay. “Doch in den vergangenen zwei Jahren war ich kein einziges Mal dort!” Die Töchter Derebe, 16, und Bogale, 15, können die weiterführende Schule in der Kleinstadt Seyo besuchen, die von Menschen für Menschen erweitert und modernisiert wurde: “Nun können wir die Kosten für die Schuluniformen und einen Schlafplatz in Seyo tragen.”

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Echte Perspektiven

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“Früher fühlte ich mich schwach. Aber seit wir ausgewogen essen können, bin ich gesund und stark.”
Bäuerin Masay Alata
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Tashome, der arme Nachbar, will nun auch so prächtige Zwiebelbeete und fette Ochsen wie Boru, der inzwischen vier Tiere kaufen und mästen konnte – Ochsen sind mangels Bankkonten so etwas wie das Sparbuch der Bauern, sie werden verkauft bei größeren Investitionen auf dem Hof oder unerwarteten Ausgaben. Tashome tippt mit dem Zeigefinger auf seine Brust, und sagt: “Es frisst dich von innen auf, wenn du deine Kinder nicht ordentlich versorgen kannst. Aber nun habe ich erkannt, dass uns Menschen für Menschen eine echte Perspektive bietet.”

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Jetzt kann Masay Alata für ihre Familie jeden Tag das traditionelle Fladenbrot backen.
Jetzt kann Masay Alata für ihre Familie jeden Tag das traditionelle Fladenbrot backen.
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Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Bescheid vom 6. September 2021 wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.