 
    Schutz für Frauen in Äthiopien
MFM stärkt Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt in Konfliktgebieten
„Die Welt gibt in 24 Stunden mehr für Waffen aus als in einem Jahr für die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt in Konfliktgebieten“ – mit diesem eindringlichen Satz machte Pramila Patten, die UN-Sonderbeauftrage für sexualisierte Gewalt, den UN-Sicherheitsrat auf ein drastisches Missverhältnis aufmerksam. Insbesondere Frauen und Mädchen sind während Konflikten einem hohen Risiko ausgesetzt, Opfer sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt zu werden, häufig ohne Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe.
Menschen für Menschen setzt genau hier an: Gemeinsam mit der Family Guidance Association of Ethiopia (FGAE) und in enger Zusammenarbeit mit der Lokalregierung der Verwaltungsregion Amhara in Äthiopien hat die Organisation Ende 2023 ein Projekt ins Leben gerufen, das Frauen und Mädchen unterstützt, die während des Amhara-Kriegs in der Konfliktzone von North Wollo Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt wurden. Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert, und durch die Beratung von Engagement Global und deren Unterabteilung bengo ermöglicht.
Beeindruckende Bilanz nach anderthalb Jahren Projektlaufzeit
Nach rund 18 Monaten zeigt das Projekt deutliche Wirkung: Über 8.000 Frauen und Mädchen erhielten Zugang zu psychologischer Betreuung und psychosozialer Unterstützung. Zudem erhielten knapp 100 Frauen ein Gründerinnen-Training, um wirtschaftliche Selbstständigkeit und Sicherheit zu erreichen. Sechs vom Krieg zerstörte Gesundheitseinrichtungen wurden wieder aufgebaut und renoviert, das medizinische Personal zudem in Behandlungsangeboten für Opfer sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt geschult. Rund 31.500 Menschen profitieren von den Renovierungen der Gesundheitseinrichtungen und dem verbesserten Behandlungsangebot in ihrer Nähe. Über 14.000 Männer und Frauen wurden darüber hinaus durch Aufklärungskampagnen, öffentliche Veranstaltungen und Schulprogramme für psychische Gesundheit sensibilisiert.
„In einer von der FGAE und Menschen für Menschen durchgeführten Studie gaben 53 Prozent der Frauen in der Konfliktregion North Wollo an, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt erlebt zu haben“, sagt Dr. Sebastian Brandis, Vorstandssprecher der Stiftung Menschen für Menschen. „Der Bedarf an Schutz und Stärkung ist daher immens. Mit unseren integrierten Maßnahmen schaffen wir nicht nur psychologische und wirtschaftliche Unterstützung für die Betroffenen, sondern leisten gleichzeitig wichtige Aufklärungsarbeit, um geschlechtsspezifischer Gewalt vorzubeugen. Besonders erfreulich ist, dass wir unsere Bemühungen für den Schutz und die Unterstützung von Betroffenen sexualisierter Gewalt ab November 2025 in einem neuen, ähnlich konzipierten Projekt in Tigray mit Unterstützung des BMZ für drei weitere Jahre fortsetzen können.“
Menschen für Menschen setzt auf Prävention
Neben den Projektmaßnahmen in der Konfliktzone in Amhara setzt MFM seit über 40 Jahren in den derzeit dreizehn Projektregionen auf kontinuierliche Prävention, um schädlichen traditionellen Praktiken entgegenzuwirken. Zu letzteren zählen beispielsweise die Beschneidung weiblicher Genitalien, Frühverheiratung von Mädchen oder auch Vergewaltigungen von Mädchen und Frauen, um Zwangsverheiratungen herbeizuführen.
Menschen für Menschen führt in verschiedenen Projektgebieten Aufklärungsveranstaltungen durch, bei denen lokale religiöse Autoritäten, einflussreiche Gemeindemitglieder sowie Eltern über die Folgen schädlicher traditioneller Praktiken informiert werden. Auch an Schulen setzen wir direkt an: In speziellen Clubs werden Lehrkräfte und Sozialarbeiterinnen geschult, damit sie Schülerinnen und Schüler beispielsweise im Rahmen eines Theaterstücks für die Gefahren von schädlichen traditionellen Praktiken sensibilisieren können. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, nachhaltige Verhaltensänderungen in den Gemeinden zu bewirken – und Frauen und Mädchen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen.