Der Unity Park zeigt Äthiopiensgeschichte zum anfassen im Kleinformat

Äthiopien im Kleinformat: Entdeckungstour im Unity Park

19
Juni 2025

Reise

Sabaha Aba Biya hat sich und ihre neun Monate alte Tochter Afinan in Schale geworfen. In einem braun-goldenen, mit Pailletten besetzten Kleid und hellem Kopftuch schlendert die junge Mutter mit einigen Freundinnen durch die Anlage des Unity Park. „Heute, am Feiertag, machen wir einen Ausflug“, erklärt Sabaha. Sie ist in Jimma, einer Stadt rund 350 Kilometer westlich von Addis Abeba, geboren. Nun lebt sie in der Hauptstadt.

 

So wie sie gehören auch die anderen Frauen den Oromo, der größten Volksgruppe Äthiopiens, an. Mehr als 80 Ethnien leben in Äthiopien. Den größten ist im Unity Park ein Pavillon gewidmet: ihren Traditionen, der Kunst und der Musik. Sabaha und ihre Freundinnen sind am Haus der Somali angekommen, einer Gruppe, die überwiegend im Osten des Landes, an der Grenze zu Somalia lebt. „Wie schön es hier drin aussieht“, sagt Sabaha als sie in einen der rundlichen Räume im Inneren des Lehmbaus tritt. Sie schaut an die verzierte Decke. „Es ist toll zu sehen, wie Menschen in anderen Teilen des Landes leben.“

Geschichte zum Anfassen

Der Unity Park wurde im Herbst 2019 auf dem Gelände des ehemaligen Kaiserpalastes inmitten der Hauptstadt eröffnet. Gäste können den Thronsaal besichtigen, aber auch die Folterkammern des kommunistischen Regimes, das ebenfalls von hier aus regierte. Eine Ausstellung führt durch die Geschichte, die Mythologie und Religionen des Landes. Es gibt ein Löwengehege, einen Zoo, sogar ein Aquarium.

Während Sabaha und ihre Freundinnen in der großen Festhalle des Palastes angekommen sind, steht Dereje Kebede vor einer lebensgroßen Statue eines Pferdes. Seine schulterlangen Dreadlocks aus dem Gesicht gebunden, tunkt er seinen Pinsel in einen Eimer goldener Farbe und streicht über die Mähne des modernen Kunstwerks. Dereje ist eigentlich Professor an einer Kunsthochschule in Addis Abeba, doch seit rund drei Wochen ist sein Arbeitsplatz der Park.

Dereje Kebede verschönert für Gäste wie Sabaha die Artefakte und Kunstwerke.
Dereje Kebede verschönert für Gäste wie Sabaha die Artefakte und Kunstwerke.

„Ich restauriere die historischen Gebäude, Artefakte und Pavillons im Park“, erklärt er. Witterung und Besucherströme haben ihnen zugesetzt. Einige Kunstwerke gestaltet er auch um. Er gibt ihnen, wie den Pferden, ein neues Aussehen. „So können die Menschen immer etwas Neues entdecken“, sagt er. Der Geschichte des eigenen Landes so nah zu sein, in die Kultur der einzelnen Ethnien des Landes einzutauchen, findet Dereje spannend. Welcher Volksgruppe er selbst angehört, verrät er nicht, denn für ihn zählt: „Ich bin Äthiopier und Künstler – und Kunst kann verbinden.“

Frauen beim Besuch des Unity Park in Addis Abeba.
Sabaha Aba Biya und ihre Freundinnen bestaunen die alten Paläste und neuen Bauten im Freizeitpark
Der Unity Park in Addis Abeba.
Der Unity Park wurde im Oktober 2019 auf dem Gelände des Nationalpalastes eröffnet.

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