
Voller Kraft voraus
Bildung als Fundament
Vor mehr als 15 Jahren erbaute Menschen für Menschen in Dega Kedida eine weiterführende Schule. Seither lernen die Schülerinnen und Schüler hier in einem gesunden Umfeld. Unterstützt werden sie von motivierten Lehrkräften, die täglich für den Erfolg ihrer Schützlinge kämpfen – und vor allem junge Frauen fördern.
Frauenförderung groß geschrieben
In weniger als drei Monaten steht für die 18-jährige Yonatan Markos und ihre Klassenkameradinnen und -kameraden das Abitur an. Besteht Yonatan die Prüfung mit einer guten Note, kann sie an einer der staatlichen Universitäten Äthiopiens studieren. Während es bei ihren älteren Geschwistern dafür nicht gereicht hat, könnte Yonatan es schaffen. Sie ist eine der Besten in ihrer Klasse. Und als Mädchen wird sie an ihrer Schule besonders gefördert.
Das verdankt sie auch der Namensgeberin der Bildungseinrichtung, die rund 250 Kilometer südlich von Addis Abeba, in der Gemeinde Dega Kedida steht: Roman Tesfaye. Die Frau des späteren äthiopischen Premierministers Hailemariam Desalegn überzeugte bei einem Treffen vor knapp zwei Jahrzehnten den Stiftungsgründer Karlheinz Böhm, die veralteten Gebäude zu erneuern. 2008 stellte Menschen für Menschen den Neubau der Roman Dega Kedida Schule fertig: 16 helle Klassenräume für die Neunt- bis Zwölftklässler, eine Bibliothek und Toiletten wurden eingeweiht. Roman Tesfaye selbst kam in den Folgejahren immer wieder zu Besuch, spendete Schulmaterialien, sprach mit Schülerinnen. Vor allem ihnen wünschte die ehemalige First Lady endlich eine Chance auf gute Bildung.
Die Idee überlebte. „Unsere Lehrkräfte nehmen sich viel Zeit für die Schülerinnen“, erklärt Schulleiter Muluneh Timotiyos. Nach Unterrichtsschluss und bei gesondert einberufenen Treffen hören sie ihnen und ihren Sorgen zu. Sie bestärken die Mädchen, sich gegen ihre männlichen Mitschüler durchzusetzen oder dafür zu kämpfen, dass ihnen zuhause zeitintensive Hausarbeiten abgenommen werden. Auch eine Frauen-AG gibt es an der Schule. Sie klärt über Themen wie Menstruation auf und teilt, wenn benötigt, Binden aus. „Da viele unserer Absolventinnen heute gute Jobs haben, senden Eltern besonders ihre Töchter gerne zu uns“, berichtet der Schuldirektor stolz.


Dreimal pro Woche nimmt Yonatan an Tutorien teil, die für jede Jahrgangsstufe angeboten werden. In ihnen wird das Gelernte wiederholt und die Schülerinnen und Schüler im letzten Schuljahr gezielt auf die Abschlussprüfungen vorbereitet. Kurz nach 17 Uhr sind die Tutorien vorbei. Eineinhalb Stunden läuft sie nun noch nach Hause. All dieser Aufwand, der Stress und die Anspannung vor den Prüfungen werden sich aber lohnen, daran glaubt die Schülerin fest. „Ich möchte Jura studieren“, berichtet sie aufgeregt. „Und mich als Anwältin für Menschenrechte einsetzen, vor allem für die der Frauen!“