Was motiviert Sie, in einer Region wie Dale Wabera zu arbeiten?
Zerihun Gezahegne: Gibt es etwas Besseres als Armut zu bekämpfen, Wissen zu vermitteln und zu erleben, wie es den Menschen Stück für Stück besser geht? Unsere Arbeit macht einen Unterschied und ich kann Fortschritte direkt verfolgen. Die Bauern in Dale Wabera haben großes Vertrauen in uns und unsere Arbeit und sind sehr offen für Neuerungen. Wenn sie mir dann erzählen, wie sich ihr Leben durch unsere gemeinsamen Bemühungen verbessert hat, ist das ein sehr gutes Gefühl! Und es zeigt mir, dass unser Ansatz wirkt und wir unser Land langfristig wirklich verändern.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Zerihun Gezahegne: Meistens arbeite ich zehn Stunden; aber jeder Tag ist anders. Wenn zum Beispiel tagsüber mal wieder das Internet ausfällt, schreibe ich auch spät abends oder sehr früh am Morgen noch E-Mails. Etwa die Hälfte meiner Zeit bin ich im Büro. Ich mache Pläne und achte auf ihre Einhaltung. Ich kümmere mich darum, dass alles, was wir für unsere Arbeit hier brauchen, auch rechtzeitig da ist. Sei es das Saatgut für die Familien oder das Benzin für unsere Fahrzeuge. Und ich habe immer ein offenes Ohr für meine Mitarbeiter.
Die andere Hälfte meiner Arbeitszeit verbringe ich direkt mit den Familien, manchmal auch mehr. Das hängt ganz von der Jahreszeit ab. Während der Regenzeit bin ich zum Beispiel größtenteils mit den Bauern draußen auf dem Feld, koordiniere die Aussaat oder die Bodenarbeiten. Immer wieder bewundere ich die Tatkraft der Väter und Mütter, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Sie haben in der Stadt gelebt, in Dublin und Addis Abeba. Gibt es etwas, was Sie hier auf dem Land, weit weg von allem, vermissen?
Zerihun Gezahegne:Die Unterschiede sind schon sehr groß. Noch dazu lebt meine Familie in Addis Abeba, 12 Autostnuden von Dale Wabera entfernt, und ich sehe sie nur alle zwei Monate oder in den Ferien. Manchmal habe ich Heimweh. Dann treffe ich mich mit Kollegen und Freunden, um auf andere Gedanken zu kommen. Im Team gibt es einen tollen Zusammenhalt. An den Wochenenden essen wir oft zusammen, trinken Kaffee oder spielen Volleyball. Und aus Addis Abeba bringe ich mir immer einen großen Kanister Olivenöl mit. Denn das gibt es nämlich wie vieles nicht in Dale Wabera.
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