Bajaj-Fahrer in der Stadt Mekane Selam warten auf Kundschaft.

Das Rattern der Bajaj: Unterwegs mit der Auto-Rikscha

19
Mai 2025

Aktuelles

Amare Alebachew wartet auf Kundschaft. So wie die anderen Rikscha-Fahrer, die in der Stadtmitte von Mekane Selam am Straßenrand parken. Sie stehen zusammen, lachen oder halten in ihrem Fahrerhaus ein Nickerchen. „Wir haben eine Warteliste“, erklärt Amare. Gemeinsam bezahlen die Taxifahrer jemanden dafür, dass er ihre Nummernschilder registriert, wenn sie den Sammelpunkt erreichen. Nach und nach kommen sie an die Reihe. „So streiten wir uns nicht um die Gäste.“

 

Mobilität auf drei Rädern

So wie in Mekane Selam prägen die nach ihrem indischen Hersteller benannten Bajaj (gesprochen: Badschadsch), das Bild vieler Städte im ländlichen Äthiopien. Ratternd fahren die dreirädrigen Auto-Rikschas über die holprigen Straßen, hüpfen über Schlaglöcher, knattern vorbei an Fußgängern – und füllen damit eine Transportlücke. Mit ihnen erreichen die Menschen schneller als mit Pferde- oder Eselskarren und günstiger als mit Kleinbussen ihr Ziel. Landwirtinnen und Landwirte fahren mit ihnen nach dem Marktbesuch in die umliegenden Dörfer, ältere Menschen zum Arzt. Manchmal ragen aus den Fenstern Bretter eines Regals, das jemand nach Hause transportiert.

Umgerechnet etwa 20 Cent kostet eine Fahrt pro Person innerhalb der Stadt. 350 Birr, rund sechs Euro, erwirtschaftet Amare täglich an Gewinn. An Markttagen etwas mehr. „Besonders lukrativ sind große Hochzeiten“, sagt er. Neben den spontanen Fahrten hat er sich einen festen Kundenstamm aufgebaut.

Taxifahrer Amare sitzt in seinem Bajaj und lächelt. Er hat es schön gestaltet.
Taxifahrer Amare Alebachew wartet in seiner Bajaj auf Kundschaft.

Um sich von der Konkurrenz abzuheben, verschönerte er seine Bajaj: Er ließ eine Tür für die Gäste einbauen, hat die Sitze zusätzlich gepolstert. Eine Zeichnung seines Lieblingssängers Bob Marley ziert das Fahrzeugheck. Vorne, über dem Reifen, prangen zwei Leoparden: „Sie stehen für Stärke“, erklärt Amare. Der 28-Jährige hat nicht immer als Taxifahrer gearbeitet. Er ließ sich zum Lehrer ausbilden und wurde in einer sehr ländlichen Gegend eingeteilt. „Dort zu leben und zu unterrichten war extrem hart. Ich habe kaum Geld verdient“, berichtet Amare. Vor drei Jahren beschlossen seine Eltern, ihm eine Alternative zu schaffen und kauften ihm eine der Rikschas. Den Kaufpreis von umgerechnet rund 2.000 Euro stotterte er bei ihnen ab. Als das Fahrzeug kaputtging, investierte er in ein neues Modell.

Amare ist froh über seinen Berufswechsel. Er lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen und erlebt mit ihnen auch ganz besondere Momente: „Ich bringe häufig Frauen mit Wehen ins Krankenhaus. Wenig später hole ich dann strahlende Mütter mit ihren Neugeborenen ab“, erzählt er. „Das mitzuerleben, macht mich sehr glücklich.“

Eine Frau läuft durch die Mittagssonne und schützt sich mit einem Sonnenschirm. Im Hintergrund fährt eine Bajaj
Blau-weiße-Taxis: Mit den dreirädrigen Rikschas gelangen Menschen im ländlichen Äthiopien günstig und schnell von A nach B.
Ein Bajaj-Fahrer in Mekane Selam vor seiner Auto-Rikscha.
Amare ist froh über seinen Berufswechsel zum Bajaj-Fahrer.
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