Am 16. März 1928 wurde Karlheinz Böhm als einziger Sohn des berühmten Dirigenten Karl Böhm (l.) und der Sopranistin Thea Linhard in Darmstadt geboren.
Karlheinz Böhm zog es auf die Bühne: 1948 kam es zu einem ersten, kurzen Engagement als Theaterschauspieler am legendären Wiener Burgtheater. Darauf folgten einige Jahre am renommierten Theater in der Josefstadt in Wien.
Als Schauspieler machten Karlheinz Böhm die 1955 bis 1957 gedrehten „Sissi“-Filme als Kaiser Franz Joseph an der Seite von Romy Schneider zum Weltstar.
Insgesamt drehte Böhm in drei Jahrzehnten 45 Kinofilme, feierte zahlreiche Triumphe auf den großen Bühnen und stellte eindrucksvolle Charaktere in vier Filmproduktionen von Rainer Werner Fassbinder dar. Die wohl skandalträchtigste Rolle spielte Karlheinz Böhm in Michael Powells „Peeping Tom – Augen der Angst“.
Mit dem Auftritt von Karlheinz Böhm bei „Wetten dass..?“ beginnt 1981 alles: Am 16. Mai wettet er in der ZDF-Sendung, dass nicht „jeder dritte Zuschauer eine Mark, einen Schweizer Franken oder sieben österreichische Schilling für Menschen in der Sahelzone spendet“.
Zwar gewinnt Karlheinz Böhm die Wette, doch es kommen 1,2 Millionen DM zusammen. Im Oktober fliegt er erstmals nach Äthiopien und besucht ein Flüchtlingslager in Babile.
Am 13. November 1981 gründet Karlheinz Böhm in Deutschland die Hilfsorganisation Menschen für Menschen.
Die Organisation beginnt 1982 mit der Ansiedlung von 2.100 Flüchtlingen aus dem Südosten Äthiopiens im Erer-Tal.
Berhanu Negussie war seit Anbeginn Karlheinz Böhms Begleiter. In den Anfangsjahren übersetzt er für ihn, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, heute ist Negussie Landesbeauftragter.
Während einer der größten Dürrekatastrophen Äthiopiens im Jahre 1984 rettet Menschen für Menschen Hunderttausende vor dem Hungertod.
Karlheinz Böhm, 1985: „Ich habe in Äthiopien Mutter Teresa bei den von Hunger kranken Menschen getroffen. Sie sagte: ‚Reden wir nicht lange, helfen wir.‘ Sie hat recht.“
1985 unterstützt Menschen für Menschen 85.000 Menschen, die von der äthiopischen Regierung aus den Dürregebieten des Nordens nach Illubabor (West-Äthiopien) umgesiedelt worden waren. 1988 wird das Hilfsprojekt in Illubabor zu einem integrierten ländlichen Entwicklungsprojekt ausgebaut.
Auf seiner Reiseschreibmaschine schreibt Karlheinz Böhm in den Anfangsjahren seine Erlebnisse in Äthiopien nieder, um die Welt über die unfassbare Armut zu informieren. Aus seinen Berichten ging das heutige NAGAYA MAGAZIN hervor.
Im Mai 1987 lernt Karlheinz Böhm Almaz kennen. Sie war nach Abschluss eines zweijährigen Studiums am Agricultural College in Awassa seit Anfang 1986 für Menschen für Menschen als Abteilungsleiterin für Viehzucht im Projektgebiet Erer tätig.
1992 wird das heutige Agro Technical and Technology College (ATTC) in Harar (Ost-Äthiopien) eröffnet.
In Mettu in der Provinz Illubabor eröffnet Menschen für Menschen 1996 das Kinder- und Jugendheim Abdii Borii.
Das Mettu Hospital wird 1998 von den Behörden in Illubabor zu Ehren und als Dank an Karlheinz Böhm in Mettu-Karl-Hospital unbenannt. 2001 wird es offiziell neu eröffnet.
ZDF und ORF würdigen 2002 das 20-jährige Engagement von Karlheinz Böhm mit einer Live-Gala. Die Zuschauer spenden mehr als 5,8 Millionen Euro.
Für seinen unermüdlichen Einsatz in Äthiopien wird Karlheinz Böhm 2003 die erste Ehrendoktorwürde der westäthiopischen Universität Jimma verliehen.
Im Rahmen ihres Aufenthaltes in Äthiopien 2004 besuchen Bundespräsident Horst Köhler und seine Frau Eva-Luise das Agro Technical and Technology College (ATTC) von Menschen für Menschen in der ostäthiopischen Stadt Harar.
2006 wetten 21 Oberbürgermeister mit Karlheinz Böhm, dass jeder dritte Einwohner ihrer Stadt einen Euro spendet. Die erste Städtewette ist geboren. Die Spenden von über zwei Millionen Euro aus dieser Aktion finanzieren den Bau von zehn Schulen in Äthiopien.
Almaz und Karlheinz Böhm stellen 2008 gemeinsam mit der damaligen Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Heidemarie Wieczorek-Zeul, das neue Bildungsprogramm „ABC-2015“ vor. Menschen für Menschen will damit Hunderttausenden Kindern bis zum Jahr 2015 eine Schulbildung ermöglichen.
Bei der großen ZDF-Gala „Alles Gute Karlheinz Böhm – ein Leben für Afrika“ spenden die Zuschauer 2008 insgesamt 7.445.657 Euro für die Äthiopienhilfe.
2011 startet Menschen für Menschen die zweite Städtewette. 22 Städte sowie zwei Sonderwettpartner wetten gegen Almaz und Karlheinz Böhm, dass jeder dritte Einwohner ihrer Stadt einen Euro spendet. Über drei Millionen Euro kommen für Bildungsprojekte in Äthiopien zusammen. 14 Schulen werden errichtet.
„Wie schön wäre es, wenn eines Tages die Menschen zu mir kämen und sagten: ‚Vielen Dank, Karl. Wir haben viel gemeinsam erreicht und wir brauchen Euch nicht mehr.'“
Karlheinz Böhm, der Gründer der Hilfsorganisation und ehemalige Schauspieler, verstirbt am 29. Mai 2014 im Alter von 86 Jahren in seinem Wohnort in der Nähe von Salzburg. Über 30 Jahre lang setzte er sich für bessere Lebensbedingungen in Äthiopien ein.