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Auf eigenen Beinen stehen

Schwerpunkt: Einkommen
Projekt: Abdii Borii Kinderheim
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Im Abdii-Borii-Kinderheim von Menschen für Menschen wachsen Waisen in behüteten Verhältnissen auf. Die Äthiopienhilfe unterstützt sie auch bei ihrer Berufsausbildung, damit sie ein eigenständiges Leben führen können.

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Tritt man durch das Tor des Heims, ist man an einem Ort des Friedens. Eine Allee von Magnolien führt zu den Häusern, man sieht Blumen und Gemüsebeete. Und überall spielen, schwatzen und lachen Grüppchen von Kindern. Im Abdii-Borii-Kinderheim in der Kleinstadt Mettu leben 77 Jungen und 77 Mädchen aller Altersstufen. Manche haben schlimme Erinnerungen an durch extreme Armut zerrüttete Familien, an das Leiden und den Tod von Vätern und Müttern, die oft nach langer Krankheit starben. Die meisten Waisen können sich aber nicht an ihre Eltern erinnern, sie kamen bereits als Babys oder Kleinkinder in das Heim von Menschen für Menschen. Sie wohnen in familienähnlichen Gruppen zusammen, die von Hausmüttern geleitet werden. Fragt man die Kinder und Jugendlichen, was sie am meisten schätzen an ihrem Zuhause, erhält man immer wieder die gleichen Antworten: Gemeinschaft, Geborgenheit – und die Möglichkeit zu lernen. Und wie alle Teenager träumen sie von der Zukunft.

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Die Konkurrenz ist groß

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Doch welche Zukunft ist realistisch? Mit 18 sollen sie das Heim verlassen und lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, damit neue Waisen aufgenommen werden können. Die Wirtschaft Äthiopiens verfügt nur über wenige Unternehmen. Es herrscht große Konkurrenz um die Ausbildungs- und Arbeitsplätze für die starken jungen Jahrgänge. “Abdii Borii” heißt zu Deutsch “Hoffnung auf morgen”.

Lässt sich dieses Versprechen in einem der ärmsten Länder der Welt erfüllen? Jomo, ein Vorort von Addis Abeba, zwölf Autostunden vom Heim entfernt: Wie überall rund um die Hauptstadt sind hier drei- und vier stöckige Apartmenthäuser aus dem Boden geschossen. Über die Schotterstraßen zwischen den Neubauten trotten Kühe auf der Suche nach Küchenabfällen. Im ersten Stock eines der neuen Häuser hat ein Restaurant eröffnet, das “Isaak”. Am Herd wirbelt Ayantu Jemal. Vor über einem Jahr hat die 18-Jährige das Abdii Borii-Heim verlassen.

Die Äthiopienhilfe hatte ihr eine Ausbildungsmöglichkeit in der Hauptstadt verschafft: Ein Jahr lang machte sie am “Catholic Archdiocese Women’s Promotion Centre” eine Ausbildung zur Köchin. Nach erfolgreichem Abschluss trat sie vor zwei Monaten ihre erste Stelle im “Isaak” an. Jeden Tag kocht sie für rund 30 Gäste. Besonders bei ihrem Doro Wot, scharf gekochtem Hühnchen, schnalzen die Esser mit der Zunge. “Ich mag die Arbeit sehr”, sagt die junge Frau. “Ich bekomme Trinkgeld und viel Lob von den Gästen: Deshalb macht mir die Arbeit Spaß.”

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Wechselbad der Gefühle

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Etaferahu Abera möchte Tradition und Moderne miteinander kombinieren, um Neues zu schaffen… Dafür absolviert die 20-Jährige eine Ausbildung zur Schneiderin und Textildesignerin

Wichtig für den Erfolg ist wohl, dass die Kinder bereits im Abdii Borii-Heim lernen, Verantwortung zu übernehmen. Mithilfe ist selbst verständlich. Auch Grundschulkinder machen die Betten selbst und putzen ihre Zimmer. Die Älteren arbeiten im Gemüsegarten. Für die Kleineren sorgen sie wie große Geschwister. Aus dem Abdii Borii-Heim wegzugehen, ist wohl für alle Kinder ein Wechselbad der Gefühle.

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“Einerseits hatte ich Angst. Andererseits war ich aufgeregt und voller Erwartung auf die Welt”, sagt Etaferahu Abera. Sie ist eine der derzeit 23 ehemaligen Abdii Borii-Kindern, die gerade eine Ausbildung an staatlichen oder privaten Berufsschulen durchlaufen. 14 weitere stu dieren an verschiedenen Universitäten des Landes. Etaferahu macht an der gleichen Einrichtung, an der Ayantu Köchin lernte, eine Ausbildung zur Schneiderin und Textildesignerin. Menschen für Menschen trägt die Kosten der Ausbildung und bezahlt der 20-Jährigen eine monatliche Unterstützung für Essen und Miete.

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Etaferahu hat eigens für ihren Abschlussball ein Kleid designt.

Zur Abschlussfeier von Ayantus Jahrgang hat Etaferahu Kleider entworfen und geschneidert. Sie interpretierte die seit alters her verwendete Festtracht aus ungefärbter Baumwolle neu: Mit Hilfe von eingearbeiteten Drähten wurden daraus elegante Kleider. “Meine Inspiration bekomme ich, wenn ich ausländische Sender im Satelliten-TV sehe”, erzählt Etaferahu.

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“Immer versuche ich, traditionelles Design und westliche Styles zu kombinieren, so dass etwas Neues entsteht.” Irgendwann möchte sie mit dieser Kombination “auch international erfolgreich sein”. Eta ferahus Kreationen auf den Laufstegen in Europa? “Vielleicht klappt es, vielleicht nicht”, sagt Etaferahu. Auf jeden Fall wolle sie eine eigene Werkstatt in Addis Abeba aufmachen: “Dann kann ich auf eigenen Beinen stehen und auch anderen jungen Schneiderinnen und Designerinnen mit einem Arbeitsplatz helfen.”

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Maßgeschneiderte Entwicklung

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Borena
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Frauen ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung gehören in Äthiopien häufig zu den Ärmsten der Armen. Menschen für Menschen hilft ihnen, eine Existenz aufzubauen. Im Dorf Billy konnten sich drei Mütter als Schneiderinnen selbständig machen.

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Schneiderin Mestaet Tegegne, 32 Jahre alt.

Mestaet Tegegne ist erst Mitte dreißig, doch ihre Töchter werden bereits erwachsen: Teseta ist 18, Muluset 16. Sohn Asaino ist acht Jahre alt, er wurde kurz nach dem Tod ihres Mannes geboren. “Mein Mann starb an Tuberkulose”, sagt die Witwe aus dem Dorf Billy im Projektgebiet Borena.

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Tuberkulose tritt häufig als Begleiterkrankung einer HIV-Infektion auf. Auch Mestaet ist HIV-positiv und deshalb häufig geschwächt. “Früher war es fürchterlich”, erzählt sie. Entweder sie lag krank in der Hütte oder sie versuchte verzweifelt, einen Job als Tagelöhnerin auf dem Bau zu bekommen. Dort schleppte sie Wasser für die Mörtel- und Betonherstellung für einen Hungerlohn: “Manchmal hatte ich das Gefühl wahnsinnig zu werden vor Sorge, den Kindern etwas zum Essen zu beschaffen.”

Die Ausbildung von Menschen für Menschen wurde für die Witwe zum Rettungsanker. Zusammen mit Almaz Getachew, 20, und Leke Demeke, 19, lernte sie drei Monate lang das Schneidern. Der Lehrer wurde von der Äthiopienhilfe bezahlt. Darüber hinaus erhielten die Frauen eine finanzielle Unterstützung, mit der sie in der Ausbildungszeit ihre Kinder versorgen und gleichzeitig eine Nähmaschine kaufen konnten – mit Fußantrieb, denn in ihrem Dorf gibt es keinen Strom.

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Mestaet Tegegne mit ihren Kolleginnen.

Seither stehen sie jeden Samstag mit einem Stand auf dem Markt und verkaufen ihre geschneiderten Röcke, Hosen und Jacken. Weil sie wenig Geld haben, können sie nur wenig Stoff kaufen und auf Vorrat produzieren. Meist bringen die Kunden den Stoff mit, die Schneiderinnen nehmen die Maße und am nächsten Markttag holt der Kunde seine Kleidung ab.

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Drei Aufträge pro Tag

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Am Anfang sei es nicht leicht gewesen, Kunden zu bekommen, erzählen sie. Aber zum Glück stand das neue Schuljahr bevor, und viele Kinder in der Gegend brauchten neue Uniformen. “So begann der Umsatz langsam zu wachsen.” Im Schnitt hätten sie etwa drei Aufträge pro Tag und erzielten im Monat ein Einkommen von 1.500 Birr, umgerechnet rund 60 Euro. “Ein toller Verdienst!”, sagt Mestaet. “Jetzt haben wir genug zu essen, ich kann meine Schulden zurückzahlen, und sogar eine kleine Summe sparen.”

Doch es mangelt ihnen nicht nur an Kraft. Mais füllt den Magen, aber er liefert nicht alle Vitamine und Spurenelemente. “Als ich schwanger war, bin ich zur Gesundheitsstation, weil ich so schwach war”, erzählt Workenesch. “Sie sagten, ich litte unter Blutarmut.” Eine Folge von Eisenmangel – für Frauen in Äthiopien, die viele Kinder bekommen und keine abwechslungsreiche Kost zu sich nehmen, ist das eine alltägliche Diagnose. Zwar nimmt Workenesch nun Eisentabletten. “Aber immer noch fühle ich mich häufig schwindelig”, erzählt die Bäuerin, “alles dreht sich um mich herum.”

Nun habe sie auch wieder Kraft für ihr ehrenamtliches Engagement:

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In einer Anti AIDS Kampagne klären die Projektmitarbeiter auf.

Im Anti-AIDS-Programm von Menschen für Menschen wirkt sie als Aktivistin, erzählt in Frauengruppen von ihrer Infektion, klärt darüber auf, wie sie vermeidbar ist und wie man die Medikamente bekommt, die das Virus in Schach halten. “Ich bin ein Opfer des Unwissens geworden”, sagt Mestaet. “Jetzt kämpfe ich dafür, dass anderen das gleiche Schicksal erspart bleibt.”

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Die kluge Wirtin

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Dano
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Einen Namen hat Almaz Gebremedene ihrem Wirtshaus in der Kleinstadt Lalo nie gegeben. Aber die Gäste nennen es “Badasse”, das heißt “eines Preises würdig”. Früher habe sie als Putzfrau gearbeitet und ein schlechtes Auskommen gehabt: “Dass ich jetzt so erfolgreich bin, habe ich Menschen für Menschen zu verdanken.”

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Almaz Gebremedene, 35, ist eine kluge Wirtin. Komplimente ihrer Gäste nimmt sie mit einem Lächeln entgegen, geht aber nicht weiter darauf ein. Wenn ein Gast ein Glas zu viel getrunken hat, verweigert sie ihm ein neues. Und Streithähne setzt sie sofort vor die Tür. “Doch die allermeisten Gäste sind immer brav”, sagt sie: Bei Almaz ist es so gemütlich, dass niemand ein Hausverbot riskieren mag.

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Imker erlernen in einem Bienenhaltungs-Kurs den Umgang mit verbesserten Bienenkörben.

Das Rezept für ihren Honigwein hat sie von ihrer Mutter geerbt. Verraten will sie es auf keinen Fall. “Nur soviel: Ich benutze besonders viel und besonders guten Honig.” Es gibt auch reichlich unvergorene Limonaden in ihrem beliebten Wirtshaus in Lalo in der Provinz Illubabor. An Rohstoff mangelt es Almaz nicht: Viele Bauern in der Region haben in Kursen von Menschen für Menschen die Imkerei erlernt.

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“An guten Tagen nehme ich 300 Birr ein”, erzählt Almaz, umgerechnet zwölf Euro. “Das ist ein sehr guter Verdienst für mich: Früher war das mein Monatsgehalt!” Bis vor sechs Jahren machte sie in Gebäuden der Distriktverwaltung sauber. “Über den ständigen Sorgen ums Geld ging meine Ehe kaputt”, erzählt Almaz. “Doch mit einem Kleinkredit von Menschen für Menschen änderte sich mein Leben radikal.” 2.500 Birr erhielt sie, umgerechnet 100 Euro.

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Frauenprogramm-Koordinatorin Aster Tefera im Projektgebiet Dano.

Auf Frauen wie Almaz ist Aster Tefera, 55, stolz. Zehn Jahre lang hat die Mitarbeiterin der Äthiopienhilfe in der heute abgeschlossenen Projektregion Illubabor das Kleinkreditprogramm aufgebaut und begleitet: “Die Frauen konnten kaum selbst Geld verdienen. Ihren Geschäftsgeist zu wecken gibt der Entwicklung im Gebiet einen großen Schub und hilft den Familien, da nun auch die Männer entlastet werden.”

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Viele Geschäftsideen

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Insgesamt haben in Illubabor rund 4.800 Frauen Kredite erhalten, mit denen sie ihre Geschäftsideen verwirklichen. Manche betreiben Kleinhandel mit Getreide, andere kaufen Vieh und mästen es, um es mit Gewinn wieder zu verkaufen. In den Kleinstädten eröffnen die Frauen Schneidereien, Läden, Teestuben und Restaurants. Nach zwei Jahren müssen sie ihren Kredit zurückgezahlt haben. Dann können sie einen neuen beantragen, um ihr Gewerbe zu erweitern.

Anfang 2013 hat sich Menschen für Menschen aus Illubabor zurückgezogen, Aster Tefera organisiert jetzt die Wirtschaftskraft der Frauen im neuen Projektgebiet Dano. Die Nachhaltigkeit des Programms in Illubabor ist derweil gesichert: “43 Spar- und Kreditgruppen, die von der Äthiopienhilfe initiiert wurden, wirtschaften nun selbständig weiter”, erklärt Aster Tefera.

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Mestawete Ahmed, 32, Schneiderin, die ihr Handwerk in einem Kurs von Menschen für Menschen gelernt hat.

Auch Almaz Gebremedene hat weitere Kredite erhalten und wieder abbezahlt. Nun hat sie sogar einen Fernseher, damit die Gäste Fußballspiele sehen können. Aber am wichtigsten: Ihr ältester Sohn Bamlak, 18, möchte nach der Schule Bauingenieur werden. “Ich werde ihm das Studium ermöglichen”, erklärt Almaz und lächelt stolz.

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Die mutigen Frauen von Wore Illu

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Midda
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In den ländlichen Regionen Äthiopiens sind Frauen wirtschaftlich und gesellschaftlich extrem benachteiligt. Sie verfügen selten über ein eigenes Einkommen und sind deshalb stark von ihren Männern abhängig. In der Projektregion Wore Illu bietet Menschen für Menschen Handwerkskurse und Gründerseminare für Frauen an.

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Die Zukunft von Degnu wird in einem unscheinbaren Holzhaus am Dorfrand geformt. An diesem Donnerstagnachmittag sitzen 14 Frauen hier im Halbdunkel und fixieren Töpferscheiben mit den Füßen auf dem Boden. Ihre Hände versetzen die Drehteller immer wieder in Schwung und bearbeiten dann geschickt den nassen Ton.

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Pionierarbeit mit dem Spaten: Misaye Arasaw (rechts) hat eine Manufaktur für Kochöfen gegründet.

Nach und nach verwandeln sich braune Klumpen in Vasen, Schüsseln und Kaffeeöfen, die später in einer Feuergrube gebrannt werden. Dann folgen ein paar Verzierungen mit Farbe und Pinsel – fertig. So geht das fast jeden Nachmittag in Degnu. Seit nunmehr einem Jahr.

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Sparen für eine Mühle

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Assalef Hussein, 53, schaut zufrieden auf das Resultat der letzten Woche: Auf dem Fußboden der Werkstatt leuchten rund 50 Töpferarbeiten in verschiedenen Farben. Übermorgen werden sie und die anderen Frauen sie auf ihre Esel laden, wie jeden Samstag. Sie werden die 45 Minuten von ihrem Dorf Degnu bis nach Kabe marschieren, wo sie ihre Ware auf dem Markt anbieten. 10 bis 15 Birr (45 bis 65 Eurocent) zahlen Kunden ihnen für eine Töpferarbeit. Ein guter Preis. “Unsere Arbeiten gehören zu den besten in der Gegend”, sagt Assalef. “Das hat sich herumgesprochen.”

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Qualitätsware für den lokalen Markt: Assalef Hussein zwischen Töpferarbeiten ihrer Kooperative.

Assalef Hussein ist die Sprecherin einer Gruppe von 15 Frauen, die mit Hilfe von Menschen für Menschen zunächst das Töpferhandwerk gelernt und anschließend eine Kooperative gegründet haben. Seit 2014 betreiben sie gemeinsam eine Töpferwerkstatt. Einen kleinen Teil des Geldes, das sie mit dem Verkauf der Waren verdienen, behalten die Frauen.

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Den Großteil aber zahlen sie auf ein Konto ein. “Wir sparen für eine Getreidemühle”, sagt Assalef. 6.000 Birr, rund 260 Euro, haben sie schon zusammen. Die Mühle kostet 35.000 Birr, um gerechnet 1.500 Euro. “In fünf, spätestens in sechs Jahren haben wir es geschafft”, rechnet sie vor. Wenn der Plan aufgeht, werden aus den Töpferinnen dann Müllerinnen.

“Das würde das Leben in unserem Dorf entscheidend verbessern”, sagt Assalef. Das Dorf Degnu liegt in der zentral-äthiopischen Provinz Wore Illu, die seit 2011 Projektgebiet von Menschen für Menschen ist. Nach einer dreijährigen Projektphase, die sich auf den Ausbau von Schulen, Gesundheitszentren und Wasserstellen konzentrierte, hat die Stiftung ihre Arbeit 2014 erweitert. Seither fördert sie nachhaltige Landwirtschaftsprojekte und baut zusätzlich Schulangebote und die medizinische Versorgung in der Region aus. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stärkung der Frauen in der Gesellschaft. In Wore Illu hat Menschen für Menschen ein Projekt aufgesetzt, das Frauen in handwerklichen Berufen wie Töpfern, Schneidern oder Ofenbau schult. Im Anschluss erhalten sie Unterstützung beim Aufbau von Kleingewerben und Kooperativen.

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Letzte Option: Auswandern

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Frauen, die Unternehmen gründen: Was für deutsche Verhältnisse nach Alltag klingt, markiert in den ländlichen Regionen Äthiopiens einen großen Entwicklungsschritt.

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Bäuerin Misaye Arasaw bei der Produktion von holzsparenden Öfen, den sog. “Green Stoves”.

Bisher verfügen die wenigsten Frauen über ein eigenes Einkommen. In den von Traditionen geprägten Gemeinschaften wird von ihnen erwartet, dass sie früh heiraten, Kinder gebären und großziehen, sich um Haus und Hof kümmern und bei der Landarbeit mit an packen.

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Vor allem zeitaufwändige Tätigkeiten wie Wasser holen oder Feuerholz sammeln übernehmen vor allem die Frauen. Die Folge dieser Arbeitsteilung ist eine tief verwurzelte Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern. Zugleich bleiben die Familien arm, weil das Land vieler Kleinbauern gerade genug zum Überleben abwirft. Bricht eine Ernte weg, gibt es oft nur eine Lösung für die Familie:

Die Frau muss Geld im Ausland verdienen. Vor allem in den Staaten der arabischen Halbinsel werden billige Arbeitskräfte gesucht. Hier finden viele Äthiopierinnen Jobs als Kindermädchen oder Haushälterinnen und unterstützen ihre Familien zu Hause finanziell. Der Preis für ihren Einsatz ist hoch: Mütter, die ins Exil gehen, sehen ihre Familien oft über Jahre nicht. Hinzu kommt, dass sie in der Fremde oft schwer diskriminiert oder sogar ausgebeutet werden. Und dennoch stoßen Frauen, die in Äthiopien einen Beruf ergreifen wollen, erstmal auf Skepsis.

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Von der Hausfrau zur Gründerin

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“Anfangs waren unsere Männer nicht gerade begeistert von unserer Idee. Aber jetzt unterstützen sie uns.” sagt die 50-jährige Mulu Assefa, Mitbegründerin der Töpferinnenkooperative.

“Unsere Männer waren nicht gerade begeistert von unserer Idee”, sagt Mulu Assefa, eine der Frauen aus der Töpferinnen-Kooperative. “Also haben wir ihnen vorgerechnet, was die Mühle für uns bedeuten würde.” Bisher können die Bauern ihr Getreide nämlich nur in Kabe mahlen lassen. Das heißt jeweils: die Esel beladen, eine Dreiviertelstunde marschieren, warten, bis man an der Reihe ist und wieder nach Hause laufen.

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Ein ganzer Arbeitstag für ein paar Säcke Mehl. “Wir haben den Männern erklärt, dass sie viel Arbeitszeit sparen würden, wenn wir eine eigene Mühle hätten”, sagt Mulu Assefa. Zudem würde die Mühle 15 Familien im Dorf eine weitere Einnahmequelle bescheren. Das Geld bliebe in Degnu. Die Männer überlegten – und nickten. “Seither unterstützen sie uns.”

Eine weitere Erfolgsgeschichte spielt direkt nebenan, in der Ofenwerkstatt von Misaye Arasaw, 36. “Bis vor einem Jahr war ich Hausfrau, Mutter und habe auf dem Feld mitgearbeitet. Aber wir haben fünf Kinder und das Geld hat nie gereicht”, sagt Misaye.

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Assalef Hussein, die mit neun weiteren Frauen Kaffeeöfen, Weihrauchbehälter, Kerzenständer, Vasen und Schüsseln töpfert.

Vor zwei Jahren lud Menschen für Menschen sie in die ehemalige Projektregion Midda ein, wo Frauen schon länger an Handwerkskursen teilnehmen. “Wir sahen, wie die Frauen arbeiten und dachten uns: Das können wir auch.” Vor allem der Bau von Öfen aus Zement hat Misaye beeindruckt.

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“Wer einen Ofen hat, braucht viel weniger Feuerholz. Das spart Zeit und Geld und hilft, den Wald zu schützen, weil weniger Bäume geschlagen werden müssen.”

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Der Ehemann ist überzeugt

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Misaye Arasaw begriff, dass die Öfen eine dreifache Chance darstellen: Für die Menschen in ihrem Dorf, für die Wälder drumherum und für sie selbst, wenn sie künftig Öfen herstellt. Sie absolvierte ein Gründerinnen-Training von Menschen für Menschen und bat ihren Mann um einen Kredit als Startkapital für ein kleines Unternehmen. Der weigerte sich, doch Misaye war von ihrer Sache überzeugt. Sie lieh sich Geld von Freunden und Verwandten, um Gerätschaften und Material kaufen zu können. Die Gemeinde stellte ihr eine Werkstatt zur Verfügung. Die Produktion konnte beginnen.

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Der Zement wird in eine Form gepresst und trocknet später an der Sonne. Ein Ofen besteht aus sechs Elementen.
Der Zement wird in eine Form gepresst und trocknet später an der Sonne. Ein Ofen besteht aus sechs Elementen.
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Arbeit für das Wohl der Kinder

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Eine eigene kleine Manufaktur: Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. “Ich sah keinen Ausweg aus unserer Not und wollte nach Saudi-Arabien gehen”, erzählt Missaye. “Es war mir egal, wie man mich dort behandeln würde. Ich wollte Geld verdienen, um meine Kinder zur Schule schicken zu können.” Dass der Schlepper mit ihrem Geld verschwand, nennt sie heute einen Glücksfall. “Heute kann ich hier in Degnu Geld verdienen.” Die älteste Tochter von Misaye besucht bereits eine weiterführende Schule. “Das sollen die anderen auch schaffen”, sagt sie. “Sie sollen es einmal besser haben.”

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Haus der Hoffnung

Schwerpunkt: Einkommen
Projekt: Abdii Borii Kinderheim
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Waisen ein Zuhause schenken – das war das Ziel von Karlheinz Böhm, als er 1996 das Abdii-Borii-Kinderheim gründete. Heute leben rund 125 Mädchen und Jungen in Abdii Borii. Mütterliche Fürsorge und ein enges soziales Gefüge geben ihnen den Halt, den sie brauchen, um Vertrauen in die Welt zu gewinnen.

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Als die zähe Wolkendecke aufreißt an diesem Morgen im März, taucht Äthiopiens Sonne die Welt in satte Farben. Die saftgrünen Palmen im Wind, die weinroten Uniformen der Kinder auf dem Weg zur Schule, die auberginefarbenen Bungalows im Hintergrund, das alles leuchtet jetzt wie ein großes Versprechen. Yadata blinzelt. Gibt ein kaum hörbares Krächzen von sich. Und döst weiter.

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Ein kleines Bündel Mensch im weißblauen Strampler, dünnes Haar klebt am kleinen Kopf, zarte Hände krallen sich ins Nicki: Yadata ist der jüngste Neuzugang im Abdii-Borii-Kinderheim, das Menschen für Menschen in der westäthiopischen Kleinstadt Mettu betreibt. Ihre Lebensgeschichte füllt eine Seite Polizei- und eine Seite Krankenhausbericht: Das Baby kam vor 13 Tagen in einem Dorf, etwa 60 Kilometer von Mettu entfernt, zur Welt. Mutter und Zwillingsschwester starben bei ihrer Geburt. Der Vater lief weg. Nachbarn brachten das Neugeborene zur nächsten Gesundheitsstation. Andere Verwandte gibt es nicht. Yadatas nächste Station war das Krankenhaus von Mettu, das um Aufnahme im Kinderheim bat. Ein paar Tage später hatte Yadata ein neues Zuhause.

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Vertrauen gewinnen

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Behutsam hält Melkamnesh Mekonnen die schlafende Yadata auf ihrem Schoß. Die 30-jährige Erzieherin trägt das Haar zu langen Zöpfen geflochten, die ihr rundes Gesicht umspielen. Ihre Augen fixieren das Kind in ihrem Arm, als versuchte sie zu lesen, was in dem kleinen Kopf vor sich geht. Melkamnesh wird in den kommenden Wochen nicht von Yadatas Seite weichen. Sie wird sie wiegen und füttern, wickeln und waschen, sie in den Schlaf singen. Yadata soll sich an Melkamneshs Geruch gewöhnen, an den Klang ihrer Stimme. Sie soll Vertrauen gewinnen in eine Welt, die ihr bislang wenig Grund gab, zu vertrauen. “Ich muss versuchen, ihr zu geben, was eine Mutter ihrem Kind gibt”, sagt Melkamnesh.

Das Abdii-Borii-Kinderheim steht, von Mauern umgeben, am Rand von Mettu wie eine Welt für sich. Wer das Tor passiert, steht zunächst vor dem Verwaltungstrakt und der Gesundheitsstation. Zwischen blühenden Büschen und unter Mangobäumen führen steinerne Wege zu Wohnhäusern, Hauswirtschaftsräumen, dem Speisesaal und der Bibliothek. Dahinter liegt die hauseigene Farm, wo dicke Kohlköpfe und knallgrüner Salat neben Bananenstauden und Papayabäumen sprießen. Auf der Wiese neben dem Hühnerstall grasen ein paar Kühe. Macht zusammen: acht Hektar Garten Eden. Weitere acht Hektar Farmland liegen etwas außerhalb von Mettu an einem Flussufer. Hier wächst ebenfalls Obst und Gemüse für den täglichen Bedarf in Abdii Borii.

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Eine Familie sein

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Ein Stück heile Welt: Im Abdii-Borii-Kinderheim wachsen die Jungen und Mädchen in einer intakten Umgebung auf.

Bis zu 150 Mädchen und Jungen leben im Abdii-Borii-Kinderheim. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – vom Pförtner bis zur
Bibliothekarin – halten den Betrieb am Laufen. In der Wäscherei drehen sich große Trommeln von früh bis spät. Und in der Küche backen Frauen aus 20 Kilo Mehl rund 80 der traditionellen Injera-Fladen – allein fürs Mittagessen.

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Wenn Rührei auf den Tisch kommt, dann wurde es aus den Eiern zubereitet, die 400 Hennen im Stall nebenan täglich legen. In den Beeten, die Nachschub für die angrenzende Großküche liefern, packen am Nachmittag auch die Jugendlichen mit an: In speziellen Kursen lernen sie das Einmaleins der Gemüsezucht. In der benachbarten Tischlerei zimmern sie Tische und Stühle, in einer Friseurstube zaubern sie einander die neusten Haartrends auf die Köpfe. Der jüngste Plan sieht eine eigene Imkerei vor. Möglichst autark sein und den Jugendlichen die Möglichkeit geben, praktische Erfahrungen zu sammeln: Das ist eines der Ziele des Kinderheims.

Die meisten Kinder kommen im Alter von wenigen Wochen oder Monaten ins Abdii Borii. Sie wurden in zerrüttete Familien geboren, viele wurden am Straßenrand ausgesetzt. Manchmal waren die Behörden schneller und entzogen den Eltern das Sorgerecht, weil sie das Kindeswohl gefährdet sahen. Einige Kinder werden von Verwandten aufgenommen, andere finden Pflegefamilien. Ein großer Teil jedoch landet in einem vom Staat, von den Kirchen oder von einer privaten Organisation betriebenem Waisenhaus. Doch vielen Einrichtungen fehlen die Kapazitäten, um den Kindern ein echtes Zuhause bieten zu können.

Das Abdii-Borii-Kinderheim bildet eine Ausnahme. “Wir versuchen, den Kindern, so gut es geht, eine Familie zu sein”, sagt Nuria Musa, 52, die hier schon seit 18 Jahren als Erzieherin tätig ist. Die Kinder leben aufgeteilt in vier Gemeinschaften, den so genannten “Familien” mit jeweils bis zu 40 Mädchen und Jungen. In jeder Familie sind vier Erzieherinnen tätig, die von den Kindern “Mütter” genannt werden. “Wir bauen Beziehungen zueinander auf. Das ist der Kern unserer Arbeit”, sagt Nuria. Spätestens wenn die Kinder sieben Jahre alt sind, übernehmen sie im Rahmen von Patenschaften Verantwortung für die Jüngeren. “So entstehen Bindungen wie zu Geschwistern”, sagt Nuria. Ein weiterer Stabilitätsanker sind die Freundschaften der Mädchen und Jungen untereinander.

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Lernen im Schichtbetrieb

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Verantwortung übernehmen: Mikael (vorne) macht Hausaufgaben unter den Augen eines älteren Zimmergenossen. Im Hintergrund wacht “Mutter” Nuria.

Der Tag im Kinderheim beginnt um 6.30 Uhr. Nuria, Melkamnesh und die anderen Mütter sind die Ersten, die wach sind. Sie wecken zuerst die jüngeren Kinder, die gemeinsam mit ihnen in einem Zimmer schlafen. Dann klopfen sie an die Türen der Schlafsäle. Jeweils acht Kinder zwischen sechs und 17 Jahren leben hier zusammen.

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Dann muss es schnell gehen: Aufstehen, Waschen, Zähneputzen, die Älteren haben ein Auge darauf, dass die Jüngeren nicht trödeln. Um 7 Uhr trudeln die ersten Kinder im Speisesaal ein, wo sie mit Honigbroten und Tee erwartet werden, um 7.30 Uhr verlassen die Älteren das Heimgelände in Richtung Schule. Die Jüngeren müssen erst nachmittags zum Unterricht und verbringen den Vormittag mit Hausaufgaben. Lernen im Schichtbetrieb, das ist Alltag in Äthiopien, das längst nicht über genügend Klassenzimmer für all seine Kinder verfügt.

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Böhms Wunsch, ein Heim zu gründen, wuchs

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Karlheinz Böhm, der Gründer von Menschen für Menschen, war auf seinen Reisen nach Äthiopien immer wieder auf die schlechte Versorgung von Waisenkindern aufmerksam geworden. 1989, beim Besuch eines Waisenhauses in der Stadt Yayu, wurde er Zeuge von untragbaren Zuständen. Zunächst unterstützte er die Einrichtung, um die Lebensbedingungen zu verbessern. Doch bald schon wuchs in ihm der Wunsch, ein Heim zu gründen, in dem verstoßene Kinder sich wirklich geborgen fühlen. In Mettu entdeckte er ein Grundstück, das für das Vorhaben geeignet schien, das war 1991.

Die Stiftung holte Genehmigungen ein, kaufte das Land und begann mit dem Bau. Im April 1996 wurde “Abdii Borii”, was übersetzt “Hoffnung auf Morgen” bedeutet, eingeweiht. 428 Kinder fanden hier seither ein Zuhause. Ein Mangobaum, den Karlheinz Böhm damals eigenhändig auf dem Gelände in die Erde setzte, ragt heute mehr als zehn Meter hoch in den Himmel. Bis ein Kind, das hier aufwächst, Wurzeln entwickelt, vergehen ebenfalls viele Jahre. Da ist zum Beispiel die 10-jährige Beza, ein schmales Mädchen mit eng am Kopf liegenden Zöpfchen und wachen Augen. Sie lernt schneller als die anderen Kinder in ihrer Klasse und wenn im Förderunterricht, den das Heim anbietet, jemand vorlesen soll, schnellt ihr Finger stets als Erstes in die Höhe.

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Fast wie Schule: Beza (l.) und Mikael besuchen den Förderunterricht auf dem Gelände des Abdii-Borii-Kinderheims.

“Für sie ist es unheimlich wichtig, gelobt zu werden”, erzählt Nuria. Das Problem: Sie kann keine Kritik vertragen. Sobald etwas nicht nach ihrer Vorstellung läuft, tritt sie schonmal um sich. “Dann ist es unsere Aufgabe, ihr Grenzen aufzuzeigen und ihr zugleich das Gefühl zu geben, geliebt zu werden.”

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“Jahre des Feuers”

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Mikael hat Spaß beim Spielen an den Tischtennisplatten auf dem Gelände des Abdii Borii.

Oder Mikael, ein schüchterner Junge mit großen Augen, die staunend in die Welt blicken. Im Unterricht ist er meistens still, was daran liegt, dass er Probleme hat, sich zu konzentrieren. Wenn die anderen Kinder ihre Hausaufgaben in der Bibliothek machen, schiebt er bloß die Arbeitsblätter hin und her. “Aber es ist schon besser geworden”, sagt Nuria.

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Früher sei Mikael oft aufgesprungen, habe irgendetwas kaputtgemacht oder sei kreuz und quer über das Heimgelände gelaufen. “Wir nehmen die Kinder, wie sie sind. Auch wenn das nicht immer einfach ist.”

Wenn aus den Kindern Jugendliche werden, wird die Geduld der Mütter ein weiteres Mal auf die Probe gestellt. Es ist die Zeit, in der viele Mädchen sich in erster Linie für das eigene Spiegelbild interessieren – und die Jungen für gar nichts mehr. Sie hören nicht zu, sind widerspenstig, hitzköpfig. “Jahre des Feuers” nennen sie diese Lebensphase in Äthiopien. Es ist die Zeit, in der die Mütter einen kühlen Kopf bewahren müssen. Aufmerksamkeit schenken, aber nicht aufdrängen. “Und nicht alles melden, was die Jugendlichen anstellen”, sagt Nuria und schmunzelt.

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Integriert und engagiert

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Im besten Fall wachsen Kinder, die ohne eine Chance zur Welt kamen, hier zu selbstbewussten jungen Menschen heran. Das zeigt nicht zuletzt die Anerkennung, die sie in der staatlichen Schule von Mettu genießen. Während viele Waisenkinder in Äthiopien unter Ausgrenzung leiden, sind die Kinder aus Abdii Borii hier gut integriert. Die Leistungen sind in der Regel stabil, zudem gelten sie als sozial engagiert.

Wie die 18-jährige Hirut. Sie steht kurz vor ihrem Abschluss und möchte sich danach für ein Studium bewerben. “Medizin und Psychologie”, sagt sie. Die Kosten wird Menschen für Menschen tragen, wie bei allen Kindern aus Abdii Borii. Hirut freut sich, ihr Leben bald in die eigenen Hände nehmen zu können. Nur eine Sache macht sie etwas traurig: Wenn sie Mettu verlässt, enden viele Beziehungen. Da ist zum Beispiel die 9-jährige Zertihun, die ihr Patenkind in Abdii Borii ist. Oder das Mädchen in ihrer Klasse, das große Probleme mit seiner Stieffamilie hat. “Manche nutzen das aus, um sie zu hänseln.” Hirut nicht. “Wenn es ihr schlecht geht, kommt sie zu mir.” In ihren letzten Monaten in Abdii Borii verbringt Hirut jede freie Minute mit ihren Freundinnen und Freunden, vor allem mit den Jüngsten aus ihrer “Familie”. Um ihre kleinste “Schwester” aber werden sich künftig andere kümmern müssen. Hirut nimmt das Bündel im weißblauen Nicki auf den Arm. Yadata ist aufgewacht.

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Im Abdii-Borii-Kinderheim finden Waisen Liebe und Geborgenheit und wachsen sin familienähnlichen Verhältnissen auf.
Acht Hektar Garten Eden: Auf dem weitläufigen Gelände des Kinderheims finden die Kinder Platz zum Toben.
Und nebenan weidet das Vieh.
Arbeitsgemeinschaft: Die Jugendlichen beteiligen sich an den täglichen Aufgaben. Im kleinen Friseursalon surrt der Bartschneider.
Köchinnen backen Injera-Fladen in der Küche …
… die wenig später auf den Tellern dieser Mädchen landen.
Familienfoto: Nuria Musa hat einige Jungen und Mädchen aus ihrem Haus zusammengetrommelt.
Mit Ihrer Spende schenken Sie den Kindern in Abdii Borii eine Zukunft!
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“Vom Reichtum vor der Haustür profitieren”

Interview mit Yilma Taye und Bahritu Seyoum
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Das Grüne Innovationszentrum in Dano entwickelt Wertschöpfungsketten auf dem Land und schafft so Arbeit für junge Frauen und Männer. Im Interview sprechen der Direktor Projektimplementierung, Yilma Taye, und seine Stellvertreterin, Bahritu Seyoum, über Chancen und Herausforderungen dieser neuen Art von Projekten.

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Die Stiftung Menschen für Menschen ist seit 1981 in Äthiopien aktiv. Inwiefern unterscheidet sich die neue Initiative von der bisherigen Arbeit?

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“Die Leute müssen satt werden, sonst greifen alle anderen Maßnahmen nicht.” Yilma Taye

Yilma Taye: Unser oberstes Ziel war und ist die integrierte ländliche Entwicklung. Dazu haben wir in unseren Projektgebieten in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Maßnahmen parallel vorangetrieben. Wir haben die Wasser- und Gesundheitsversorgung ausgebaut, Bildungsangebote gestärkt und die Einkommensmöglichkeiten von Frauen gefördert.

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Das alles macht aber nur Sinn, wenn wir es schaffen, auch die Produktivität der Landwirtschaft zu erhöhen. Die Leute müssen satt werden, sonst greifen alle anderen Maßnahmen nicht.

Das alles gilt noch immer, und zugleich stehen wir vielerorts vor neuen Herausforderungen infolge des hohen Bevölkerungswachstums. Viele junge Frauen und Männer sind nach der Schule oder Universität arbeitslos. Sie kehren nach Hause zurück, doch dort kann niemand für sie sorgen. Die meisten Kleinbauern bewirtschaften maximal zwei Hektar Land. Davon kann eine Familie leben, aber was ist, wenn auf einmal drei oder vier Familien davon leben müssen? In der Projektregion Dano, vor allem in dem rasant wachsenden ländlichen Städtchen Seyo, haben wir diese Situation vorgefunden. Wir haben uns gesagt: Lasst uns das ändern!

Wie geht man das an?

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Sie haben das Grüne Innovationszentrum in Dano auf den Weg gebracht: Yilma Taye, Leiter Projektimplementierung (oben) und seine Stellvertreterin Bahritu Seyoum.

Bahritu Seyoum: Zunächst haben wir das Potenzial der Region untersucht. Denn es ist zwar richtig, dass in Dano viele Menschen arm sind. Aber wenn man genau hinsieht, ist die Region reich. Mais, Sojabohnen und Ölsaat gedeihen bestens. Die Vegetation ist üppig und vielfältig, also sind die Bienen produktiv. Auch Viehzucht ist weit verbreitet.

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Wenn wir es schaffen, dieses Potenzial zu heben, kann man Wohlstand schaffen. Dafür braucht es zweierlei: Eine effizientere Landwirtschaft und – das ist der Ansatz der Grünen Innovationszentren – Wertschöpfung vor Ort. Bislang werden die Ernten einfach abtransportiert und die Gewinne machen dann die großen Verarbeitungsbetriebe. Wir hingegen wollen die Menschen, die hier leben, in Arbeit bringen und zu Unternehmern machen, damit sie von dem Reichtum vor ihrer Haustür profitieren.

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Wie kann eine solche Wertschöpfung aussehen?

Yilma Taye: Ölsaat zum Beispiel wurde früher von Händlern eingesammelt und von einer großen Ölmühle verarbeitet. Wir haben nun verschiedene Kooperativen von jungen Frauen und Männern ins Leben gerufen, die das Saatgut reinigen, Öl herstellen und den Vertrieb organisieren.

Bahritu Seyoum: Ein weiteres Beispiel ist die Produktion von Viehfutter. Wir haben eine Gruppe, die Ernteabfälle und verschiedene andere Bestandteile kauft, häckselt und zu nahrhaftem Futter mischt. Das verkauft sie dann an Bauern und eine Gruppe bis dahin arbeitsloser Jugendlicher, die Tiermast betreibt. Von solchen Projekten profitieren also alle: Bauern, die ihre Ernteabfälle verkaufen, Kooperativen, die sie verarbeiten und verkaufen – und natürlich die Tiermäster. Während ihre Tiere vorher oft nur das karge Land abgegrast haben, bringen sie jetzt dank des Futters mehr auf die Waage. Wie gesagt: Der Reichtum ist bereits da, wir müssen ihn nur ausschöpfen.

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Die Verantwortung tragen neu gegründete Kooperativen. Arbeiten die jungen Firmen verlässlich?

Bahritu Seyoum: Die jungen Leute, die wir für die Kooperativen gewinnen konnten, sind unglaublich motiviert. Man muss sich nur in ihre Lage versetzen: Nach Schule und Studium waren sie ohne Arbeit, ohne Perspektive. Wenn wir ihnen jetzt zum Beispiel anbieten, dass sie Imker werden können, ist das für sie erst einmal eine Rettung. Natürlich müssen wir sie dennoch in der Anfangsphase stark unterstützen, bis sie berufliche Erfahrung gesammelt haben. Wir organisieren Trainings und begleiten sie eng bei der täglichen Arbeit. Wir stellen Räumlichkeiten und Maschinen und kümmern uns um Genehmigungen der Behörden. Unser Ziel ist es aber, dass die Kooperativen irgendwann selbstständig arbeiten und ihre Probleme selbst lösen.

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Mitglieder der Kooperative “Frühlingskultur” präsentieren ihr Endprodukt: Speiseöl

GRÜNES INNOVATIONSZENTRUM DANO IN ZAHLEN
• 31 Kooperativen
• Wertschöpfungsketten in fünf landwirtschaftlichen Bereichen (Honig und Wachs, Tierfutter, Saatgutvermehrung, Nigersaatöl, Gemüse und Obst)
• Arbeit für 423 junge Erwachsene
• Indirekt profitieren viermal so viele Menschen

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Welches sind die Herausforderungen beim Aufbau solcher Start-ups auf dem Land?

Yilma Taye: Die Stromversorgung ist immer ein Problem. Eine Gruppe junger Männer zum Beispiel betreibt eine mobile Dreschmaschine. Sie bringen sie zu den Bauern und helfen ihnen gegen ein kleines Entgelt, ihren Mais zu dreschen. Die Maschine erledigt in Minuten, was sonst mit Holzstangen per Hand Stunden dauert. In den Dörfern gibt es aber keinen Strom, also müssen die Männer immer auch einen Generator mitschleppen. Und beide Geräte bei Bedarf reparieren lassen. Das Ziel ist, dass die Leute mit ihren Aufgaben wachsen.

Bahritu Seyoum: Ein weiteres Problem sind schwankende Marktpreise. Eine Kooperative zum Beispiel kauft Imkerhonig und reinigt ihn, bevor sie ihn an die nächste Kooperative weitergibt. Doch eines Tages wollte ihnen plötzlich niemand mehr Honig verkaufen. Der Preis war gestiegen, andere Händler zahlten mehr, also mussten sie ihre Preise anpassen. Wer auf dem freien Markt bestehen will, muss all diese Dinge lernen. Das ist in vielerlei Hinsicht eine Schule.

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Welches sind die nächsten Schritte des Grünen Innovationszentrums?

Yilma Taye: Wir blicken jetzt auf zweieinhalb Jahre zurück, in denen wir eine Menge bewegt haben. In Seyo haben wir auf einem Gelände, das die Regierung uns zur Verfügung gestellt hat, einen kleinen Gewerbepark errichtet. Jetzt beginnt die zweite Projektphase: In den kommenden vier Jahren wollen wir das Grüne Innovationszentrum mit Unterstützung der GIZ weiter ausbauen und die Wertschöpfungsketten in zwei landwirtschaftlichen Bereichen, Tierfutter- und Honigproduktion, weiterentwickeln. Unser Ziel lautet nachhaltiges Wachstum.

Bahritu Seyoum: Eine große Herausforderung bleibt die Erschließung weiterer Märkte. Im Moment verkaufen die jungen Leute di Produkte nur in den Dörfern und Kleinstädten der Region. Unser langfristiges Ziel ist es aber, die Supermärkte, zum Beispiel in der Hauptstadt Addis Abeba, die etwa 230 Kilometer östlich von Dano liegt, zu beliefern. Das können wir aber nur, wenn wir uns weiter modernisieren und professionalisieren. Die Qualität der Produkte ist schon jetzt hervorragend. Aber Lebensmittel, die in Supermärkten verkauft werden, müssen regelmäßig in Labors geprüft werden. Zudem sind die regulatorischen Anforderungen an Produktion, Abfüllung und Versiegelung hoch. So weit sind wir einfach noch nicht, aber wir arbeiten daran. Wenn die Kunden in Addis Abeba einmal den Honig aus Dano probiert haben, werden sie nichts anderes mehr wollen!

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Start-ups für den Wandel

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Dano
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In der Projektregion Dano gründet Menschen für Menschen mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung landwirtschaftliche Kooperativen. Die Gemeinschaften verarbeiten Agrarerzeugnisse vor Ort weiter und schaffen auf diese Weise Arbeit für junge Frauen und Männer. Ein Besuch bei den Imkern von Dano.

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Das größte Start-up-Unternehmen im Projektgebiet Dano steht auf einer Lichtung außerhalb der Kleinstadt Seyo und beschäftigt mehrere Hunderttausend fleißige Mitarbeiterinnen. Das Wellblechdach des Firmensitzes funkelt weithin sichtbar. Wer sich ihm nähert, erblickt rund 50 gelbe Holzkisten, aufgereiht auf zwei Etagen eines Holzgerüstes. Ein Summen in der Luft zeugt von Betriebsamkeit – und darf zugleich als Warnung verstanden werden: Spätestens mit dem Schritt auf das Firmengelände drohen Attacken der Belegschaft – und die können sehr gefährlich sein!

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Bevor die 26-jährige Zenebech Azefa Teil der Imkerkooperative wurde, war sie arbeitslos.

“Vor allem die Bienenvölker, die wir erst kürzlich hier angesiedelt haben, sind unheimlich aggressiv” sagt Zenebech Azefa. Die 26-Jährige ist eine von 17 jungen Frauen und Männern aus Seyo, die im April 2016 mit Unterstützung von Menschen für Menschen eine Imker-Kooperative gegründet haben.

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Für sie alle ist das der erste richtige Job seit dem Schulabschluss. “Ich hatte nach der Schule versucht, Arbeit als Putzfrau zu finden – keine Chance”, erzählt Zenebech. “Um wenigstens ein bisschen was zu verdienen, ging ich mit einer Decke auf den Markt und verkaufte Salz und Chilischoten.” Freunde erzählten ihr, dass die Stiftung junge Leute suche, die sich als Imker probieren wollten. Zenebech meldete sich – und wurde ausgewählt. “Ich hatte zwar keine Ahnung von Imkerei”, sagt Zenebech. “Aber ich kann arbeiten. Und ich wusste: Das ist meine Chance.”

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Arbeit und Entwicklung auf dem Land

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Die Imker-Kooperative von Seyo ist Teil des “Grünen Innovationszentrums”, das Menschen für Menschen im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt. Ziel der Initiative, die 2015 in der Projektregion Dano, rund 230 Kilometer westlich der Hauptstadt Addis Abeba, ins Leben gerufen wurde, ist es, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern – und Verdienstmöglichkeiten für junge Menschen wie Zenebech Azefa zu schaffen. “Viele Kleinbauern in dieser Gegend produzieren mittlerweile mehr, als sie selbst konsumieren”, sagt Demere Anno, der das Projektgebiet Dano leitet. “Indem wir dafür sorgen, dass ihre Produkte vor Ort weiter verarbeitet werden, schaffen wir Arbeit und Entwicklung auf dem Land.”

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Firmenzentrale: Unter diesem Wellblechdach lagern rund 50 Bienenkästen. Nach und nach siedeln die Imker wilde Bienenvölker hierher um.
Firmenzentrale: Unter diesem Wellblechdach lagern rund 50 Bienenkästen. Nach und nach siedeln die Imker wilde Bienenvölker hierher um.
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Der Schlüssel zum Erfolg sind unterschiedliche Kooperativen, die mit Hilfe von Menschen für Menschen gegründet wurden. Eine Arbeitsgemeinschaft etwa kauft Bauern Ölsaat ab, um Speiseöl zu produzieren. Eine weitere kauft Ernteabfälle und Überbleibsel aus der Landwirtschaft, um Tierfutter herzustellen. Wieder andere produzieren Saatgut oder betreiben mobile Dreschmaschinen, mit denen sie Bauern die Arbeit vor Ort erleichtern oder stellen Honig her, wie Zenebech Azefa mit der Imkerkooperative.

Beratung, Trainings und Maschinen werden von Menschen für Menschen gestellt. Nach dieser Starthilfe arbeiten die Gemeinschaften auf eigene Rechnung. “410 vormals Arbeitslose, vor allem junge Frauen und Männer, profitieren bereits von dem Projekt”, sagt Demere Anno. Hinzu kommen die Bauern und Menschen aus der Region, die indirekten Nutzen aus den neuen Wertschöpfungsketten ziehen.

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Hausbau: Die Imker pressen Wabenplatten für die Bienenkästen. In ein derart präpariertes Zuhause ziehen die Tiere gerne ein.

Im Bienenhaus von Zenebech Asefas Gruppe sind zwar erst in 25 der 50 gelben Kästen Bienenvölker zu Hause, doch die jungen Leute arbeiten fieberhaft daran, auch die übrigen Boxen mit Leben – und tierischer Arbeitskraft – zu füllen. Dazu zimmern sie schmale hölzerne Röhren und hängen sie in Bäumen in der Gegend auf.

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“Wenn sich ein Volk darin eingenistet hat, holen wir die Röhren herunter und bringen sie zum Bienenhaus”, erklärt Zenebech. Dann beginnt der schwierigste – und riskanteste – Part: “Wir leeren die Röhre auf einer Plane aus und hindern die Bienen mit einem künstlichen Sprühregen am Wegfliegen.” Nun folgt die Suche nach der Königin, die irgendwo in dem schwarzen Insektenhaufen, von Arbeiterinnen geschützt, herumkrabbelt. Ist die Königin aber erst einmal in der Hand des Imkers, geht es ganz schnell: Sie wird in einen der Bienenkästen gebracht, wohin die anderen Bienen ihr automatisch folgen. Künstliche Waben aus Wachs, die Zenebech und die anderen in Handarbeit hergestellt haben, bieten den Tieren im Inneren des Kastens ein angenehmes neues Zuhause. Das Volk zieht ein.

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Kooperativen bilden Wertschöpfungsketten

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Den Honig verkaufen die Imker an eine weitere Kooperative, die ihn von Wachsresten und anderen Verunreinigungen befreit und an eine dritte Kooperative weiterreicht, die ihn in Gläser abfüllt und etikettiert. Anschließend übernimmt eine vierte Kooperative den Transport zu Händlern in der Region. Die so errichtete Wertschöpfungskette gibt rund sechzig Jugendlichen Arbeit.

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Junge Männer und Frauen produzieren Wachsplatten und bauen Bienenkästen, um wilde Bienenvölker zu fangen.

Projekte wie das “Grüne Innovationszentrum” bieten Lösungen für zwei der drängendsten Probleme von Entwicklungsländern wie Äthiopien. Sie wirken der dramatisch hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegen. Und sie steigern die Produktivität der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.

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“Unser Ziel ist es, vor Ort marktkonforme Güter zu produzieren. So helfen wir den Menschen, von den Reichtümern ihrer Region zu profitieren, bekämpfen Arbeitslosigkeit und tragen zur Nahrungsmittelsicherheit bei”, sagt Peter Renner, Stiftungsvorstand von Menschen für Menschen. “Der viel beschworene Kampf gegen Fluchtursachen – er beginnt genau hier.”

Im sicheren Abstand zum Bienenhaus streift Zenebech Azefa den Schutzanzug ab. Der Schweiß steht ihr auf der Stirn. Zeit für eine Mittagspause. Selbst nach zwei Jahren wirft das Bienenhaus noch nicht so viel ab, dass alle Mitglieder der Kooperative ausschließlich davon leben können. “Aber so ist das nun mal, wenn man ein Unternehmen gründet. Man muss geduldig sein und hart arbeiten.” Eins habe ihr die Arbeit nach Jahren der Perspektivlosigkeit aber schon jetzt zurückgegeben, sagt sie: Selbstrespekt. “Früher habe ich mich vor Freunden und Verwandten geschämt, weil ich keine Arbeit hatte. Das ist jetzt vorbei.”

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Grün ist die Hoffnung

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Dano
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Im Projektgebiet Dano initiiert Menschen für Menschen in Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Gründung von landwirtschaftlichen Produktions- und Vertriebsgemeinschaften. Ob Honig, Speiseöl oder Viehfutter: Das Programm “Grüne Innovationszentren” hilft, die Produktivität der Landwirtschaft zu erhöhen, und schafft Arbeit und Einkommen vor Ort. Neue lokale Wertschöpfungsketten sorgen dafür, dass die Menschen von den Schätzen ihrer Region profitieren.

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Der Sitz dieses Start-ups ist ein staubiger Hinterhof, Größe: etwa 20 Quadratmeter, sorgfältig mit roten Plastikplanen ausgelegt. Sie sollen verhindern, dass etwas von dem kostbaren Gut verloren geht, das die Jungunternehmer – sechs Frauen und vier Männer – hier in den kommenden Stunden verarbeiten wollen. “Die Nigersamen sind sehr leicht. Ein Windstoß reicht, um sie aufzuwirbeln und in alle Richtungen zu verteilen”, sagt Sheleme Jonfe.

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Die 25-jährigen Sheleme Jonfe mit ihrem acht Monate alten Sohn Adonech.

Im Arm der 25-Jährigen schlummert ihr acht Monate alter Sohn Adonech. Gleich beginnt die Schicht, dann wird sie den Jungen auf eine Decke in den Schatten legen. Wenn er aufwacht und schreit, wird sie ihn wieder auf den Arm nehmen und stillen.

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Dass sie dafür ihre Arbeit unterbricht, ist in diesem Unternehmen kein Problem. Wer sollte ihr das auch verbieten? Sheleme Jonfe, eine schüchterne Frau, die das kleine Holzkreuz der Landbevölkerung um den Hals trägt, ist keine Angestellte, die den Weisungen eines Chefs folgen müsste. Sie gehört zu den Gründern und Eigentümern des Start-ups.

Das Dorf Ayeru liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt Seyo in der Projektregion Dano, rund 230 Kilometer westlich von Addis Abeba. Anfang 2017 haben sich Sheleme Jonfe und neun Mitstreiter hier auf Initiative der Stiftung Menschen für Menschen zu einer Kooperative zusammengetan. Ihr Geschäftsmodell ist denkbar simpel: Sie kaufen säckeweise Nigersamen – die ölhaltige Saat des Ramtillkrauts, die in Äthiopien vielseitig genutzt wird – von den Bauern aus der Umgebung. Dann befreien sie die Samen von Verunreinigungen und verkaufen sie an eine Ölmühle weiter.

“Frühlingskultur” haben sie ihre Gemeinschaft genannt, vielleicht, weil diese Gründung für sie alle wie ein Aufbruch in ein neues Leben war. Bevor die Frauen und Männer zu Jungunternehmern wurden, waren sie arbeitslos – und es sah nicht so aus, als würde sich das bald ändern. “Mein Mann, unser Sohn und ich lebten von dem, was unser kleines Stück Land hergab. Aber das war nie genug”, sagt Sheleme. “Aber seit es die Kooperative gibt, kann ich auch etwas zum Haushaltseinkommen beitragen.”

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Von der Spreu befreien: Sheleme und die anderen Frauen schwenken die Saat in runden, geflochtenen Tellern und pusten die Spreu heraus.
Von der Spreu befreien: Sheleme und die anderen Frauen schwenken die Saat in runden, geflochtenen Tellern und pusten die Spreu heraus.
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Hinter ihr geht es inzwischen los: Zwei Männer zerren einen der hüfthohen 100-Kilo-Säcke aus dem Lagerraum in den Hof, lösen das Band, mit dem er zugenäht ist und neigen ihn vorsichtig zur Seite. Leise rauschend fließen die dunkel¬braunen, glänzenden Nigersamen auf die rote Folie. Mit einem holzgerahmten Sieb filtern sie grobe Verunreinigungen wie Äste oder Blätter aus der Saat. Der zweite Schritt ist aufwendiger. Nach und nach schwenken Sheleme und die anderen Frauen die Saat in runden, geflochtenen Tellern und pusten die Spreu heraus. Übrig bleibt: reine Ölsaat.

Die Kooperative “Frühlingskultur” ist Teil einer Initiative, die Menschen für Menschen gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit seit Ende 2015 in der Projektregion Dano umsetzt. “Grünes Innovationszentrum”, nennt sich das Projekt, das dazu dient, agrikulturelle Wertschöpfungsketten und damit Arbeitsplätze und Einkommen auf dem Land zu schaffen. Im Falle der Nigersamen heißt das: Anstatt wie früher unverarbeitet mit dem Lkw zur nächsten großen Ölmühle transportiert zu werden, bleibt die Ölsaat heute in Dano, wo sie in mehreren Schritten zu Öl verarbeitet wird. Dabei arbeiten verschiedene junge Unternehmen eng zusammen: So gibt es neben der Kooperative “Frühlingskultur” ein weiteres Start-up, das die Ölmühle betreibt.

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Vom Potenzial der Region profitieren

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“Speiseöl aus Nigersaat wird in Äthiopien zum Braten von Gemüse oder Fleisch verwendet. Es ist nicht ganz günstig – und gilt wegen seines nussigen Geschmacks als Delikatesse”, sagt Stiftungsvorstand Peter Renner. “Ziel des Grünen Innovationszentrums ist es, dass die Menschen vor Ort von diesen und anderen Schätzen ihrer Region profitieren.”

Hierzu zählt etwa der Honig, den eine Imker-Kooperative produziert. Sie reicht ihn an eine Kooperative weiter, die sich darauf spezialisiert hat, ihn vom Bienenwachs zu reinigen. Im Anschluss verpacken andere Jungunternehmer den Honig und übergeben ihn an eine vierte Kooperative, die für den Vertrieb zuständig ist. Von Gemüse über Saatgut bis Tierfutter: Zweieinhalb Jahre nach Gründung des Grünen Innovationszentrums sind in Dano mehr als 400 junge Frauen und Männer in unterschiedlichen Unternehmen organisiert, die landwirtschaftliche Produkte vor Ort weiterverarbeiten.

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Vorstand Peter Renner informiert sich bei der Kooperative für Ölgewinnung über die Abfüllung in verkaufsfertige Faschen.

“Als Stiftung ist es unsere Aufgabe, die Kooperativen in der Gründungsphase zu unterstützen”, sagt Peter Renner. “Wir versorgen sie mit Startkapital und bieten ihnen Trainings an. Zudem sorgen wir für die notwendige Infrastruktur – von unserem kleinen Gewerbepark bis bis zur motorgetriebenen Ölmühle.”

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Dem Stiftungsmotto “Hilfe zur Selbstentwicklung” folgend, ist das Ziel der Unternehmensgründungen aber, dass sie nach einer Anlaufphase eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten. “Sie müssen anfangen, wie Unternehmer zu denken”, so Renner. “Das heißt zum Beispiel: Nachhaltig wirtschaften, Rücklagen bilden oder notwendige Veränderungen selbstständig umsetzen.”

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Speiseöl aus Nigersaat ist in Äthiopien sehr beliebt.

Der Profit der Kooperative “Frühlingskultur” lässt sich einfach errechnen: Sie bezahlen den Bauern umgerechnet 54 Euro für 100 Kilo ungereinigte Nigersamen. Die gereinigten Samen verkaufen sie für umgerechnet 62 Euro pro 100 Kilo an die Kooperative, die aus den Samen Öl presst.

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Der Gewinn von 8 Euro pro 100 Kilo bleibt bei Sheleme Jonfe und den anderen. “Natürlich kann meine Familie das Geld, das ich verdiene, gut gebrauchen”, sagt Sheleme. Doch die Arbeit bedeute ihr mehr. “Eine Aufgabe zu haben, gibt mir Selbstvertrauen.” Eine Kollegin, die zugehört hat, wirft ein: “Außerdem sind wir Frauen unabhängiger von unseren Männern, wenn wir selbst Geld verdienen.”

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Zukunftsperspektiven für die Jungen

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Die Produktivität der Landwirtschaft erhöhen – und zugleich Arbeitsplätze auf dem Land schaffen: Das Grüne Innovationszentrum verfolgt ein doppeltes Ziel, das entscheidend für die Zukunft von Äthiopien sein kann. Zum einen, weil Kleinbauern der Schlüssel zur Ernährungssicherheit sind: Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) produzieren sie in Afrika und Asien rund 70 Prozent der lokalen Lebensmittel, in Äthiopien sind es sogar 90 Prozent. Wer sie fördert, stellt sicher, dass die Menschen sich auch in Zukunft selbst versorgen können. Zum anderen, um der jungen Generation eine Perspektive zu geben. Seit der Gründung der Stiftung Menschen für Menschen hat sich die Zahl der Menschen in Äthiopien von 36 Millionen auf 105 Millionen fast verdreifacht. Heute ist die Hälfte der Bevölkerung jünger als 19 Jahre. Diese große Zahl heranwachsender Menschen stellt zugleich ein Risiko und eine Chance dar: Bietet man ihnen keine Perspektive, könnte das mittelfristig die Stabilität des Landes in Gefahr bringen. Umgekehrt aber sind die vielen jungen Äthiopierinnen und Äthiopier ein großes Potenzial für das Land und können seine wirtschaftliche Entwicklung mit voranbringen.

Der Tatendrang, der aus solchen Perspektiven erwächst, lässt sich auch am Rand der Kleinstadt Seyo auf einer Anhöhe besichtigen. In direkter Nachbarschaft zu ihrer lokalen Niederlassung hat die Stiftung Menschen für Menschen einen kleinen Gewerbepark errichten lassen, der so etwas wie der Maschinenraum des Grünen Innovationszentrums ist.

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Im sog. “Industrial Park”, wie die Projektmitarbeiter witzeln, stehen die Maschinen und teilweise dient die Halle auch als Lager.

In funkelnden Hallen aus Wellblech sind vor allem jene Kooperativen angesiedelt, die viel Platz für ihre Produktion benötigen – oder mit wertvollen Anlagen arbeiten, die vor Diebstahl geschützt werden müssen. Da sind zum Beispiel jene, die Honig von Bienenwachs und aderen Verunreinigungen trennen und ihn in Gläser abfüllen. Andere stellen Viehfutter aus Ernteabfällen und nährstoffreichen Zusätzen her.

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In einer weiteren Halle dröhnen Motoren, ein nussiger Duft liegt in der Luft. Etwa zehn junge Frauen und Männer verarbeiten hier die Nigersamen, die Sheleme Jonfe und die anderen in dem Hinterhof in Ayeru gereinigt haben, zu Öl. Das gelingt dank eingespielter Teamarbeit: Während die einen die Nigersamen Eimer um Eimer in die Ölmühle kippen, filtern andere das Öl, das aus einem Ablauf am anderen Ende der Maschine fließt. Eine dritte Gruppe entsorgt die ausgepressten Samen, die eine Halle weiter dem Viehfutter beigemischt werden. Eine vierte füllt das Öl mit einem Trichter in Literflaschen ab. Fertig zum Abtransport!

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Die gereinigte Nigersaat wird in Säcken verpackt in der Werkshalle zwischengelagert.
Mitglieder der Kooperative schütten die Nigersaat anschließend in die Ölpresse.
Nach der Pressung wird die Flüssigkeit durch einen Ölfilter geleitet.
Durch die Hähne fließt reines Öl ab.
Das Speiseöl aus Nigersaat wird zunächst in Fässer abgefüllt…
…. später dann in 500-ml- bzw. 1-Liter-Flaschen für den Verlauf abgefüllt wird.
Sophia Lachisa (22) ist teil der Kooperative Ölgewinnung und ist stolz auf ihre Arbeit.
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“Für mich erfüllt sich hier ein Traum”, sagt Jamal Awol, sportliche Statur im beigefarbenen Overall. Der 25-jährige Sprecher der Kooperative blickt, wie viele junge Erwachsene, auf Jahre zurück, in denen er keine berufliche Perspektive hatte. Und so verfiel er, wie viele andere, zunächst den Blättern des Khat-Strauchs, ein in manchen Regionen Äthiopiens weit verbreitetes Rauschmittel. Er saß in Seyo am Straßenrand, kaute Khat und ließ den Tag an sich vorbeiziehen. Um sein Leben zu finanzieren, handelte er mit den Blättern. “Meine Eltern haben in dieser Zeit sehr gelitten”, sagt er. “Sie hatten Angst, dass ich kriminell werde.”

“Eines Tages sprachen uns Männer aus dem Büro des Bürgermeisters an”, erzählt Jamal. “Sie erzählten uns von den Plänen, hier landwirtschaftliche Kooperativen aufzubauen.” Sie luden ihn und die anderen zu einem Seminar ein, das zwei Tage dauerte. Im Nachhinein glaubt Jamal, dass das lange Seminar dazu diente, ihren Willen zu testen. “Viele verschwanden nach einiger Zeit wieder zu den Khat-Blättern.”

Jamal hielt durch. Er absolvierte eine Reihe von Trainings – vom Umgang mit den Maschinen bis zur Buchhaltung. Und als schließlich die Gründung der Kooperative anstand und sie ihn fragten, ob er ihr Sprecher sein wolle, zögerte er keine Sekunde.

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“Für mich erfüllt sich hier ein Traum.” Jamal Awol, 25, Kooperativensprecher

“Früher habe ich tagsüber gedöst und konnte nachts nicht schlafen, weil ich mir Sorgen um meine Zukunft machte”, sagt er. “Heute ist es genau umgekehrt: Ich stehe früh auf, arbeite den ganzen Tag und habe nachts süße Träume. Endlich habe ich ein Ziel im Leben: diese Ölmühle zum Erfolg bringen.”

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Der Wandel von Midda

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Midda
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Vierzehn Jahre baute Menschen für Menschen im Projektgebiet Midda Schulen, lehrte Bauern nachhaltige Landwirtschaft, grub mit ihnen Brunnen, forstete das Land auf und vergab Mikrokredite. Vor fünf Jahren zog sich die Stiftung aus der Region zurück. Ein Besuch zeigt: Die Menschen haben die Starthilfe genutzt. Midda hat sich grundlegend gewandelt.

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Jeden September am Ende der Regenzeit feiert Äthiopien das Meskel-Fest im Gedenken an das Auffinden des Kreuzes Jesu‘. Alles ist farbenfroh geschmückt. Auf dem Land ziehen Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus, singen und bekommen dafür ein paar Münzen in die Hand gedrückt. Ein Freudenfest.

Doch wenn Aguwaguwash Meridew von den Feierlichkeiten vor 16 Jahren erzählt, weicht jedes Lächeln aus ihrem Gesicht. “Mein Mann und ich suchten unsere Hütte nach etwas Geld ab. Wir fanden nicht einmal ein paar Cent.” Schließlich mussten sie die jungen Sänger mit leeren Händen wegschicken.

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Aguwaguwashs Wunsch erfüllt sich – dank Willensstärke und Menschen für Menschen

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Ein Tabu und schreckliches Omen, denn wer nicht wenigstens ein paar Münzen Geld gibt, werde – so der Glaube – das nächste Meskel-Fest nicht mehr erleben. Weinend betete das Ehepaar und versprach sich, nie wieder in eine solche Situation zu geraten. Ein Wunsch, der sich erfüllen sollte. Dank Menschen für Menschen und Aguwaguwashs Willensstärke.

Die Familie lebt in Meragna, Bezirkshauptstadt der Region Midda, etwa sechs Autostunden von Addis Abeba entfernt. Am frühen Morgen bewegt sich auf den Straßen der Stadt ein Meer aus blauen Uniformen. Hunderte Schüler eilen zum Unterricht – vorbei an den Werkstätten und einem Laden für Baumaterialien.

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Stolze Bauherren: Aguwaguwash Meridew und ihr Mann Abreham Neguse

Diese werden in der Stadt dringend benötigt: Für das zweistöckige Einkaufszentrum am Ortseingang, für die Neubaugebiete und für das Mietshaus, dass Aguwaguwash und ihr Mann Abreham neben ihrem Eigenheim errichten.

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Als Menschen für Menschen im Jahr 2000 die Arbeit im zentraläthiopischen Hochland begann (LINK), sah die Situation anders aus. Midda gehörte zu den ärmsten Gebieten des Landes. 90 Prozent der damals etwa 100.000 Einwohner lebten von Land- und Viehwirtschaft. Fiel eine Ernte der Dürre zum Opfer, hungerten viele Familien.

Für die stark wachsende Bevölkerung fehlten Ackerflächen, sauberes Trinkwasser, Krankenhäuser, Schulen und Lehrstellen. Wie in anderen Regionen, in denen sich die Stiftung engagiert, konnten auch im Projektgebiet Midda die Probleme nie isoliert betrachtet werden.

Mädchen, die täglich Stunden damit verbrachten, aus entlegenen Flüssen und Bächen dreckiges Trinkwasser zu schöpfen, verpassten häufig die Chance, eine Schule zu besuchen. Familien, die mit ihrem Vieh in einem Raum hausten, gefährdeten ihre Gesundheit, das Abholzen der Wälder für den Bau ihrer Holzhütten schädigte die Umwelt und Äcker.

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Menschen in Midda von Anfang an eingebunden

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Seit über 37 Jahren ermöglicht die Äthiopienhilfe den Menschen in ländlichen Gebieten, ihre Lebensbedingungen langfristig aus eigener Kraft zu verbessern. Von Anfang an werden sie dafür in die Aktivitäten eingebunden: Sie graben den neuen Brunnen und lernen ihn zu reparieren, Schulen werden lokalen Behörden anvertraut.

So trägt das Engagement der Stiftung auch nachhaltig Früchte, denn wer einmal positive Veränderungen begleitet und beeinflusst hat, übernimmt Verantwortung, wenn sich die Äthiopienhilfe nach meist zehn bis 15 Jahren aus den Projektgebieten zurückzieht.

Wie dieser Ansatz auch dauerhafte Abhängigkeit von einer externen Hilfe verhindert, kann man – fünf Jahre nach Ende der Stiftungsarbeit – in Midda beobachten.

Um Frauen zu fördern, ihnen ein Einkommen und Unabhängigkeit zu ermöglichen, rief Menschen für Menschen 2006 in Midda acht Mikrokreditgemeinschaften ins Leben. Insgesamt traten damals 49 Frauen ein. Aguwaguwash war eine von ihnen. Jede, die wie sie eine erfolgsversprechende Geschäftsidee vorweisen konnte, bekam 1.000 Birr, umgerechnet nur etwa 31 Euro, damals jedoch viel Geld, das als Startkapital reichte.

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Aguwaguwash Meridew betreibt heute eine kleine Boutique sowie ein Café in Midda.

Aguwaguwash investierte es in Obst und Gemüse, das sie bei lokalen Bauern und von Händlern aus Addis Abeba kaufte, und bot sie auf dem Markt in Meragna an. Mit Erfolg. Von ihrem nächsten Kredit mietete sie eine Wellblechbude am zentralen Kreisverkehr der Stadt und verkaufte Plastikschuhe.

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Das erste Mal in ihrem Leben konnte sie etwas Geld sparen – für sich, ihren Mann und ihre vier Töchter, denen sie bieten wollte, was ihr verwehrt blieb: Bildung.

Schon mit 13 Jahren hatte sie die Schule abgebrochen, weil sie ihrer alleinerziehenden Mutter zu Hause helfen musste. Bis auf ihre jüngste Tochter, die fünfjährige Redet, die den Almaz Böhm Kindergarten in Meragna besucht, studieren die älteren Töchter oder haben bereits einen Hochschulabschluss. “Meine größte Angst war, dass wir als Analphabeten beschimpft werden. Ich bin so froh, dass es anders gekommen ist!”, sagt Aguwaguwash inmitten ihres geräumigen Wohnzimmers mit Couchgarnitur und schicker Holzvitrine.

Seit vergangenem Jahr betreibt die 40-Jährige neben ihrer Schuhboutique auch noch ein Café. Besonders stolz ist sie auf Ehemann Abreham. Wie sie brach er die Schule frühzeitig ab, um seinen Militärdienst zu leisten. Zurück in Meragna holte er seinen Schulabschluss an einer Abendschule nach und machte per Fernkurs einen Abschluss in Buchhaltung.

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“Das schaffen wir jetzt auch allein”

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“Ohne meine Frau, die uns alle finanziell unterstützt und sich um die Kinder gekümmert hat, die mich immer motiviert, mich weiterzubilden, hätte ich das nicht geschafft”, sagt der 50- Jährige, der bei der Bankfiliale gegenüber des Wohnhauses arbeitet und noch ein Bachelorstudium absolviert.

Mit seinem Monatslohn von umgerechnet 50 Euro und Aguwaguwashs Einnahmen von monatlich etwa 490 Euro konnte das Ehepaar den letzten Kredit vollständig tilgen. Ihren Neubau wollen sie nun ohne Darlehen stemmen. “Das schaffen wir jetzt auch allein.”

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“Ich wollte nicht, dass Menschen für Menschen uns verlässt, doch als mir eine Mitarbeiterin erklärte, dass es vielen Menschen in anderen Gebieten des Landes so schlecht geht wie einst uns, verstand ich, dass ich sie gehen lassen musste”, erinnert sich die 39-jährige Ayinalem Belete in ihrer Bar.

Es duftet nach frisch aufgebrühtem Kaffee und Popcorn, das sie Gästen anbietet. Das Gebäude, in dem sie heute ihre Kneipe betreibt, war einst alles, was sie hatte. Hier wohnte sie mit Mann und den Kindern, hier servierte sie das lokale Bier “Tella”. Umgerechnet etwa sechs Euro nahm sie damit in der Woche ein. Davon zahlte sie die Pacht für einen kleinen Acker, den ihr Mann bestellte.

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Mikrokredit veränderte alles

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“Das Leben war hart”, sagt Ayinalem. “Nur weil uns meine Eltern und Brüder häufig etwas Essen zusteckten, mussten wir nicht hungern.” Um etwas an der Situation zu ändern, trat sie wie Aguwaguwash in eine Mikrokreditgruppe ein und stockte mit dem ersten Kredit das Sortiment in ihrer Bar um Bier und Softdrinks auf.

Ihr Konzept ging auf. Sie bezahlte den Kredit plus Zinsen zurück und nahm schon bald ein weiteres Darlehen auf. Das fiel höher aus, wie bei allen Frauen, die bewiesen, dass ihre Geschäftsidee funktioniert und sie mit Geld umgehen können.

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Ayinalem Belete mit ihrer Tochter Seble Girma

Über die Jahre errichtete sie hinter der Bar ein Wohnhaus und ein Mietshaus. Sieben Zimmer kann sie vermieten. Den letzten Kredit investierte sie in eine Kuh, die wenig später ein Kalb zur Welt brachte. Beide stehen mit weiteren Tieren in einem Stall im hinteren Teil ihres Grundstücks.

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Mit dem Barbetrieb, Verkauf der Milch und Zimmervermietung nimmt sie umgerechnet etwa 170 Euro im Monat ein. Damit bezahlt sie den Kredit ab und möchte mit einem weiteren Darlehen ihr Getränkeangebot und die Viehzucht erweitern. “Außerdem plane ich, die Bar und mein Haus umzubauen”, erzählt sie und kramt einen Bauplan aus dem Regal. “Dann werde ich sogar eine eigene Dusche haben.”

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Heute gibt es 13 Mikrokreditgemeinschaften in Midda

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Über Zinsen und Tilgungen der Kredite finanzieren sich alle der inzwischen 13 Mikrokreditgemeinschaften in Midda selbst. Sie haben sich zu einer Union zusammengeschlossen, die insgesamt über umgerechnet 930.000 Euro verfügt.

Ayinalems Gruppe trifft sich regelmäßig und entscheidet über die Aufnahme von neuen Mitgliedern. “Interessierte Frauen müssen uns beweisen, dass sie drei Monate etwas Geld zur Seite legen können.” Besonders gerne unterstützt Ayinalem junge Frauen, die gerade die Schule beendet haben und arbeitslos sind.

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Wasser marsch! Ayinalem hat einen eigenen Wasseranschluss. Für weniger als einen Cent pro Kanister verkauft sie es an Nachbarn.

Ayinalem selbst besuchte nie eine Schule. Mit neun Jahren wurde sie mit einem älteren Mann verheiratet, den sie nie zuvor gesehen hatte. Mit 13 Jahren bekam sie ihr erstes Kind, acht weitere folgten. Trotzdem konnte Ayinalem allen ermöglichen, zur Schule zu gehen. Sie arbeiten heute als Lehrerin, Lkw-Fahrer, Ladenbesitzerin, eine Tochter studiert.

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“Meine jüngste Tochter Kalkidan ist die erste, die nicht barfuß zur Schule gehen muss. Für sie kann ich auch endlich die Schulbücher bezahlen”, sagt Ayinalem, die an einem Kurs in Familienplanung teilnahm, den Menschen für Menschen in Midda anbot und nun mit einem Hormonstäbchen verhütet.

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Impulse verbreiten sich in Midda weiter

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Immer wieder reist sie in Dörfer, um mit Frauen über Nachteile zu sprechen, die zu viele Kinder mit sich bringen. “Ich hatte lange keine andere Option, da ich nicht einmal wusste, wie ich verhüten soll. Daher möchte ich die Frauen aufklären.”

Diese Weitergabe von Wissen – von Freundin zu Freundin, von Nachbarin zu Nachbarin, von Dorf zu Dorf – gehört ebenfalls zum Nachhaltigkeitskonzept von Menschen für Menschen. Impulse verbreiten sich und finden selbst Jahre nach dem Rückzug der Stiftung noch Nachahmer.

Einige Kilometer von Meragna entfernt, steht Shita Hailu auf seinem Feld. Er bückt sich, greift nach einem Büschel des äthiopischen Nationalgetreides Teff, schneidet es gekonnt mit einer Sichel ab. Das kleine Feld des 74-Jährigen liegt am Fuße des Berges Shimbra Meda, der einst dicht bewaldet war.

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Nach dem Kahlschlag die Katastrophe

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Nach und nach holzten ihn die Bewohner der umliegenden Dörfer ab, um Brennmaterial und Bauholz zu gewinnen. Ohne Bäume und Sträucher gab es bei Regen keinen Halt mehr: Wasser schoss die Hänge hinab, riss Erde mit. Wie der Acker von Shita versanken viele Felder im Morast. Vieh rutschte auf dem steinig glatten Boden aus und stürzte in die Tiefe. Familien waren und sind in der abgelegenen Region von der Landwirtschaft und ihren Nutztieren abhängig, “Wir konnten nie sicher sein, ob wir genug zu essen haben”, erinnert sich Shita.

Um die Lebensgrundlage der Menschen wiederherzustellen und sie nachhaltig zu erhalten, startete Menschen für Menschen 2008 am Shimbra Meda ein Aufforstungsprojekt. Die Bauern pflanzten auf den abgeholzten Hügeln Setzlinge, die ihnen von der Stiftung zur Verfügung gestellt wurden: Akazien, Silbereichen, Kordien – heute übersäen Bäume und Büsche die Hänge.

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Shita Hailu wohnt direkt am Fuß des Berges Shimbra Meda.

“Seitdem der Berg wieder grün ist, können wir auf unseren Feldern Teff, Sorghum und Bohnen anbauen und müssen nicht mehr hungern”, sagt Shita, dessen tiefe Falten von einem harten Leben erzählen. Heute erwirtschaftet er auf dem Feld am Hang und auf zwei weiteren Äckern sogar regelmäßig einen Überschuss. “Habe ich zu viel, schenke ich es anderen oder spende es der Kirche.”

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Doch was sich heute nach einem wirksamen Schritt anhört, kam in den Gemeinden am Fuße des Berges zu Beginn nicht gut an. “Viele haben unseren Vorschlag, den Berg zur Schutzzone zu erklären, abgelehnt. Sie brauchten das Holz und wussten nicht, wo sie es sonst schlagen sollten”, erinnert sich Wossenyelewem Mengistu, damals Projektleiter der Äthiopienhilfe in Midda.

Es gebe immer diejenigen, die Veränderungen ängstlich und kritisch gegenüberstehen – vor allem dann, wenn sie von außen an eine Gemeinde herangetragen werden. Und es gebe solche, die offen sind für Innovationen. An diese Menschen richteten sich die Mitarbeiter der Stiftung und fuhren mit ihnen zu einem erfolgreichen Aufforstungsprojekt in einem benachbarten Projektgebiet.

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Alle haben verstanden: Der Wald muss geschützt werden

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“Unsere Hoffnung war, dass diese Bauern und wichtige Persönlichkeiten der Gemeinde auf dem Feld beim gemeinsamen Kaffee von unseren Erfolgen berichten.” Um den Familien außerdem eine Quelle für Brennholz zu geben, schenkte Menschen für Menschen ihnen schnell wachsende Eukalyptus-Setzlinge, die sie im eigenen Garten pflanzen konnten.

Die Überzeugungsarbeit funktionierte: Heute haben Shita und die anderen Bewohner am Shimbra Meda verstanden, dass der Wald auf dem Berg geschützt werden muss – für sie und ihre Kinder und Enkel. “Wir sind so froh, dass der Wald wieder da ist”, sagt Shita. “Niemand soll ihn jemals wieder anfassen.”

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Mit Mikrokredit zum eigenen Restaurant

Schwerpunkt: Einkommen
Projektgebiet: Wogdi
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Ein guter Plan ist der erste Schritt zu seiner erfolgreichen Umsetzung. Das weiß auch Yeshi Asfaw aus der Region Wogdi. Dank ihrer Zielstrebigkeit und einem Mikrokredit von Menschen für Menschen betreibt die 35-Jährige heute ein gut besuchtes Restaurant.

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Schon früher hat Yeshi auf dem Markt in ihrem Heimatort an einem eigenen Stand Fladenbrot und Tee verkauft. Pro Markttag nahm sie damit aber nur etwa 30 Euro ein, die für sie, ihren Mann und ihre Kinder reichen mussten. “Das Geld, das wir verdienten, haben wir sofort wieder ausgegeben. Meistens fürs Essen”, erzählt sie.

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Frauen in Äthiopien noch immer benachteiligt

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Jeder vierte Äthiopier hat weniger als 1,60 Euro am Tag zur Verfügung und lebt wie Yeshi und ihre Familie von der Hand in den Mund. Wir helfen, Perspektiven zu entwickeln: Mit Mikrokrediten unterstützen wir Frauen, ein Geschäft zu gründen. Denn Frauen sind in Äthiopien noch stark benachteiligt. Mit einem eigenen Einkommen verbessern sie ihre Lebensbedingungen und auch die ihrer Familien. Das stärkt die ganze Gesellschaft.

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Mit Plan und Mikrokredit zum Erfolg: Yeshi Asfaw betreibt seit 2014 ihr eigenes Restaurant in der Region Wogdi.

Als Menschen für Menschen 2014 in der Projektregion Wogdi eine Kreditgemeinschaft ins Leben gerufen hat, ist Yeshi als eine der ersten beigetreten. Sie hatte sofort einen Plan: “Unser Haus hat eine sehr gute Lage direkt am Marktplatz. Ich war mir sicher, dass ich mit einem Restaurant Erfolg haben würde.”

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Willenskraft und Mikrokredit-Training

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Schrittweise hat Yeshi ihr Vorhaben verfolgt: Ein halbes Jahr hat sie monatlich einen Centbetrag, den ihre Familie aufbringen konnte, gespart und damit ihre Willenskraft bewiesen. Danach hat sie in einem Mikrokredit-Training gelernt, wie sie das Geld bestmöglich investiert, bevor sie ihr Darlehen aufgenommen hat.

Heute kann Yeshi verlässlich für ihre Familie sorgen. Für umgerechnet etwa 185 Euro hat sie einen Kühlschrank und Getränke gekauft und ihr Restaurant eröffnet. Wenn Markt ist, verdient sie nun bis zu 430 Euro. Damit kann sie ihre Familie viel ausgewogener ernähren. Für ihre Kinder wünscht sie sich, dass sie die Schule erfolgreich abschließen: “Sie sollen in unserem Land etwas bewegen.”

Gemeinsam wollen wir viele weitere Frauen in Äthiopien dabei unterstützen, ihre Pläne zu verwirklichen und sich eine sichere Existenz aufzubauen. Bitte machen Sie mit!

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Die Stiftung Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. Sie wird beim Finanzamt München unter der Steuernummer 143/235/72144 geführt und wurde zuletzt mit Bescheid vom 6. September 2021 wegen Förderung steuerbegünstigter Zwecke von der Körperschafts- und Gewerbesteuer befreit und somit als gemeinnützige Organisation anerkannt.