Ein Mann in einem weißen Hemd steht an einem sonnigen Tag zwischen den Ästen eines Baumes.

Der Wunderbaum: die vielseitige Nutzung von Moringa

24
Sep. 2025

Aktuelles

Im Dorf Mehal Chelbe, am Rand von Yisak Langanos Garten, wächst ein Superfood: Mehr als drei Meter reckt sich der Stamm des Moringa-Baumes in die Höhe, teilt sich in mehrere Äste, aus denen grüne, daumengroße Blätter sprießen. Sie gelten als Kraftpakete, enthalten mehr Vitamin C als Orangen, mehr Kalzium als Milch und mehr Eisen als Spinat. Und da sie ganzjährig wachsen, kann Yisak die Blätter, wann immer er möchte, pflücken. Seine Frau Alemitu mischt sie mit Zwiebeln und Chili zu einer kohlähnlichen Gemüsebeilage, die die Familie mit Brot isst. Oder brüht aus ihnen eine Suppe.

 

Früher kaufte das Ehepaar die wertvollen Blätter des dürreresistenten Baumes auf dem Wochenmarkt. Doch vor vier Jahren brachte Yisak von einem Besuch der nächstgelegenen Großstadt Arba Minch einige Moringa-Samen mit. „Voller Vorfreude pflanzten wir sie ein“, berichtet der 67-Jährige.

Ein Baum überlebte. Yisak hockt sich vor den Stamm, setzt ein Messer an und trennt, ganz vorsichtig, einige Wurzeln aus dem Boden. Diese trocknet die Familie in der Sonne, zerschlägt sie anschließend zu einer Art Pulver „Das mischen wir mit Wasser und trinken es“, erklärt Yisak. „Es hält uns gesund.“

Hände wiegen sanft eine kleine grüne Moringa Pflanze.
Die Blätter des Moringa-Baumes sind voller Vitamine, Kalium und Eisen.

Moringa werden antibiotische, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Es hilft gegen Bluthochdruck und auch bei der Bekämpfung von Malaria, daran glauben zumindest die Bewohner des Dorfes. Nur ein paar Schritte von Yisaks Wunderbaum ragen Mini-Moringa-Bäume aus der roten Ackererde. Vor drei Monaten hat der Landwirt zwanzig Setzlinge von den Entwicklungsberatern von Menschen für Menschen erhalten. Etwa ein Jahr muss er nun warten, bevor er das erste Mal ihre Blätter und Wurzeln ernten kann.

Frisch oder als Pulver möchte er sie zum größten Teil auf dem Markt verkaufen und rechnet mit 30 bis 50 Euro Gewinn im Jahr. Ein kleiner Zuverdienst für die Familie, die bisher hauptsächlich Mais, Erbsen, Bohnen und Getreide anbaute. Nicht nur bei der Bevölkerung im Süden Äthiopiens, die Moringa seit jeher traditionell anpflanzt, sind das Gewächs und seine Bestandteile beliebt. Auch in der äthiopischen Hauptstadt und sogar weltweit steigt die Nachfrage: Moringa-Blattpulver wird für Nahrungsergänzungsmittel genutzt, sein Samen-Öl in der Kosmetikbranche. Während Investoren und die Regierung versuchen, Wertschöpfungsketten im Land aufzubauen, freut sich Yisak erst einmal über seine neue kleine Garten-Moringa-Farm: „Bald schenken mir die Bäume unendlich Nahrung, Medizin und Geld“, sagt er und lacht zufrieden.

Frau sitzt auf dem Boden neben der Tür und sortiert grüne Moringa Blätter.
Die Moringa-Blätter können als Gemüse oder in einer Suppe gekocht werden.

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