Elias Lemma hat am Containerumschlagplatz Modjo alle Lieferungen für die Stiftung im Blick

Über See, Schiene und Straße: Der lange Logistikweg der Importgüter

05

Von Wasserrohren über OP-Tische bis hin zu solarbetriebenen Kühlschränken: Viele der in den Projektgebieten benötigten Geräte und Materialien müssen noch importiert werden. Ein anspruchsvoller logistischer Prozess, an dem viele Hände und Köpfe mitwirken.

 

Zwischen den meterhoch aufeinandergestapelten Containern erscheint Elias Lemma wie ein Zwerg. Lastwägen rattern an dem 48-Jährigen in gelber Warnweste vorbei. Neben ihm bugsiert ein Kranfahrer eine tonnenschwere Ladung an seinen vorgesehenen Lagerplatz im Trockenhafen von Modjo. Seit der Unabhängigkeit Eritreas im Jahr 1991 besitzt Äthiopien keinen direkten Zugang zum Meer. Vorwiegend wickelt der Binnenstaat seine Warentransporte daher über das Nachbarland Dschibuti ab. Von dort gelangen die Importe über Schienen oder Straßen zu Containerumschlagplätzen wie Modjo. „Hier, am Ende des Geländes, ist der Bahnhof für die Güterzüge“, erklärt Elias Lemma. Er ist bei Menschen für Menschen dafür verantwortlich, die Lieferungen für die Stiftung bei den Zollbehörden im Trockenhafen auszulösen.

„Einige Dinge lässt uns die Regierung als Hilfsorganisation zollfrei einführen, für anderes müssen wir die Importgebühren entrichten“, sagt Elias Lemma, der die rund 80 Kilometer lange Strecke von Addis Abeba oft mehrmals im Monat zurücklegt. „Ich bereite alle Dokumente vor, kontrolliere die Ware und gebe sie zur Abholung frei“, sagt er. „Zu lange darf ich damit nicht warten – sonst drohen zusätzliche Gebühren für die Lagerung.“

Elias lemma beaufsichtigt die Importe der Stiftung.
Elias Lemma hat am Containerumschlagplatz Modjo alle Lieferungen für die Stiftung im Blick.

Der Umschlag der vollgeladenen Container in Modjo ist ein wichtiger Zwischenschritt in einem langen und verzweigten logistischen Prozess, über den Waren aus Europa und anderen Ländern nach Äthiopien gebracht werden. „Am Anfang steht der Bedarf aus unseren Projektgebieten“, erklärt Yosef Abdisa. Er ist in der äthiopischen Projektzentrale von Menschen für Menschen für die Logistikthemen verantwortlich. Zunächst schaut er, welche Waren in Äthiopien selbst in der geforderten Qualität verfügbar sind. „Bänke und Tische für Schulklassen finde ich mittlerweile gut vor Ort. Auch einige Baustoffe oder moderne Bienenkörbe“, zählt Yosef Abdisa auf. Für diese Produkte startet er eine Ausschreibung unter äthiopischen Firmen. Das beste Preis-Leistungsverhältnis gewinnt. Den Rest der Bestellung gibt er an das Team Einkauf und Logistik im Stiftungsbüro in München weiter.

Yosef Abdisa und seine Kollegen kümmern sich auch um den Weitertransport der Ware im Land. Lange Stahlrohre ebenso wie empfindliche Mikroskope müssen auf Lastwagen und Autos verteilt werden, damit sie sicher die abgelegenen Projektregionen erreichen. „Das ist besonders zur Regenzeit eine große Herausforderung“, sagt Yosef Abdisa, „die Straßen sind dann oft in einem noch schlechteren Zustand als ohnehin schon.“ Die Stiftung hat viel vor: Mehrere Schulen sind in Planung, für Wasserversorgungssysteme müssen elektrische Pumpen und Generatoren herbeigeschafft werden und das TVET in Bure steht kurz vor der Fertigstellung – rund 2.000 Maschinen, Geräte und Werkzeuge stehen für seine Ausstattung auf den Importlisten. Die Arbeit für die Logistikexperten bei Menschen für Menschen wird also auch in Zukunft nicht weniger.

Mehr spannende Geschichten aus unserem Äthiopien-Blog