Knapp 330 Teilnehmende haben das fünftägige Training bislang absolviert. Sie entwickelten ihre Geschäftsideen weiter, analysierten Absatzmärkte und Zielgruppen, arbeiteten an Schwächen im Konzept und formulierten konkrete Erfolgsziele. „All das mündet schließlich in einem Businessplan“ erklärt Daniel Asrat, Leiter des Trainingsprogramms der Stiftung. Wer den Kurs erfolgreich abschließt, kann sich um ein Startkapital von 1.000 Euro beim BIC bewerben – oder aus eigenen Mitteln starten.
So wie der 63-jährige Kefyalew Worku. Obwohl sich das BIC-Training vor allem an junge Gründerinnen und Gründer, steht es grundsätzlich allen offen. Fast die Hälfte seines Lebens arbeitete er für Menschen für Menschen: Als Landwirtschaftsexperte im ersten Projektgebiet im Erer-Tal, später als ATTC-Dozent und Leiter des Studiengangs Agrarökologie. „Die Disziplin und Leidenschaft, die ich damals meinen Studierenden beigebracht habe, stecke ich heute in meinen eigenen Milchbetrieb“, sagt er.
In Gummistiefeln und Blaumann schreitet Kefyalew durch den Stall, tätschelt einer seiner schmatzenden Kühe den Kopf. „Vor 15 Jahren habe ich mein erstes weibliches Kalb gekauft“, erzählt er. Doch anfangs lief es schleppend: Selbst als die Kuh ausgewachsen war, blieb eine Schwangerschaft aus. Freunde und Familie drängten ihn zum Verkauf, doch Kefyalew blieb stur. „Ich sagte allen: Das ist mein Hobby, und ich entscheide.“ Kurz darauf bekam die Kuh ihr erstes Kalb. In den Jahren danach vergrößerte er seinen Bestand. Heute besitzt Kefyalew knapp 90 Tiere. Privatpersonen, Kantinen und Restaurants, auch Mitarbeitende des Colleges gehören zu seinen Kundinnen und Kunden. Sie bezahlen pro Liter Milch umgerechnet 65 Cent. „Damit bin ich günstiger als andere Milchbetriebe“, sagt er. „Ich will aber, dass es sich jeder leisten kann.“ Kefyalew traf betriebliche Entscheidungen lange aus dem Bauch heraus „Damit ist jetzt Schluss“, sagt er. „Der Hof soll ein richtiges Unternehmen werden.“ Dafür kehrte er drei Jahre nach seiner Pensionierung an das College zurück und nahm ebenfalls am Wachstumstraining teil.
„Wir halfen ihm, einen Businessplan zu erstellen, mit dem er größere Kredite beantragen kann“, erklärt Trainer Daniel. „Und wir analysierten, wo sich Abläufe optimieren lassen. Innerhalb von drei Jahren möchte Kefyalew die Produktivität seiner Kühe mehr als verdreifachen – auf 1.000 Liter täglich. Einer der wichtigsten Stellschrauben ist besseres Futter.
Bisher verfütterte er eine Mischung aus Weizenresten und Biertreber aus einer nahegelegenen Brauerei. Fertiges Mischfutter ist teuer, also ließ Kefyalew sich eine eigene Futtermischanlage bauen – entworfen von ehemaligen College-Kollegen aus der Abteilung Fertigungstechnik. Was einst mit Kefyalew als Ein-Mann-Unternehmung begann, hat sich heute zu einer Betriebsstätte mit neun Mitarbeitenden ausgewachsen – sechs in Harar, drei seit Kurzem in der Nähe von Addis Abeba, wo er eine zweite Produktionsstätte aufbaut. „Dass Gründer mit ihrem Erfolg weitere Arbeitsplätze schaffen, ist eines der Ziele des Programms“, sagt Daniel Asrat. „Bei Kefyalew funktioniert das wunderbar.“