Doch seither hat sich eigentlich viel getan: Die Wirtschaft des Landes wächst im Rekordtempo und hat Äthiopien den Ruf als “Afrikanischer Tiger” eingebracht. Doch mit jeder neuen Dürre zeigt sich, wie fragil der Aufschwung ist. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung sind nach wie vor Kleinbauern, die von dem leben, was ihr Acker hergibt. Rücklagen für schlechte Zeiten haben sie nie bilden können. Jeder Ernteausfall bedroht schon bald ihre Existenz.
Ahmed Sirag winkt uns in seine ärmliche Rundhütte. Rostige Töpfe und ein Bündel Holz liegen herum. Hinter einer Plane: die Strohmatte der Eltern. Die Kinder schlafen auf dem Lehmboden. “Dort lagerte immer unser Getreide”, sagt Ahmed und deutet auf die nackte Wand. 300 Kilo Weizen und Gerste erntete er in guten Jahren. Dazu ein paar Kilo Mais und ein wenig Gemüse. Ein mannshoher Stapel Säcke, der die Familie bis zur nächsten Ernte ernährte. Morgens gab es Gerstenbrei, mittags und abends “Injerra”, das traditionelle Fladenbrot aus Sauerteig.